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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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jetzt vorgenommen hatte und während seiner Abwesenheit attraktiver geworden war, dafür würde sie büßen müssen.
    Er ließ die Stille für sich sprechen. Er sog ihre Schönheit mit Blicken in sich auf, denn sie war es, die ihn bedrohte.
    »Arbeit, sagst du«, begann er. »Glaub doch nicht, dass du mir was vormachen kannst«, knurrte er mit leiser, gepresster Stimme und hielt sie weiterhin mit den Augen fest, mit einem unersättlichen, eifersüchtigen Blick, der nicht auswich. »Wo bist du wirklich gewesen?«
    Sie schwieg, ihre Kiefer mahlten, der Mund war zusammengekniffen. Die Augen aufgerissen, auf der Hut. Ganz deutlich fühlte sie einen unmittelbaren Fluchtimpuls, aber das Bedürfnis abzurechnen, hielt sie zurück. Außerdem schätzte sie die Chancen äußerst gering ein, da war es ebenso gut, sich gleich auf das vorzubereiten, was da kommen sollte. Jetzt musste sie den erniedrigenden Balanceakt zwischen der unterschwelligen Bedrohung und der krankhaften Anziehung ein für alle Mal für sich erledigen. Sie war am Ende des Wegs angekommen. Sie dachte gar nicht daran, klein beizugeben.
    Die Angst wuchs in ihr, aber sie lähmte sie nicht. Sie wollte die Tatsache für sich benutzen, dass sie darauf getrimmt war, die eigene Angst zu meistern, unter Druck und in kritischen Situationen zu arbeiten, die Kontrolle zu behalten.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, schrie er, dass der Speichel spritzte, sein Gesicht wurde blutrot mit hässlichen Adern an den Schläfen, die aussahen wie sich windende Würmer.
    »Das geht dich einen Scheißdreck an«, hörte sie sich selbst leise und beherrscht antworten, während sich ihr Körper auf das Schlimmste gefasst machte.
    Da knallte es.
    Schneller, als sie erwartet hatte, spürte sie einen würgenden Schmerz und einen heftigen Brechreiz. Seine Finger umklammerten ihren Hals, die Daumen drückten gegen ihren Kehlkopf und pressten ihn zu. Sie bekam keine Luft, und er drückte immer weiter, mit der Wahnsinnskraft eines adrenalinvollgepumpten Verrückten. Die Panik wuchs in ihr, je mehr die Atemnot zunahm, ihr Kopf hämmerte und schien zerbersten zu wollen, der Schmerz war nicht mehr auszuhalten. Er war dabei, sie umzubringen!
    Sie trat wild um sich und versuchte, sich aus seinem Griff herauszuwinden, aber ihre Tritte verfehlten ihr Ziel. Sie saß fest wie in einem Schraubstock. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Luft, Sauerstoff, Luft, gebt mir nur ein bisschen Luft! Sonst sterbe ich! Diese klare Einsicht verlieh ihr neue Kräfte. Sie sammelte sich zwei Sekunden lang, warf dann den Körper in einer Drehung herum, zuerst schnell nach vorn und dann zur Seite, so dass es ihr gelang, sich aus dem Griff herauszuschrauben. Sie fiel schwer gegen die Wand, traf mit der Schulter auf, stand auf, holte tief Luft, begann von all dem Sauerstoff und einem Anfall von Schwindel zu schwanken. Der Flur drehte sich um sie, und Rickards Gesicht drehte sich noch schneller, obwohl sie versuchte, ihren Blick auf einen Gegenstand zu fixieren, um das Karussell anzuhalten.
    Da kam die Faust, sie knirschte in ihrem Gesicht, und der Schmerz stieg erneut in ihr auf, Blutgeschmack füllte ihren Mund, und sie fühlte etwas Hartes, Loses auf der Zunge. Zähne. Mein Gott!
    Da kam der nächste Schlag, diesmal von unten. Der Schmerz pflanzte sich vom Kiefer bis ins Gehirn hinauf weiter, der Kopf fühlte sich wie abgetrennt an. Sie musste weg hier!
    Blitzschnell drehte sie sich um, warf sich gegen die Wohnungstür, und es gelang ihr, die Treppe immer zwei Stufen auf einmal hinunterzurennen, während sie sich an dem Geländer festhielt. Es war neblig, schwer, etwas zu sehen, irgendetwas war mit ihren Augen, sie stolperte, schlug sich das Knie auf, neue Schmerzen, wieder hoch, sie sah doppelt. Scheiße, würde sie jetzt blind werden! Die Übelkeit nahm zu, sie hätte sich am liebsten übergeben, aber die klirrenden Geräusche aus der Wohnung oben zwangen sie weiter nach unten. Sie warf sich gegen die Haustür. Endlich! Das Schloss, verdammt, es war zu. Der Knauf, der Türknauf. Wo war er? Sie sah so schlecht, ganz neblig und verschwommen. Sie suchte mit der Hand, tastete nach dem Knauf. Da. Drehte ihn. Draußen. Endlich!
    Ihr Kopf schien bei jedem Schritt zu platzen, sie lief stolpernd den Bürgersteig entlang. Bevor sie um die Ecke bog, drehte sie sich um. Er war nicht zu sehen. Sie bog in den nächsten Innenhof ein, bereute das aber gleich, als sie feststellte, dass das ein geschlossener Hof war. Die

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