Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
eine Woche wegbleiben, da hätte es eigentlich genügt, wenn sie einmal hingegangen wäre, um die Blumen zu gießen, aber jetzt war es so heiß geworden, dass Sara lieber noch einmal nachsehen wollte, ob die Topfpflanzen auch nicht ausgetrocknet waren.
Die Wohnung war heiß, die Luft darin abgestanden und muffig. Sie hob die Post auf, legte sie in die Küche, holte die Wasserkanne von der Anrichte, ging ins Wohnzimmer und öffnete die Balkontür, um zu lüften, dann goss sie die Blumen. Die Blätter hingen herab, und Sara fürchtete, dass Lena meinen könnte, sie hätte sich nicht genug darum gekümmert. Sie würde am nächsten Tag zurückkommen, bis dahin mussten die Blumen wieder schön aussehen. Die trockene Blumenerde schluckte das Wasser, aber das meiste lief einfach nur durch auf den Untersetzer und weiter auf die Fensterbank. Sie musste einen Lappen aus der Küche holen, und da fing Johan an zu weinen.
Sie wischte das Wasser mit dem Tuch ab, es hatten sich bereits Pfützen auf dem Boden und auf Lenas Sofa gebildet, das unter dem Wohnzimmerfenster stand. Sara kroch auf dem Boden herum, wischte alles trocken und betrachtete besorgt den feuchten Sofabezug. Sie fürchtete, es könnten Flecken bleiben, und dann würde Lena wütend auf sie werden, aber es sah so aus, als wäre das meiste zwischen die Kissen und die Rückenlehne gelaufen, und dann war wahrscheinlich nichts mehr zu sehen. Auf dem Parkett hinter dem Sofa lag eine Reisebroschüre und darauf eine herausgerissene Seite aus einer Tageszeitung mit billigen Reiseangeboten in so ziemlich aller Herren Länder. Lena hatte Fährverbindungen nach Helsinki eingekreist, und dann hatte sie Tallinn und eine Stockholmer Nummer an die Seite geschrieben. Aber sie wollte doch nach Amsterdam, wunderte Sara sich, doch da fing Johan wirklich an zu schreien, so dass sie die Zeitungsseite fallen ließ, die Wasserkanne hinstellte, in den Flur ging und ihn hochnahm.
Er roch nach Scheiße, also breitete sie ein Handtuch auf dem Flurfußboden aus, legte ihn darauf und zog ihn aus, sie sah, dass es schon auf das Laken im Wagen gelaufen war und seine kurze Hose um die Beine herum senfgelb gefärbt war. Sie musste ihn waschen. Sie zog ihm alle Kleidung aus und hielt ihn mit beiden Händen ein wenig von sich ab, schob die Badezimmertür mit dem Fuß auf, mischte lauwarmes Wasser und wusch ihn im Waschbecken, er verstummte und gab dann zufrieden gurgelnde Laute von sich. Sie setzte sich auf den Toilettendeckel, zog ein Frotteehandtuch vom Haken und legte es sich auf den Schoß, trocknete ihn ordentlich ab: den Bauch, den dünnen Po, den Pimmel und die Hoden, die Leisten, die Beine, und er lallte dabei. Sie streichelte ihn, schaute auf ihren Sohn hinunter, spielte mit seinen Beinen, massierte die kleinen Füßchen, trocknete auch zwischen den Zehen ab, diesen zehn kleinen Zehen, die aussahen wie kleine Gummizwerge, und sie spürte ihren eigenen Hunger, die Müdigkeit und die Hitze. Der Schweiß lief ihr aus den Achselhöhlen, am liebsten hätte sie selbst geduscht, aber damit musste sie warten, bis sie wieder zu Hause war. Jetzt musste sie erst einmal etwas einkaufen, und sicherheitshalber wollte sie etwas mehr holen, falls Lena am nächsten Tag hungrig von der Reise zurückkam. Und lieber kaufte sie gleich alles heute, dann musste sie am nächsten Tag nicht mehr los, dazu hatte sie dann vielleicht keine Lust.
Sie blieb noch auf dem Toilettendeckel sitzen, hob Johan hoch, drückte seinen nackten kleinen Körper an sich, und er spürte ihre Brust, drehte ihr den Kopf zu, machte Saugbewegungen mit den Lippen und strich mit dem Kopf hin und her, und sie lächelte, hob Hemd und BH hoch. Die Brust fiel schwer herab, und sie ließ ihn trinken. Er schloss die Augen, kam zur Ruhe, und sie fühlte die rhythmischen Bewegungen seines Munds, hörte die schnellen Schlucklaute, er war hungrig, und sie konnte ihm etwas zu essen geben. Die Zeit stand still, Müdigkeit überfiel sie, die Augen fielen ihr zu, und ihr Kopf kippte langsam nach vorn, immer weiter, bis der Kopf ganz herabfiel und sie mit einem Ruck aufwachte. Johan trank immer noch, er war nicht an der Brust eingeschlafen. Sie wechselte zur anderen Brust, lehnte den Kopf zurück, gegen die Wand. Die Sonne schien immer noch, wie sie in dem geriffelten Badezimmerfenster sehen konnte. Johan stieß auf, ließ die Brustwarze los, und etwas Milch lief ihm aus dem Mund. Sie hob ihn hoch, damit er ein Bäuerchen machen konnte, riss
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