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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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sondern eher symbolisch gesehen. Außerdem war der Name schön, und der große Johan hatte sich immer um Sara gekümmert. Manchmal vermisste sie ihn.

KAPITEL 13
    Der kleine, untersetzte Mann hatte ihr eine sehr kurze, aber trotzdem präzise Einweisung gegeben, bevor er sein Geld bekam. Er war kaum größer als sie, sah ernst, aber weder unheimlich noch gefährlich aus. Was hatte sie eigentlich erwartet?
    Sie hatten in der feuchten Nachtluft neben einem Springbrunnen mitten auf einem vollkommen menschenleeren Marktplatz in Tallinn gestanden. Lena hatte den Treffpunkt idiotisch gefunden, aber er hatte in seinem holprigen Englisch darauf bestanden, dass sie sich genau dort treffen sollten, und als sie angekommen war, sah sie ein, dass er Recht hatte. Es war schon spät, nach Mitternacht, und die Stadt lag größtenteils schweigend und dunkel da. Die offenen, leeren Plätze, die mit Pflastersteinen belegt waren, schimmerten bläulich nach dem Regen, nicht eine Menschenseele war zu sehen, außer den beiden, die schnell ein Geschäft abwickeln wollten. Falls jemand auftauchte und sich ihnen näherte, würden sie ihn auf jeden Fall rechtzeitig sehen oder hören, um den Gegenstand zu verstecken, der da seinen Besitzer wechseln sollte.
    Sie hatte darauf beharrt, dass er ihr zeigen müsse, wie die Teile zusammengesetzt wurden, der Schalldämpfer auf die Pistolenmündung, um sicherzugehen, dass sie nicht hereingelegt wurde, aber sie musste einsehen, dass sie keinen Probeschuss abgeben konnte. Seine Hände waren kräftig, er hatte sich den Straßenlaternen zugewandt, die weiter entfernt standen und einen dürftigen bläulichen Schatten warfen, während er den Schalldämpfer mit präzisen Handbewegungen befestigte und wieder löste. Er versuchte ihr Gesicht einzufangen, um zu sehen, ob sie verstanden hatte. All diese offensichtlichen Zeichen von Fürsorge bei einem Mann aus der so genannten Unterwelt nahm sie als Beweis dafür, dass sie richtig gehandelt hatte.
    Jemanden zu erschießen musste eigentlich keine große Sache sein, es ging schnell, ein einziger Schuss konnte lebensentscheidend sein. Zumindest für eine Person. Vielleicht für zwei, wenn es schief lief, aber das war noch zu weit in der Zukunft, als dass sie sich jetzt darüber Sorgen machen müsste. Der Gedanke, geschnappt zu werden, war ihr schon mal gekommen, sie war ja nicht dumm, aber sie hatte sich von dieser Möglichkeit nicht aus der Bahn werfen lassen, ihn eher als eine weitere Stimulans angesehen. Doch hier und jetzt war sie einzig und allein mit der Schusswaffe beschäftigt, den kräftigen Händen und dem Lederduft. Sie standen dicht beieinander, er roch nach Mann, und sie musste zugeben, dass sie genau das vermisste. Einen Mann. Sie hatte verstohlen in das gesenkte Gesicht geschaut, versucht, seinen Blick einzufangen. Ob er sie vielleicht wollte?
    »Good for ladies«, sagte er zu ihr, hielt dabei die Waffe in der Hand und wog sie. »Not too heavy, you know!«
    Und dann hatte er schnell den Arm nach oben und nach hinten geworfen, um ihr zu zeigen, wie der Rückstoßeffekt die Waffe in die falsche Richtung lenken konnte, und anschließend zeigte er ihr genau, wie sie sie halten musste. Sie hatte ihm aufmerksam zugesehen, zugehört und wie eine wissbegierige Schülerin alles aufgenommen.
    Eine Waffe für Damen, wie aufmerksam! Sie wusste nicht einmal, dass es einen größeren Unterschied zwischen Waffen für Männer beziehungsweise Frauen gab, und sie konnte schon gar nicht überprüfen, ob er log oder nicht. Sie musste das nehmen, was ihr angeboten wurde, und als sie da mit dem unbekannten Mann auf dem fremden Marktplatz stand und Geschäfte machte, die das Tageslicht scheuten, war sie überrascht, dass sie weder Angst verspürte noch nervös oder überhaupt nur unangenehm berührt war. Ein Schauder von Leichtsinn durchzog sie, eine deutliche Vorahnung dessen, was Kontrolle und Entschlossenheit wohl so alles mit sich bringen konnten.
    Als er den schweren Gegenstand in ihre offene Hand gelegt hatte, legte er seine eigene Hand darüber und umschloss die Waffe, so dass die Finger gleichzeitig auf ihren Handrücken drückten. Große, weiche Fingerspitzen brannten sich in sie, die Hitzewelle einer menschlichen Berührung, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sie vermisste. Aber sie würden sich bald wieder trennen, etwas anderes war gar nicht denkbar. Sie wog die Waffe in der Hand, ein Sog und ein Kitzeln waren in der Magengrube zu spüren. Macht, und

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