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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Liebe ausgesucht werden, und vielleicht sehnte sie sich selbst ja auch danach, einem Blick zu begegnen und eine Stimme über dem Tresen zu hören. Eine Stimme, die mit ihr sprach, die mit überlegte, was Johan wohl brauchte.
    Die Hose war aus himmelblauem Velours und der kleine Pullover passend blau-weiß gestreift, der Stoff war dick und weich und die Teile waren nicht billig, wie Sara sah.
    »Ist das für Ihren Kleinen?«
    Die Verkäuferin versuchte über den Tresen in den Kinderwagen zu gucken.
    »Ja«, bestätigte Sara und trat einen Schritt zur Seite, damit die Dame besser hineingucken konnte. Johan lag ohne Decke da, im Laden waren über fünfundzwanzig Grad, und die Luft stand still, seine weißen Beinchen sahen so dünn aus, wie sie aus der Windelhose herausragten. Er lag auf dem Rücken, lutschte an den Händchen, und man konnte sehen, dass er versuchte, die Gesichter einzufangen, die da in den Wagen hineinschauten. Der Blick huschte von der einen zur anderen, blieb schließlich bei Sara, die Hand rutschte ihm aus dem Mund, und er wurde ganz still. Dann sprang ein Lächeln hervor. Ein richtiges Lächeln, dachte Sara, legte ihm eine Hand auf den Bauch und streichelte ihn zärtlich.
    »Sie haben aber einen süßen Jungen«, sagte die Verkäuferin und lächelte Johans freundlichem Gesicht zu. »Das ist doch ein Junge?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ja«, nickte Sara und lächelte Johan erneut an, ihr kleines Baby, das so freundlich zu ihnen war.
    »Ein richtiger kleiner Racker«, sagte die Verkäuferin, legte den Kopf schräg und schaute Sara aufmunternd an.
    Die Hitze war überall eingedrungen, kleine Schweißtropfen lagen fein verteilt auf der Stirn der Verkäuferin. Sie hatte Probleme mit dem Gehen, stützte sich an der Kasse ab und schien ein Bein beim Gehen vorzuschleudern. Sara sah, dass ein Hocker hinter dem Tresen stand, ein Kreuzworträtsel lag aufgeschlagen da.
    »Soll ich es für Sie einpacken?«, fragte die alte Dame, als Sara sich entschieden hatte.
    »Nein, das ist nicht nötig«, erklärte Sara, und die Verkäuferin legte die kleinen Teile sorgfältig zusammen und schob sie in eine Plastiktüte, die Sara in den Korb legte, der am Kinderwagen hing.
    »Was für ein schönes Wetter, dabei haben wir erst Ende Mai«, meinte die Dame hinter dem Tresen und wischte sich die Stirn ab, als Sara zur Tür ging.
    »Die Storgatan ist wie ausgestorben. Ich nehme an, dass die Leute alle am Strand sind«, erklärte Sara. »Die, die nicht arbeiten«, fügte sie hinzu, und ein Hauch von Resignation huschte über ihr Gesicht.
    »Aber das Wasser muss doch noch kalt sein«, sagte die Frau. »Ob man denn schon baden kann?«
    »Nein, das wohl noch nicht«, bestätigte Sara, die selbst nicht die geringste Lust hatte, ins Meer zu springen, jetzt sowieso nicht mit ihrer schmerzenden Brust, aber vielleicht wäre es ganz schön mit anderen zusammen, doch sie kannte so gut wie keine andere Mutter eines Säuglings. Alle arbeiteten, oder aber die Kinder waren größer, oder sie hatten Männer, Mütter und Väter und eine Unmenge anderer Verwandter Sie kannte eigentlich sowieso nicht so viele, irgendwie war es nie dazu gekommen.
    »Es wird später sicher schlechter werden, wenn der Sommer so heiß startet«, sagte die Verkäuferin, und Sara nickte zustimmend.
    »Ja, wenn dann alle im Juli Ferien haben, dann wird es bestimmt regnen, man kann nur hoffen, dass dem nicht so ist«, sagte Sara und merkte, dass sie nicht mehr viel übers Wetter hinzufügen konnte, also schob sie den Wagen zur Tür, die mit einem Band an einem Haken aufgehalten wurde.
    »Auf Wiedersehen, meine Gute«, sagte die Frau, die hinter ihrem Tresen stehen geblieben war, und dann hob sie eine Hand und bewegte die Finger wie zu einem kleinen Abschiedsgruß, und Sara schob den Kinderwagen die Stufen hinunter, hielt am Griff dagegen und ließ die Räder stufenweise bis zum Fußweg herunterhüpfen.
    Sie winkte noch einmal, als sie im Sonnenschein auf dem Bürgersteig angekommen war, und die weiße Bluse der Frau leuchtete über dem dunklen Holztresen, und Sara dachte, dass es vielleicht das letzte Mal war, dass sie hier drinnen gewesen war, das letzte Mal, dass sie bei dieser adretten Frau gekauft hatte, die ihre Großmutter hätte sein können, eine Verkäuferin, die sie »meine Gute« nannte, Worte, bei denen sie dahinschmolz, schöne, liebe, irgendwie altmodische Worte. Aber sie brauchte sie.
    Sie hielt sich auf der Schattenseite und schob den Kinderwagen zur

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