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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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geschrieben.
    Charlotte Eriksson war zurückgekommen. Sie hatte eine Ausbildung gemacht und war dann in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. War das so selbstverständlich gewesen? Ihr Vater war in der Stadt ein wichtiger Mann gewesen. Es gab Menschen, die sich dem Erwartungsdruck, den das erzeugte, entzogen. Sie wollten ihr Leben selbst gestalten. Ihr Mann war dann Firmenchef geworden. Wie war das zugegangen?
    Sie warf einen raschen Blick auf die Uhr. In zehn Minuten würde der Ansturm auf die Kantine beginnen. Resolut klappte sie die Mappe zu. Sie wollte nicht allein essen und plante daher, sich in den Strom einzureihen. Sie fuhr ihren Computer hoch, da sie noch Zeit hatte, rasch ihre Mails zu lesen. Drei langweilige Rundschreiben, sonst nichts. Louise stand auf, reckte die Arme und überlegte, wie einsam sie sich fühlen sollte.
    Alle anderen waren mit dem Findelkind beschäftigt, und sie hatte man damit betraut, so gut es ging die Ermittlung im Todesfall von Charlotte Eriksson in Gang zu halten. Niemand erwartete einen Durchbruch, dachte sie träge. Niemand erwartete irgendetwas, sie sollte nur Papiere hin und her schieben und ein paar Vernehmungen durchführen, bis der Obduktionsbericht eintraf. Vielleicht würde die Gerichtsmedizin nicht einmal herausfinden, wie der Todesfall zu rubrizieren war. Unzählige medizinische Komplikationen konnten nach einer Operation auftreten. Louise trat auf den Korridor. Der Körper war ein sehr komplizierter Organismus. Man wusste nie, wann Krankheiten auftraten, und ständig passierte etwas Unerklärliches.
    Sie ging die Treppe hinunter und hörte schon Geschirr und Besteck klappern. Sie würden personell natürlich aufstocken, falls sich herausstellen sollte, dass Charlotte Eriksson nicht an den Folgen der Operation gestorben war. Darin waren sich alle einig. Jetzt konnten sie nur den Obduktionsbericht abwarten und hoffen, dass Matildas Mutter so freundlich sein würde, wieder aufzutauchen, damit sich alle auf Charlotte Eriksson und ihre Todesursache konzentrieren konnten. So sah der Plan im Großen und Ganzen aus.
    Es war auch nicht Harald Eriksson, der die Bedingungen diktierte. Das hatte Claesson deutlich gemacht. Er hatte eine Auseinandersetzung mit dem unzufriedenen und aufgebrachten Ehemann gehabt. Louise überlegte, warum er ihr so unangenehm war, gleichzeitig aber auch irgendwie leidtat.
    Allein musste sie jetzt versuchen, so viel wie möglich über den Vorfälle auf dem Friedhof und im Einzelzimmer auf der Chirurgie in Erfahrung zu bringen.
    Das ist mir wahrhaftig ein Vergnügen, dachte sie, um sich anzuspornen, während sie weitereilte, um sich eine Portion Speck mit Wurzelgemüse zu genehmigen.
    Sie setzte sich zu Peter Berg. Wenig später kam Erika Ljung mit dem Neuling Martin Lerde von der Polizeischule. Seine Suche nach Matildas Mutter bei Hebammen und in Mütterkliniken hatte nichts ergeben.
    Lennie Ludvigsson stand etwas verloren mit seinem Tablett mitten in der Kantine, und Peter Berg winkte ihn heran. Lennie holte sich einen Stuhl.
    »Wie geht es mit den Apfelkartons?«, wollte Berg wissen.
    »Ausgezeichnet«, meinte Lennie Ludvigsson und verschlang sein Wurzelgemüse. »Wirklich wahnsinnig gut!«
    Er salzte und pfefferte wie ein Weltmeister.
    »Ich dachte, du gehörst zu denen, die den natürlichen Geschmack schätzen«, meinte Erika Ljung und sah ihn missbilligend an.
    »Klar, aber manchmal muss man eben nachhelfen«, meinte Ludvigsson, der als Gourmet und guter Koch galt. »Mit den Kartons bin ich überhaupt nicht weitergekommen. Ich war in allen Läden. Niemand hat um eine Kiste gebeten.«
    »Heutzutage verwenden vermutlich alle richtige Umzugskartons«, meinte Peter Berg. »Die sind schließlich auch nicht sonderlich teuer und viel stabiler. Außerdem lassen sie sich gut zusammenfalten.«
    »Ich kann mich an ein Mal erinnern«, meinte Ludvigsson kauend. »Mein Nachbar zog ein, der Kistenboden hielt nicht, und alles fiel, genau als ich vorbeikam, heraus. Und was lag da auf dem Bürgersteig, glaubt ihr?«
    Alle sahen ihn an, aber niemand hatte Lust, zu raten.
    »Ein Massagestab.«
    Allgemeines Gegrinse.
    »Und?«, meinte Erika Ljung und wartete auf die Fortsetzung.
    »Tja. Sonst nichts«, meinte Lennie Ludvigsson, zuckte mit den Achseln und aß mit gutem Appetit weiter. »Aber das kann ich euch garantieren. Ich dachte jedes Mal, wenn ich ihn im Treppenhaus getroffen habe, an dieses Plastikding.«
    Es wurde still. Niemand wollte neugierig wirken und fragen, wer

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