Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Lübeck und München«, antwortete er. »Spielt das irgendeine Rolle?«
»Wir nehmen es unter solchen Umständen mit allem recht genau. Wir hätten gerne Beweise dafür, dass Sie sich an diesen Orten in Deutschland aufgehalten haben, und wüssten gerne, wen Sie wann dort getroffen haben. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Unterlagen bei der Polizei in Oskarshamn einreichen könnten.«
Ob sich seine Haltung versteifte oder nicht, war nicht zu sagen. Vielleicht erblasste er nur deshalb, weil er an die ganze Arbeit dachte, die diese Forderung mit sich brachte.
»Natürlich. Kein Problem. Was brauchen Sie genau?«
»Flugtickets vielleicht …«
»Ich bin aber mit dem Auto gefahren.«
»Okay, dann die Namen der Personen, die Sie getroffen haben, und …«
»Ich verstehe. Ich erledige das, sobald ich wieder zu Hause bin.«
»Sehr gut«, erwiderte Claesson. »Wir überprüfen das natürlich bei Ihrem Arbeitgeber, aber das ist reine Routine«, sagte er mit derselben unbeteiligten Stimme.
»Das wird kein Problem sein«, meinte Magnus Öberg und wirkte sicherer. »Ich bin selbstständig.«
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»Wir haben hier vermutlich nicht mehr viel zu tun«, sagte Claesson und reckte sich.
Es war gegen sechs. Er war müde und hatte vor allem Heimweh, wenn sich ihm die Gelegenheit bot, einen klaren Gedanken zu fassen.
Mustafa Özen nickte. Claesson merkte, dass er sich anstrengen musste, um seine Enttäuschung zu verbergen. Er ließ den Kopf hängen wie ein trauriger Hund.
Özen trug auch heute wieder ein hübsches kurzärmeliges Hemd und war nicht so leger gekleidet wie sonst immer in Oskarshamn. Da ist nichts dabei, dachte Claesson.
»Man würde sich natürlich gerne mehr von der Stadt ansehen, aber schließlich sind wir nicht deswegen hier«, fuhr er gleichmütig fort.
»Eine Bootsfahrt auf dem Bosporus wäre eigentlich gar nicht so schlecht gewesen«, meinte er träumerisch und quälte damit den armen, verliebten Özen. Der wurde plötzlich munter. Sie hatten bereits darüber gesprochen, die gleiche Fahrt zu machen wie Olsson, aber dann kam ja doch immer alles anders. Man musste flexibel sein, wie es heutzutage oft hieß.
»Sollten wir nicht schon allein der Ermittlungen wegen eine Tour machen?«, meinte Özen. »Wir können doch nicht nach Schweden zurückkehren, ohne den Tatort in Augenschein genommen zu haben.«
»Das wäre vermutlich sinnlos. Die Istanbuler Kollegen haben schon alles Nötige erledigt. Noch dazu sehr gründlich«, wandte Claesson ein.
Özens leuchtende Augen erloschen quälend rasch.
»Vielleicht wären sie sogar beleidigt, wenn wir ihr Terrain betreten. Als würde ihre Arbeit nichts taugen.«
Özen ließ jetzt wirklich den Kopf hängen.
»Kannst du dich nicht erkundigen, wann wir morgen fliegen können?«
»Klar«, erwiderte Özen dumpf und verschwand, um sich Merves Computer zu leihen. Claesson machte sich darauf gefasst, eine Weile warten zu müssen. Er ging auf den Korridor und lauschte am offenen Fenster dem Lärm der Stadt.
Nach einer Weile kam Özen mit den Abflugzeiten zurück. Eine Maschine ging um 8.50 Uhr vom Flughafen Atatürk. In aller Herrgottsfrühe aufstehen mit anderen Worten. Dann waren sie früh zu Hause. Sehr gut.
»Sag Bescheid, wenn du gebucht hast«, sagte Claesson und schickte Özen und Merve nicht sehr höflich weg.
In diesem Augenblick erschien ein magerer Polizist in einem hellblauen Uniformhemd. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand und sah sie an. Schließlich entschied er sich dafür, sich auf Türkisch an Özen zu wenden.
»Kaum zu glauben!«, sagte Özen. »Sie haben Olssons Pass gefunden.«
»Und wo?«
»Ein Hotel hat sich gemeldet, wenn ich das richtig verstanden habe.«
Claesson schwieg und starrte auf den Fußboden. Er wollte sich seine Enttäuschung nicht anmerken lassen. Er würde wohl doch nicht die frühe Maschine am nächsten Tag nehmen können.
»Tja«, sagte er, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. »Dann fahren wir da wohl mal hin.«
»Es liegt auf der anderen Seite des Goldenen Horns«, sagte Merve.
»Wie machen wir das jetzt?«, fragte Özen ratlos.
»Womit?«
»Mit den Tickets?«
»Wir buchen nicht«, sagte Claesson.
Özen nickte zufrieden und lächelte breit.
Sie stiegen in einen Streifenwagen, um zu dem Hotel zu fahren, in dem der Pass gelegen hatte. Es sei keines der größeren oder bekannteren Hotels, erklärte Merve, die sie begleitete.
Sie war ihr ständiges türkisches Alibi in der Welt der
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