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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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wecken.
    Özen war rechtzeitig da, Merve kam wenig später, aber mit ausreichend großem zeitlichem Abstand, um den Schein zu wahren, sie seien aus verschiedenen Richtungen zur Dienststelle gekommen. Viel Schlaf hatten die beiden vermutlich nicht bekommen, aber trotzdem strahlten sie, wie Claesson auffiel, als er einen Blick auf ihre übernächtigten Gesichter warf.
    Er lächelte, als Fuat Karaoğlu durch die Tür trat. Er wolle an der Morgenbesprechung teilnehmen, da er erfahren habe, dass die Schweden am nächsten Tag nach Hause zurückkehren würden. Claesson habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, er glaube, die weitere Zusammenarbeit könne auch von Schweden aus erfolgen.
    Özen sah aus, als hätte ihm jemand einen Kinnhaken verpasst, aber er würde sich wie ein Mann damit abfinden müssen.
    »Die Zusammenarbeit wird weitergehen. Ihr könnt zu Hause in …«, jetzt sagte Karaoğlu etwas, was wie Oskarshamn klingen sollte, »… viele Spuren weiterverfolgen. Ihr habt ja auch euren türkischen Kontaktmann«, er nickte Özen freundlich zu. »Das vereinfacht die Dinge erheblich. Der Prozess, falls es zu einem solchen kommt … falls wir also einen Tatverdächtigen finden … wird ja hier in Istanbul stattfinden. Dem sehe ich bereits entgegen. Es werden die türkischen Gesetze gelten«, sagte er, und Claesson nickte.
    Ein Verbrechen wurde immer in dem Land geahndet, in dem es verübt worden war.
    »Unsere Gefängnisse sind allerdings bereits voll … wie sieht das denn bei euch aus?«, wollte Karaoğlu wissen.
    Claesson musste zugeben, dass es in Schweden genauso war. In den Gefängnissen war es eng.
    Eine weitere Diskussion über mehr oder weniger humane Gefängnisse fand glücklicherweise nicht statt. Claesson war der dezidierten Meinung, dass der Strafvollzug oder die Gefangenenpflege, wie es in Schweden hieß, in der Türkei völlig anders aussah als in Schweden. Er konnte sich aber auch irren.
    Der eintretende Kriminaltechniker Cem, dessen Nachnamen er sich nicht hatte merken können, riss ihn aus seinen Überlegungen. Er erzählte von Spuren oder genauer dem Mangel an richtig deutlichen Spuren. Er berichtete, der Schuhabdruck auf dem Schiffsdeck stamme von einem sehr verbreiteten Turnschuh einer internationalen Marke, die in Taiwan hergestellt wurde. Dieser konnte mit anderen Worten sowohl in der Türkei als auch in Schweden erworben worden sein. Es war ihnen außerdem nur gelungen, den halben Abdruck sichtbar zu machen. Vermutlich handelte es sich um Schuhgröße 44.
    »Ist das eine verbreitete Größe in Schweden?«
    Claesson und Özen sahen sich an.
    »Ich habe dreiundvierzig«, meinte Claesson. »Ich bin für schwedische Verhältnisse durchschnittlich groß. Es gibt viele Männer in Schweden, die größer sind als ich, aber auch kleinere. Schuhgröße 44 ist also nichts Ungewöhnliches.«
    »Die Klinge war wahrscheinlich schon wieder herausgezogen und der Täter verschwunden, noch ehe das Blut in größeren Mengen aus dem Körper treten konnte«, fuhr Cem fort.
    Claesson dachte, dass es sich um das reinste Blutbad gehandelt haben musste. Er sah wieder vor sich, wie Olsson schläfrig und unbekümmert an der Reling saß und ihm ein schwacher Wind um die Nase wehte. Es war Nachmittag. Vielleicht machte Olsson ein Nickerchen, wie auch er selbst es gerne tat, wenn er die Möglichkeit dazu hatte? In solchen Fällen kippte Claesson den Schreibtischstuhl zurück, legte die Füße auf die herausgezogene Schreibtischschublade und verschwand für fünf Minuten, auch schon mal für fünfzehn, aber nie länger, im Land der Träume. Der Täter, der sich mit seinen Schuhen in Größe 44 an Olsson herangeschlichen hatte, um ihn zu erstechen, erledigte das so schnell, dass dieser nicht einmal mehr blinzeln konnte. Dann griff er sich die Tasche, die Olsson am Kai von Yeniköy schon in der Hand gehalten hatte, zog das Messer wieder heraus, warf es über Bord und ging unbeschwert und gelassen an Land.
    Ein Profi, dachte er.
    »Ein Mensch mit Eis im Bauch«, sagte er laut auf Englisch.
    An den ratlosen Mienen Karaoğlus und Merves war abzulesen, dass dieser Ausdruck nur im Schwedischen gebräuchlich war. Er formulierte es um.
    »Der Täter muss besessen sein«, sagte er.
    »Menschen ohne Hemmungen pflegen Nerven aus Stahl zu haben«, sagte Karaoğlu.
    Cem verabschiedete sich, und sie besprachen die Ereignisse des Vortages. Sie begannen mit dem Hotel Arkadia, in dem das Ehepaar Olsson gewohnt hatte. Es gab noch nicht genügend

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