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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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kehrt und fuhr dieselbe Strecke zurück. Yeniköy war der dritte Halt von Istanbul aus gerechnet und lag auf der europäischen Seite. Die Fähre verkehrte in der Meerenge zwischen den Ufern im Zickzack.
    War Olsson mit der Fähre auch nach Yeniköy gefahren, oder hatte er sie nur für die Rückfahrt benutzt? War er vielleicht mit einer Fähre bis zur Endstation gefahren und hatte in Yeniköy die Fahrt nur unterbrochen? Eine Fahrtunterbrechung war erlaubt, wollte man mehrmals unterbrechen, musste man eine neue Fahrkarte lösen. Laut Karaoğlu war die Besatzung vernommen worden, auch die der anderen Fähren, aber darüber, wie Olsson nach Yeniköy gekommen war, hatten sie nichts in Erfahrung gebracht. Es gab nur das Foto vom Kai in Yeniköy und die Aussagen des Tee- sowie des Kioskverkäufers.
    Die Fähre legte ab. Die Motoren dröhnten, der Bug schnitt schäumend durchs Wasser.
    Es waren viele Passagiere an Bord, aber nur wenige von ihnen waren Touristen. Vor dem Kiosk stand eine Schlange. Claesson hatte den Mann hinter dem Tresen bereits wiedererkannt. Es war der Mann von dem Foto, das Karaoğlu und Merve an seinem ersten Abend in Istanbul auf die Leinwand projiziert hatten.
    Er erinnerte sich nicht an seinen Namen. Irgendetwas mit E. Er griff jetzt nicht zu seinem Handy, um Özen anzurufen. Der Mann sah nett aus. Gutmütig, braungebrannt, glatzköpfig, Haare, die sich über den Ohren kräuselten.
    Als er an der Reihe war, deutete er auf das Plakat mit den Eissorten. Der Mann lächelte, ihm fehlten ein paar Backenzähne. Seine Schneidezähne waren kräftig, die Eckzähne ebenfalls, die man im Übrigen ganz zuletzt verlor. Das hatte er von einem Gerichtsmediziner gelernt. Der Mann nickte zum Zeichen, dass er ihn verstanden hatte, öffnete die Tiefkühltruhe und nahm ein Eis in Silberpapier heraus.
    Ergün.
    Der Name fiel Claesson erst ein, als er dem Mann wieder den Rücken gekehrt hatte. Ergün und ein Nachname mit B. So war es! Aber er hatte für diesen Namen keine Verwendung. Er würde ihn nicht ansprechen. Er hatte weder das Bedürfnis noch die Befugnis. Er genoss es, einfach nur Betrachter zu sein.
    Claesson flanierte an Deck, während er sein Eis verzehrte. Er betete ein stilles Gebet, dass sein Magen das Eis vertragen würde. Eier und Sahne, ein idealer Nährboden für Bakterien!
    Dann stellte er sich an die Reling, betrachtete die Stadt und sah sie allmählich kleiner werden und verschwinden. Ein großartiger Anblick. Es gab einfache Holzbänke für die Leute, die die frische Luft vertrugen. Er betrachtete die lange Bank auf dem Heck der Fähre. Wo sie endete, waren die Rettungsinseln festgezurrt. Sie steckten in einer Plastikkapsel, an die man sich anlehnen konnte. Dort gab es freie Plätze. Genau dort, wo Olsson gesessen hatte.
    Er drängte sich an ein paar Deutschen vorbei, die natürlich keine Ahnung davon hatten, dass sie sich an einem Tatort befanden. Aber Claesson stellte das auf eine fast feierliche Art fest. Im Laufe der Jahre hatte er einiges gesehen, aber vermutlich war diese Vorgehensweise zur Bewusstwerdung vonnöten, da er bislang nicht hier gewesen war. Er war nicht wie sonst einer der Ersten am Tatort gewesen, sondern hatte sich mit Fotos und seiner eigenen Vorstellungskraft, seiner Fantasie, begnügen müssen.
    Ein schwacher Geruch von Tang und Diesel stieg ihm in die Nase, als er sich auf die Bank sinken ließ. Gischt spritzte ihm auf die Wange. Er wischte sie ab und lehnte sich an die Wand des Achtersalons. Ihm wurde klar, dass Olsson, als er an derselben Stelle gesessen hatte, auf das Marmarameer geblickt haben musste, da die Fähre Richtung Istanbul unterwegs gewesen war. Es war ein seltsames Gefühl, dass keiner der Passagiere ahnte, was sich vor weniger als einer Woche hier zugetragen hatte. Die Spuren waren weggewaschen worden. Die Menschen lachten und ließen sich den Wind durchs Haar wehen.
    Die Fähre legte in Paşa an, auf der europäischen Seite. Die Bebauung setzte sich ununterbrochen fort und bildete unzählige Vororte. Dicht bei Paşa lag der Ortsteil Beşiktaş, wie Claesson seinem Stadtplan entnahm. Diesen Namen hatte er schon einmal gehört. Beşiktaş war eine der besseren Fußballmannschaften der Türkei. Sie spielten in schwarz-weiß gestreiftem Trikot.
    Sie glitten unter der Bosporus-Brücke hindurch, die den europäischen Teil Istanbuls mit dem asiatischen verband. Ein Schuhputzer war an Bord gekommen und pries seine Dienste an, aber Claessons Turnschuhe eigneten sich

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