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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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ihnen unterwegs Gelegenheit hatte, einen Mord zu begehen?«, meinte Claesson.
    Özen schüttelte den Kopf.
    »Stockholm hat auf meine Bitte hin die schwedische Reiseführerin angerufen. Sie sind offenbar bereits irgendwo in China. Ich habe dann auch mit der Führerin gesprochen. Sie meinte, die Gruppe sei in Istanbul zwar nicht ständig gemeinsam unterwegs gewesen, da an solchen Reisen eingefleischte Individualisten teilnähmen, aber niemand hätte genug Zeit gehabt, eine Fähre durch den Bosporus zu nehmen.«
    »Dann können wir diese Gruppe vorläufig ausklammern«, sagte Claesson. »Sie werden sich vermutlich den Rest der Reise über misstrauisch beäugen«, meinte er munter.
    »In dem Hotel, das dem Galata New Hotel gegenüber liegt, wohnten zur Tatzeit zwei schwedische Gäste«, fuhr Özen fort und reichte Claesson weitere Aufzeichnungen.
    »Karl Öberg und Bengt-Ove Nordin«, las Claesson laut. »Hast du die überprüft?«
    »Nein, das erledige ich, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    Es war, als wäre ihnen plötzlich die Luft ausgegangen.
    »Wir hören auf«, sagte Claesson. »Wir kommen nicht weiter. Wir bleiben weiterhin mit Istanbul im Gespräch … darum kannst du dich dann kümmern«, sagte er und grinste Özen an, der auf die Tischplatte starrte.
    Sie gingen ins Hotel, um sich einen Moment auszuruhen. Claesson war froh, dass er ein Jackett mitgenommen hatte. Er hatte es auf einen Bügel gehängt, und es war wieder einigermaßen glatt. Das würde er zum Abschiedsessen anziehen.
    Eines ist sicher, dachte er, ehe er einschlief, hierher werde ich zurückkehren.

46
    Es war fast vier Uhr an diesem Tag, der gar nicht vergehen wollte, und Martin Lerde saß in seiner Dienststelle in Oskarshamn. Vor ihm hatte ein Mann Platz genommen, der behauptete, seine Ehefrau sei verschwunden. Am liebsten wäre Martin nach Hause gefahren. Es war Freitag. Ein paar Bier und etwas Gutes zu essen in aller Einsamkeit, ein paar Filme und dann ausschlafen. Nicht schlecht! Es hätte aber auch besser sein können. Ein weicher Körper, den man beim Fernsehen auf der Couch im Arm halten könnte …
    Martin hatte bereits zwei sogenannte Fantasten in der Leitung gehabt, Anrufer, die vollkommen haarsträubende Sachen erzählt hatten. Der eine hatte einen grünen, fluoreszierenden Mann gesehen, der sich anschließend in Luft aufgelöst hatte, ungefähr so wie Christus auf seiner Himmelfahrt. Als der Anrufer Lerdes Skepsis bemerkte, legte er noch mit Lichtstrahlen aus dem Weltraum nach, vor denen er alle Oskarshamner oder besser gleich alle Schweden warnen wollte.
    Der andere Anrufer hatte von einem Nachbarn erzählt, der geruchloses Gas durch das Schlüsselloch strömen ließ. Vor einer Woche hatte einer angerufen, bei dem Schlangen aus der Toilette gekrochen waren. Solche Wahnvorstellungen müssen fürchterlich sein, dachte Lerde. Trotzdem hatte er genug für heute.
    Und nun war also eine Gattin abhanden gekommen. Das war schon greifbarer. Damit konnte man leichter umgehen. Für verschwundene Personen gab es bestimmte Vorgaben.
    Seine Frau habe sich bislang noch nie aus dem Staub gemacht, beteuerte der Mann.
    Martin Lerde fiel es schwer sich zu konzentrieren. Er hatte zwar den Ehrgeiz, im Vergleich mit den anderen immer die Nase vorn zu haben, aber er hatte in letzter Zeit viel zu wenig geschlafen.
    Er hatte einen Korb bekommen. Er meinte, die gefühlsmäßige Befindlichkeit seines Gegenübers zu verstehen, jedenfalls anfänglich. Manchmal ging eben alles den Bach runter, aber diese Deutung behielt er für sich. Er sah alle Indizien vor sich. Das fettige Haar, die hängenden Schultern. Da halfen auch die kräftigen Oberarmmuskeln nichts.
    Etwas an dem Mann irritierte Martin Lerde. Seine Müdigkeit verstärkte seine Verärgerung noch. Der aggressive Ton und die aggressiven Gesten. Gleichzeitig verhielt sich der Typ so verdammt demütig, dass es fast schon gespielt wirkte. Der Kautabak unter der Oberlippe schien vor lauter Verzweiflung mit ihm verwachsen zu sein.
    Nicht dass Martin sonderlich moralisch gewesen wäre, aber er fand, dass es sich nicht gehörte, sich eine Prise unter die Oberlippe zu schieben, wenn die Frau abgehauen war, die einem zwei Kinder geboren hatte. Jedenfalls nicht, wenn sie einem wirklich etwas bedeutete. Das hatte sie nicht verdient, fand er, und hörte nur mit halbem Ohr, wie der Mann morgens, also am Freitag, aufgewacht war, um genau zu sein, um 8.15 Uhr, und feststellte, dass seine Ehefrau nicht neben ihm lag. Er

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