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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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kam tatsächlich mit. Das Klappern der Tastatur klang wie die Begleitung eines Rap-Songs.
    Als er verstummt war, wurde es still, dann begann sie vom Bildschirm vorzulesen, stellte die eine oder andere Frage und änderte sofort im Text. Er konnte hören, dass sie aus Istanbul kam. Als sie fertig war, las sie das Ganze noch einmal vor.
    »Stimmt das so?«
    »Ja«, sagte er und nickte.
    »Sie haben den Toten also noch nie zuvor gesehen?«, wiederholte sie und sah ihn dabei durchdringend an.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte er. »Aber es kommen schließlich auch dauernd neue Passagiere.«
    »Mir ist klar, dass sich eine Menge Menschen auf der Fähre befinden. Und Sie können nicht genau sagen, wo der Mann zugestiegen ist?«
    »Ich glaube, an einer Anlegestelle auf der Hälfte der Route. Vielleicht in Yeniköy.«
    Sie drehte sich um und betrachtete den Stadtplan, der hinter ihr an der Wand hing. »Also auf der europäischen Seite«, verdeutlichte Ilyas.
    »Ich weiß«, sagte sie und betrachtete fortwährend den Stadtplan, als wolle sie sich den Platz einprägen. »Dort gibt es schöne Yalin«, sagte sie träumerisch und legte einen Augenblick lang die Förmlichkeit ab.
    Ilyas nickte. Diese mehrstöckigen Sommerhäuser aus Holz, die die Reichen oft für sich errichten ließen, lagen direkt am Wasser und waren von der Fähre aus schön anzusehen. Sie riefen Träume von einer anderen Welt und einem anderen Leben wach.
    »Sie scheinen recht observant zu sein«, meinte sie lächelnd. »Können Sie sich vielleicht auch noch erinnern, ob der Mann allein war, als er an Bord ging?«
    Ilyas fühlte sich natürlich geschmeichelt. Er dachte fieberhaft nach.
    »Etliche Reisende sind dort an Bord gegangen, ich habe also nicht sonderlich darauf geachtet. Es passiert nur sehr selten, dass irgendwo ein einzelner Passagier zusteigt. Aber er … also … der Tote, kaufte nach einer Weile ein Glas Tee. Da saß er bereits dort an der Reling. Also, wo ich ihn später auch gefunden habe. Auf der Backbordseite … Eine große Gruppe Amerikaner war auch da, wie ich bereits gesagt habe.«
    »Sie können also nicht sagen, ob er sich in Gesellschaft befand?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie sonst während der Fahrt noch etwas bemerkt, was wichtig sein könnte? Irgendein Vorfall oder irgendeine Person, die Ihnen aufgefallen wäre – ganz egal was?«
    Er versuchte sich zu erinnern, aber es fiel ihm nichts ein.
    »Haben Sie gesehen, ob der Mann eine Tasche bei sich trug?«, fuhr sie fort.
    Er starrte auf die Schreibtischplatte. »Nein«, sagte er schließlich bestimmt. »Zumindest hatte er keine Tasche, als ich ihn entdeckte … also, als er tot war … ob er vorher eine hatte, weiß ich nicht.«
    »Mit etwas Glück hat jemand auf der Fähre Fotos gemacht, auf denen der Mann zu sehen ist. Vielleicht verraten die uns ja was«, meinte sie. Ilyas Magen begann erneut zu rumoren. »Er hatte auch nichts in den Taschen, was Ihnen vielleicht aufgefallen ist?«, meinte sie und drehte den Kopf zur Seite, als hätte sie einen verspannten Nacken.
    »Nein«, antwortete er so rasch, dass sie innehielt, ihn anschaute und die Arme vor der Brust verschränkte.
    Ilyas’ Magen verkrampfte sich nun so sehr, dass er vor Schmerzen erblasste.
    »Sie haben ihm also nicht zufälligerweise die Taschen durchsucht?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Beispielsweise um herauszufinden, wer er ist. Um nachzusehen, ob er eine Brieftasche mit einem Führerschein oder Pass bei sich trug«, meinte sie mit einer verräterisch ruhigen Stimme. Sie sprach jede Silbe übertrieben deutlich aus, und Ilyas war klar, dass sie auch eine härtere Gangart einlegen konnte.
    Das ist eine Falle, dachte er. Ich muss aufpassen!
    »Nein«, beharrte er. »Es war so schrecklich, dass ich sofort losrannte, um Hilfe zu holen.«
    »Sie meinen also, ohne ihm zuerst die Taschen zu durchsuchen?«
    »Ja.«
    Sie starrte ihn kurz an und beugte sich dann wieder über den Bildschirm.
    »Wir werden die Fähre natürlich genauestens durchsuchen«, sagte sie dann.
    Ilyas’ Herz raste. Das war Folter! Sein Magen brannte wie Feuer, und er glaubte, er würde jeden Moment platzen. Er konnte sich nicht mehr beherrschen.
    »Ich muss auf die Toilette«, sagte er, erhob sich so abrupt, dass der Stuhl umfiel, und verließ das Zimmer.
    »Rechts entlang«, rief sie ihm hinterher.
    Aber da hatte er die Toilettentür bereits hinter sich abgeschlossen.
    Sie stand auf dem Korridor und wartete auf ihn, als er

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