Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
wieder zum Vorschein kam.
    »Man weiß nie, manchmal tauchen Dinge erst sehr viel später wieder auf«, sagte sie und lächelte. Ihre schönen Zähne waren gleichmäßig und strahlend weiß. »Es wäre wunderbar, wenn Sie dann von sich hören ließen«, fuhr sie fort und drückte ihm einen Zettel mit der Telefonnummer in die Hand.
    Er versprach, sich gegebenenfalls zu melden, nahm den Zettel und schlich unsicher davon.

7
    Sonntagsfrieden, dachte Birgitta Olsson und ließ die Rollos hochschnellen.
    Sie blieb ein paar Sekunden lang stehen und schaute in ihren Garten. Die Sonne schien ebenso unbekümmert wie am Vortag. Wieder ein wunderbarer Tag, den man genießen konnte! Sie hatte es plötzlich eilig, in der Erde zu graben. Sie hatte den ganzen langen Tag vor sich, denn der Nachtdienst begann erst um neun.
    Sie ließ das Fenster einen Spalt weit offen, um den Gesang der Amsel zu hören, während sie das Bett machte. Sie hörte außerdem die Geräusche von Hacken und Spaten aus den umliegenden Gärten. Die Nachbarn hatten bereits mit der Arbeit angefangen. Jedenfalls die Bromses, dachte sie und sah zuerst Sven vor sich. Das ergab sich so. Ihn kannte sie am besten. Aber das wusste vermutlich nicht einmal Nettan, die eigentlich Agneta hieß. Birgitta hatte sich nie daran gewöhnt, sie Nettan zu nennen, so intim waren sie einfach nicht. Die Bromses fahren danach sicherlich zum Golfspielen nach Skorpetorp, dachte sie. Sie waren Golfer, wie Carl-Ivar sagte. Er ließ das so klingen, als sei das eine Abart des Menschen, oder vielleicht eine feinere Sorte.
    Sie hatte eben den Überwurf glatt gestrichen, als der Frieden von einem lauten Motorengeräusch gestört wurde, das die Ruhe plötzlich zerschnitt.
    Ganz schön frech, dachte sie verärgert und setzte in der Küche Kaffee auf. Es hatte eine Zeit gegeben, da war der Sonntag ein Ruhetag gewesen. Man hatte höchstens, wenn unbedingt nötig, den Rasen gemäht, aber auch nur mit einem mechanischen Rasenmäher und auch erst nach dem Gottesdienst. Aber jetzt herrschten andere Zeiten. Die Geschäfte hatten den ganzen Abend geöffnet, die Tankstellen rund um die Uhr, und Fernsehen gab es zu allen Zeiten des Tages. Eine neue Generation war herangewachsen, die anders und egoistischer dachte.
    Sie merkte, wie ihre Gedanken die falsche Richtung einschlugen. Dabei wollte sie die harmonische Stimmung bewahren.
    Natürlich wusste sie, wer so rücksichtslos war und frühmorgens schon den Rasen mähte. Das wussten alle im Viertel. Ein schwarzes Schaf. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie nicht umhin konnte, sich darüber aufzuregen. Weil sie es zuließ, sich darüber aufzuregen.
    Sie betrat das Badezimmer, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und cremte es sich mit Sonnencreme ein, die schon etliche Jahre im Badezimmerschrank gestanden hatte. Sie dachte immer noch an den Rasenmäher.
    Dann rechnete sie aus, wie lange Carl-Ivar und sie schon im Holmhällevägen wohnten. Im September wurden es 34 Jahre. Sie waren aus einer engen Zweizimmerwohnung in der Borgmästargatan hierhergezogen. Sie hatten viel Freude an ihrem gediegenen und geräumigen Sechzigerjahrehaus gehabt. Sie hatten es frisch tapeziert und die Türen frisch gestrichen, aber keine Wände versetzt.
    Carl-Ivar und sie würden in dem Haus auch noch wohnen bleiben können, wenn sie einen Rollator brauchten. Darüber sprachen sie manchmal. Das Haus hatte ein oberes Stockwerk. Daran hatten sie nicht gedacht, als sie es kauften. Natürlich nicht. War man jung, dann war man unsterblich.
    Sie waren eingezogen, als es in der Gegend noch so ruhig wie auf dem Land gewesen war. Einen Augenblick lang konnte sie wieder die Stille hören, die damals herrschte.
    Aber jetzt zog die nächste Generation ein. Ein Haus weiter oben in der Straße war vor einiger Zeit verkauft worden, das kostete bestimmt ein hübsches Sümmchen. Heute hätten es Carl-Ivar und sie es nicht mehr leisten können, hierher zu ziehen. Auch ein so großes Renovierungsprojekt, wie es ihre neuen Nachbarn durchführten, kam finanziell für sie nicht in Frage. Die neuen Nachbarn wohnten drei Grundstücke weiter mit Blick aufs Meer. Der Mann arbeitete in der IT-Branche. Das taten heutzutage viele. Oder sie arbeiteten als Berater. Jedenfalls verdienten sie viel Geld. Oder sie scheuten nicht davor zurück, große Kredite aufzunehmen. Mit Darlehen war Carl-Ivars und ihre Generation sehr vorsichtig gewesen. Wenn man den Kredit dann nicht zurückzahlen konnte. Nicht

Weitere Kostenlose Bücher