Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
der türkischen Polizei. Bei dieser Information sah sie Istanbul vor sich. Sie war etliche Male dort gewesen. Verkehrschaos, Lärm und Gedränge. Dort einen Mörder zu suchen, war wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.
     
    Gerade als Birgitta abschließen wollte, besann sie sich und ging noch einmal ins Haus. Sie öffnete die Tür der Kleiderkammer und suchte im Dunkeln hinter Carl-Ivars Jacketts und Anzügen nach der Tasche. Sie nahm sie heraus, schloss das Haus ab und ging zu ihrem Auto.
    Als sie auf den Holmhällevägen einbog, überlegte sie, ob sie nicht noch schnell bei Bromses anklopfen und erzählen sollte, was geschehen war. Um dem Übel von Anfang an entgegenzutreten, ehe sich das Gerede nicht mehr kontrollieren ließ. Morgen würde es in der Zeitung stehen.
    Aber sie fuhr weiter auf die Ausfallstraße Richtung Växjö. Als sie auf die Straße nach Kristdala einbog, entspannte sie sich. Sie sah Birken, Salweiden und Erlen in zartem Grün vor grauen Feldsteinmauern. Plötzlich konnte Birgitta ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Die Straße schlängelte sich in Serpentinenform. Als Birgitta wenig später die lange Anhöhe zum Hof ihrer Eltern hinauffuhr, hatte sie aufgehört zu weinen.
    Bei Lars im Austragshaus war die Tür geschlossen, und die Rollos waren heruntergelassen. Hatte er wieder zu saufen begonnen? Er war doch so lange nüchtern gewesen …
    Sie nahm die kleine Reisetasche mit, ließ die andere Tasche aber im Auto. Sie musste nachdenken. Sie musste sich ein gutes Versteck ausdenken, bis sie entschieden hatte, was sie mit dem Inhalt tun sollte.
    Ihr Vater Albert trat aus dem Hühnerstall, als sie an die Haustür klopfte.
    »Bist du das?«, fragte er. »Hört sie dich nicht? Ich glaube, sie hat sich einen Augenblick hingelegt.«
    »Wer da?«, hörte sie ihre Mutter beunruhigt aus dem Hausinneren rufen, nachdem ihr Vater aufgeschlossen hatte.
    »Das ist nur Birgitta«, rief er und ließ sie in die Küche eintreten.
    Ihm war natürlich sofort klar, dass etwas vorgefallen sein musste, sonst wäre sie nicht unangekündigt vorbeigekommen. Ihre Mutter stand in der Tür, klein und dünn und mit wirren Haaren. Kaum zu glauben, dass sie einmal einen Frisörsalon besessen hat, dachte Birgitta. Sie erzählte, was geschehen war: »Carl-Ivar ist tot in Istanbul aufgefunden worden.«
    Die Worte waren ihr schneller als beabsichtigt über die Lippen gekommen.
    »Du meine Güte!«, sagte ihre Mutter.
    Nach dem ersten Schreck wurde Kaffee aufgestellt. Das war genau so ein Moment, in dem eine Tasse Kaffee half. Die Löffel mit Kaffee in den Melittafilter abzählen, Tassen auf den Tisch stellen, dicke Scheiben von dem üblichen Fliserydsbrot abschneiden, dann dick mit Butter bestreichen und mit Käse und Cervelatwurst belegen. Birgitta holte zwei Zinnkerzenhalter mit hellblauen Kerzen aus dem Wohnzimmer oder dem Saal, wie sie früher immer gesagt hatten. Der Docht war weiß, das Wachs schon etwas verblichen. Sie hatten zur Zierde dort gestanden, aber jetzt war der richtige Moment, um sie anzuzünden und an Carl-Ivar zu denken, obwohl es draußen ganz hell war.

17
    Christoffer Daun glaubte, den Passat unten an der Steigung zu hören. Erschöpft lehnte er hinten an der Hauswand. Mit mäßigem Eifer hatte er sich eine Weile damit beschäftigt, die Farbe von einem alten Holzstuhl abzukratzen. Irgendetwas musste er schließlich tun. Außerdem sah es besser aus, wenn er nicht mit den Händen im Schoß dasaß, wenn Annelie nach Hause kam, als hätte er auf sie gewartet.
    Er versuchte sich im Augenblick bei ihr einzuschmeicheln. Er wollte entgegenkommend sein. Er hatte schon vor Ewigkeiten versprochen, die Stühle zu reparieren.
    Hatte er Angst vor ihr?
    Sie war kein Monster. Nicht sie hatte diese Situation heraufbeschworen … aber wenn sie nicht so … unengagiert gewesen wäre, oder wie er das ausdrücken sollte, dann wäre das alles gar nicht erst so weit gekommen. Sie nahm ihn gewissermaßen nicht mehr wahr. Vielleicht war einer dem anderen zu selbstverständlich geworden. Die Spannung fehlte. Er brauchte auch mal etwas … außer der Reihe.
    Leeres Gerede, das wusste er. Aber er brauchte das zu seiner Rechtfertigung.
    Jetzt bemühte er sich jedenfalls, die Wogen zu glätten. Aber was hatte es eigentlich noch für einen Sinn, wo es ohnehin zu spät war. Eigentlich müsste er aufgeben. Was hielt ihn überhaupt noch zurück?
    Es war nicht so, dass er Annelie nicht gemocht hätte. Er wünschte ihr nichts

Weitere Kostenlose Bücher