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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Böses. Er hatte lange versucht, mit dem, was er tat, aufzuhören. Er wollte Annelie behalten. Aber anders, mehr so wie am Anfang.
    Und jetzt stand er hier mit einem Küchenstuhl.
    Diese verdammten Stühle waren ein zähes Thema. Sie hatten abgemacht, dass er die alte Farbe entfernte, damit Annelie sie neu streichen konnte, und zwar alle auf einmal. Die sechs Stühle hatten sie im vergangenen Sommer günstig ersteigert. Wie er Annelie kannte, würde sie keine Zeit verlieren, wenn sie mit ihrem Teil der Arbeit an der Reihe war. Sie würde sie in wenigen Tagen hübsch lackieren. Sie hatten deswegen vor Weihnachten auch gestritten. Darüber, dass er nie fertig wurde. Mit nichts, hatte sie gesagt. Nichts, was du dir vornimmst, wird fertig!
    »Dann mache ich halt alles selbst«, hatte sie den Streit schließlich beendet. »Du kriegst deinen Hintern ja doch nicht hoch.«
    Dann tobte das Unwetter los. Sie hatten sich angebrüllt. Nach einer halben Stunde hatten sie sich wieder beruhigt – das taten sie immer. Sie küssten sich und schliefen tatsächlich auch miteinander. Sie versprachen, sich das Leben gegenseitig nicht noch schwerer zu machen. Alten Lack zu entfernen, sei schließlich nicht das Wichtigste im Leben, sagte sie. Er habe an seinem Arbeitsplatz schon genug um die Ohren.
    Wie er jetzt so dastand und dem Zwitschern der Vögel lauschte, realisierte er, dass diese Augenblicke nach dem Sturm jeden Streit wert waren. So plötzlich, so innerlich. Sie waren sich so nahe, hörten einander genau zu.
    Sie gehörten zusammen.
    »Das bedeutet nicht, dass ich nicht alles tun will, worum du mich bittest«, hatte er damals vor Weihnachten gesagt. »Ich tue mein Möglichstes, Annelie! Ich weiß nur nicht, was ich noch tun soll, damit du wirklich zufrieden bist!«
    Seine Stimme hatte einen verzweifelten Tonfall. Den verwendete er gern in solchen Situationen. Er schämte sich auch dafür, dass er sich nicht zusammennahm und die Stühle herrichtete; wenn man wirklich wollte, war das schließlich kein Problem. Er schämte sich noch mehr, weil er log. Und zwar belog er nicht nur sie, sondern auch sich selbst.
    Sie sagten nichts mehr. Es gab stumme Übereinkünfte. Während des ganzen Streits verlor sie kein Wort darüber, dass er nichts verkraftete. Dass er das war, was man im Pflegesektor eine labile Person nannte. Aber es lag trotzdem in der Luft. Er kam sich auch wie ein Versager vor. Aber er wusste, dass es ihr nicht einmal im Traum einfallen würde, ihn zu kränken.
    Andererseits war auch er nachsichtig und verlor nie ein Wort darüber, wer von ihnen dafür Sorge trug, dass sie etwas zu essen auf dem Tisch hatten. Dass sie finanziell abgesichert waren. Sie war nicht in der Lage, sich eine vernünftige Arbeit zu suchen. Im Teppichgeschäft war kein Geld zu verdienen, aber dort gefiel es ihr immerhin. Angenehme Lehrerstellen waren rar, und wenn man sich nicht mit Nachdruck darum kümmerte, bekam man auch keine.
    Aber das sagte er nicht. So nett war er schließlich.
    Und beide sprachen nicht mehr davon, dass sie keine Kinder bekommen hatten. Darüber schwiegen sie sich aus. Ein typisches Thema, das totgeschwiegen wurde. Mittlerweile schliefen sie kaum noch miteinander, und so war es irgendwie auch einfacher, fand er.
    Das Auto, das er eben gehört hatte, fuhr vorbei. Es war nicht Annelie. Er entspannte sich, aber früher oder später würde sie ohnehin nach Hause kommen.
    Es war kühler als am Vortag. Die Luft war kristallklar. Deswegen hatte er auch beschlossen, im Freien und nicht in der Scheune zu arbeiten. Er bearbeitete einen Stuhlsitz mit einer Stahlbürste. Da hörte er das nächste Auto, dieses Mal fuhr es auf den Vorplatz. Der Motor wurde abgestellt. Sein Herz hämmerte. Eine Autotür wurde geöffnet.
    Das konnte nur sie sein.
    Vielleicht war das zusammengeknüllte Papier unter den Beifahrersitz gerollt? Konnte er wirklich so viel Glück haben, dass sie es nicht entdeckt hatte?
    Er legte Spachtel und Stahlbürste beiseite, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und versuchte, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen. Da klingelte das schnurlose Telefon, das er in der Tasche hatte. Er zog es hervor, als er Annelies Schritte auf dem Kies hörte. Er antwortete, während er das Haus durch die Verandatür betrat und durch das Wohnzimmer in die Küche ging.
    »Hallo. Hier ist Ronny. Gut, dass ich dich erwische.«
    »Hallo«, antwortete Christoffer erstaunt. Ronny Alexandersson hatte ihn noch nie zu Hause angerufen. Sollte er etwa

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