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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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sagen, dass Carl-Ivar und Birgitta viel mehr wie Eltern zu mir waren als meine eigenen. Meinen Vater kenne ich nicht.«
    Hier war einiges zu holen, das hörte Claesson, aber nicht gerade jetzt, wo sie unter Zeitdruck standen. Sie konnten auch später noch nach Details fragen.
    »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, war Carl-Ivar Olsson immer gut zu Ihnen?«
    »O ja! Es gibt niemanden, der ihn nicht mag. Außer der Person … die diese fürchterliche Tat begangen hat …«
    Sie erfuhren, dass sie Lehrerin war, dass sie bislang überwiegend Vertretungen übernommen und früher in Stockholm gewohnt hatte und ihr Mann in der Klinik arbeitete. Die Arbeit mit Kindern sei ihr nicht gut bekommen, Carl-Ivar habe sie erlöst, als er ihr ein paar Stunden Aushilfe in seinem Geschäft anbot.
    »Und seine eigenen Kinder?«, wollte Claesson wissen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Die haben sich nie für Teppiche interessiert. Sie haben immer viel zu tun und wohnen auch nicht hier. Lotta wohnt in Stockholm und Johan in Kalmar. Ich habe mich früher auch nicht sonderlich für Teppiche interessiert, aber jetzt bin ich dabei, mir so einige Kenntnisse anzueignen …« Sie sah einen Augenblick lang hochzufrieden aus. »Carl-Ivar ist ein guter Lehrer, was Teppiche angeht, das kann man wirklich sagen«, fuhr sie fort, und ihre Augen bekamen einen feuchten Schimmer. Sie hielt ihre Tränen jedoch zurück.
    »Teppiche sind wie Freunde, das klingt vielleicht komisch, aber so ist es. Das hier ist Carl-Ivars Lebenswerk«, erläuterte sie wehmütig.
    Teppiche als Freunde!
    Klar, dachte Claesson, der schon schlimmere Umschreibungen von Einsamkeit gehört hatte. Einsam war sie jedenfalls, dieses klare Gefühl hatte sich ihm aufgedrängt. Ihm war ihr Ehering aufgefallen. Konnte nur ein langweiliger Ehemann sein. Sie würden ihre Aussage natürlich überprüfen, wenn sie wieder im Präsidium waren.
    Ihr war nichts aufgefallen, weder im Laden noch an Carl-Ivar Olsson, ehe er in die Türkei fuhr. Er war wie immer. Er wollte an einer Tagung über Teppiche teilnehmen. Genaueres wusste Annelie nicht.
    »Sie können ja den Teppichhändler aus Kalmar fragen, der mitgefahren ist. Ihre Frauen hatten sie auch dabei, aber das hat Birgitta sicher schon erwähnt?«
    Er sagte nichts. Schließlich hatte er keinen Grund preiszugeben, was er wusste und was nicht. Im Augenblick besaß er noch keine Informationen über die Aussage der Ehefrau.
    Claesson meinte, sie würden sich gerne die Dokumente und Unterlagen im Laden ansehen und prüfen, welche Anrufe eingegangen waren.
    »Tun Sie das«, sagte sie tonlos. »Wenn ich kann, helfe ich Ihnen gern.«
    Es gab einen fensterlosen Keller, in den eine Wendeltreppe hinabführte. Dort befand sich auch eine Toilette und der Schreibtisch, an dem sich Olsson meist aufgehalten hatte. Hier standen Computer, Drucker, Telefon und Fax. Ein Adressbuch fanden sie nicht, vermutlich hatte Olsson es mitgenommen. Özen, der Claesson wie ein Schatten gefolgt war, hatte begonnen, in den Aktenordnern zu blättern. Sie hatten bereits die Kollegen gebeten, einen Wagen zu schicken, um die Unterlagen mitzunehmen. Ein Ordner auf dem Schreibtisch enthielt Quittungen und Rechnungen. Ein anderer war ziemlich abgegriffen. Claesson betrachtete die Teppiche auf dem Fußboden. Sie lagen nicht direkt auf dem Beton, sondern auf Holzpaletten. Es waren nicht viele. Claesson überlegte, wie man als Händler von Qualitätsteppichen im kleinen Oskarshamn wohl über die Runden kam. An einer Wand standen aufgerollt ein paar Webteppiche aus Resten.
    Özen wandte sich mit breitem Grinsen an Claesson und hielt ihm eine Seite aus dem Ordner unter die Nase. Es handelte sich um das Schwarzweißfoto eines schadhaften Teppichs. Claesson sah Özen fragend an.
    »Nichts weiter. Nur dass der Teppich aus Kappadozien kommt«, meinte Mustafa Özen leise. »Aus der Gegend meiner Familie in der Zentraltürkei oder aus Zentralanatolien, wie man auch sagen könnte. Der größte Teil der Türkei ist eigentlich eine riesige Halbinsel zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer. Einige Leute bezeichnen diese Gegend auch als Kleinasien«, fuhr er fort, als fände er, jetzt lange genug geschwiegen zu haben.
    Özen wollte den Ordner schon zurückstellen, da nahm ihn ihm Claesson aus der Hand. Es musste einen Grund geben, warum Özen den Ordner genau auf dieser Seite aufgeschlagen hatte. Vor Kappadozien stand etwas anderes, handschriftlich. Das Papier war leicht verschmutzt und hatte Eselsohren.

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