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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Diese Seite war schon oft aufgeschlagen worden.
    »Ayvali« stand dort. Özen hielt das für einen Ortsnamen. Eine Kleinstadt oder noch wahrscheinlicher ein Dorf in Kappadozien. Er war sich nicht sicher, wollte das aber recherchieren.
    Claesson bat die Frau, die oben im Geschäft geblieben war, herunterzukommen.
    »Das ist das Fragment eines sehr alten anatolischen geknüpften Teppichs«, sagte sie.
    »Ein geknüpfter Teppich?«, fragte Claesson.
    »Ja, er besteht aus Knoten und ist nicht glatt gewebt … wie dieser hier«, sagte sie und zeigte auf einen blutroten Teppich mit Rhombenmuster, der zuoberst auf einem Stapel auf dem Boden lag. »Man glaubt, dass vor sehr langer Zeit Tierhäute zum Knüpfen von Teppichen in Nomadenzelten inspiriert haben könnten.« Sie strich langsam über den Flor, als würde sie ein Pferd striegeln. »Das hier«, sagte sie und deutete auf das Foto, »ist das Fragment eines Teppichs aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Ich glaube, dass Carl-Ivar das gesagt hat.«
    Claesson betrachtete den Teppich mit dem ungleichmäßigen Rand. Die Hälfte schien zu fehlen. Die Motten hatten sich darüber hergemacht, so viel war deutlich. Vierzehntes Jahrhundert, dachte er. Dass es so alte Teppiche gibt. Das Muster war deutlich zu sehen, obwohl das Foto schwarzweiß und nicht besonders geglückt war.
    »Gibt es Leute, die sich für solche Teppiche interessieren?«, fragte er. »Dieser hier ist ja ziemlich verschlissen.«
    »Durchaus. Es besteht ein großes Interesse an richtig alten Fragmenten. Sie werden auf internationalen Auktionen verkauft oder von Teppichhändlern, die sie irgendwo aufgetrieben haben«, sagte Annelie Daun. Sie dachte nach. »Vielleicht sind es ja nicht sonderlich viele Interessenten«, korrigierte sie sich, »aber einige Sammler sind sehr vermögend. Sie tun fast alles, um in den Besitz eines so seltenen Exemplars zu kommen.«
    Sie hörte selbst, was sie da gesagt hatte, und verstummte.
    Sammler sind ein recht interessanter Menschenschlag, dachte Claesson. Natürlich waren nicht alle Fanatiker, aber einige waren sicher zu allem Möglichen bereit, um in den Besitz eines außergewöhnlichen Gegenstandes zu gelangen. Ein Dokument, eine Münze, eine Waffe, eine Scherbe oder ein Teppichfragment. Das war ihm früher schon aufgefallen. Je älter und seltener, desto begehrter und teurer.
    Claesson wollte die Seite mitnehmen und kopieren lassen. Das war natürlich kein Problem. Den Computer würden sie ebenfalls abholen lassen. Er konnte nicht beurteilen, ob es sich bei dem Foto um ein gemailtes Bild handelte oder ob es aus dem Internet stammte. Der Absender war weggeschnitten. War es via Mail gekommen, müsste sich der Absender ermitteln lassen. Darum konnten sich die Kollegen von der IT kümmern. Das würde dauern, und bis das Ergebnis vorlag, war er vermutlich wieder aus der Türkei zurück.
    Sie bedankten sich. Auf dem Rückweg zum Präsidium erkundigte sich Claesson eingehender nach der Gegend, aus der der Teppich auf dem Foto stammte.
    »Als Kind war ich jeden Sommer in Kappadozien. Meine Eltern stammen von dort. Eine recht bizarre Landschaft, wunderschön … vielleicht hast du mal die schmalen, hohen Felsgebilde in Reiseprospekten gesehen? Sie erinnern an …« Özen grinste und deutete mit den Händen die Form eines erigierten Penis an. »Man kann dort in Hotels in Höhlen wohnen und mit Heißluftballons fahren. Das ist bei den Touristen sehr beliebt. Es gibt viel zu sehen. Uralte, unterirdische Städte, Felsenkirchen und Höhlenwohnungen.«
    Er erzählte gerne von der Türkei. Das merkte man. So wie die Menschen immer gerne von Orten erzählten, die ihnen etwas bedeuteten.
    Claesson bat ihn, den Teppichhändler in Kalmar anzurufen. Sie wollten ihn vor ihrer Reise in die Türkei noch aufsuchen.
    »Vielleicht schaffen wir das ja heute noch«, sagte er und schaute auf die Uhr. Er wollte aber erst Veronika anrufen. Er würde später nach Hause kommen, aber dafür konnte er vielleicht morgen früher gehen. Vielleicht würde er kurz mit der Witwe sprechen. Ein Polizeibesuch pro Tag musste reichen. Er musste sich bei Ludvigsson und Jönsson erkundigen, was sie in Erfahrung gebracht hatten.

16
    Die Eltern.
    Birgitta musste es ihnen selbst erzählen, ehe sie es aus den Radionachrichten oder der Zeitung erfuhren. Sie waren schon alt. Sie hielt es außerdem nicht allein im Haus aus, aber auf einen Besuch der Kinder, irgendeiner Freundin oder irgendwelcher Nachbarn legte sie auch keinen Wert.

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