Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
ihrer Reise und ihrem Zweck zu erzählen. Sie hatten aus unterschiedlichen Gründen die Reise unternommen, jedoch an derselben Konferenz von Teppichinteressierten aus aller Welt in einer ehemaligen Moschee teilgenommen, die jetzt als Ausstellungssaal und Konferenzlokal diente. Claesson ließ sich die Adresse geben sowie eine Broschüre mit Farbfotos von der Moschee und von Teppichen, die in einer Plastikmappe auf dem Tisch gelegen hatte.
»Sie können die ganze Mappe mitnehmen. Ich habe das Material für Sie zusammengestellt.«
Hier herrscht Ordnung, dachte Claesson und dankte Robert Karlgren für seine Umsicht. Dann trank er einen Schluck Kaffee. Olsson und Karlgren waren mit ihren Frauen nach Istanbul geflogen. Robert Karlgrens Ehefrau Marianne hielt sich im Augenblick in Göteborg auf, würde der Polizei in Oskarshamn aber selbstverständlich zur Verfügung stehen, falls es noch Fragen gab.
Olssons und Karlgrens hatten nicht im selben Hotel gewohnt, aber im selben Stadtviertel, in Sultanahmet, dem Teil von Istanbul innerhalb der Stadtmauer, der als Altstadt bezeichnet wurde und in dem monumentale und bekannte Baudenkmäler standen, Kirchen, Museen und Moscheen.
»Gassen und kleine Plätze, recht chaotisch, aber faszinierend«, meinte er mit träumerischem Blick.
Einen Abend waren sie ausgegangen, um zusammen zu essen.
»Erinnern Sie sich, wie das Restaurant hieß?«
Karlgren schüttelte den Kopf.
»Das ist eine schwierige Frage. Wenn Sie mal in Istanbul waren, dann begreifen Sie, was ich meine. Es ist auch nicht sicher, dass man zwei Abende hintereinander dasselbe Lokal findet, selbst wenn man das gerne will. Es gibt keine guten Stadtpläne, und Teile der Stadt sind Labyrinthe ohne Straßennamen. Aber warten Sie …«
Karlgren stand auf und holte seine Brieftasche aus der Diele. Darin lag eine Visitenkarte.
»Hatte ich ganz vergessen«, sagte er. »Mit etwas Glück finden Sie es. Wenn Sie jemanden auf der Straße fragen, dann führt man Sie sicher zu einem ganz anderen Lokal, das aber im Prinzip genauso ist. Aber viel besser, wird man Ihnen einreden wollen. Man sagt Ihnen allerdings nicht, dass es irgendeinem Cousin gehört. Alle scheinen unendlich viele Cousins zu haben. Die Familie ist alles in der Türkei.«
Karlgren sah Özen neugierig an, der wortlos grinste.
Claesson legte die Visitenkarte in die Plastikmappe.
»Im Restaurant geschah übrigens nichts Besonderes. Wir aßen. Dann sind wir ins Hotel zurückgekehrt und haben uns ins Bett gelegt«, fuhr Karlgren fort. »Ich kenne Olsson schon lange, und so viel kann ich Ihnen sagen, nicht einmal in meiner wildesten Fantasie hätte ich mir ausmalen können, dass Carl-Ivar einmal so bestialisch ermordet werden würde … Falls das, was in den Zeitungen steht, überhaupt stimmt.« Robert Karlgren sah Claesson fragend an, aber dieser reagierte nicht. »Eine regelrechte Hinrichtung. Wer hätte dazu Veranlassung gehabt?«
Karlgren schüttelte den Kopf.
»Was die Teppiche angeht, wissen Sie, ob Olsson gerade ein besonders wichtiges oder interessantes Geschäft machen wollte? Ich verstehe kaum etwas von Teppichen, könnten Sie uns vielleicht in dieser Frage helfen?«
Karlgren schüttelte erneut den Kopf.
»Nein. Teppichgeschäfte führen nur in den seltensten Fällen zu einem Mord. Natürlich gibt es schwarze Schafe in allen Branchen, aber bei uns ist es nicht so wie beim Rauschgifthandel.« Er verzog den Mund. »Es kann sich nur um einen Irrtum handeln. Ich habe in der Tat noch nie von einem Mord im Zusammenhang mit Teppichen gehört, obwohl es manchmal um recht große Summen geht …«
»Wie groß?«
»Das ist sehr unterschiedlich. Teppiche sind im Vergleich zu anderen handgefertigten Gegenständen wie gewissen Antiquitäten oder auch neuen Möbeln recht billig.«
»Siebenstellige Summen, wäre das vorstellbar?«, wollte Claesson wissen.
»Natürlich gibt es Teppiche, die so viel kosten, es kommt ganz darauf an. Aber solche werden auf dem internationalen Markt und in Auktionshäusern wie Bukowskis vertrieben. Also nichts, was Carl-Ivar und ich je im Angebot gehabt hätten … zumindest nicht ich«, meinte Robert Karlgren nach einer kurzen Pause.
»Betätigen sich eigentlich nur Männer als Teppichhändler?«
»Vereinfachend könnte man sagen, dass die Frauen für die Produktion verantwortlich sind. Sie knüpfen oder weben die Teppiche zu Hause oder in speziellen Lokalen, während Verkauf und Reparatur Männersache ist. Es ist recht anstrengend,
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