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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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wenn er sich nach oben bequemt und sie angeschaut hätte. Was wussten die schon? Nichts, hatte Ronny gesagt. Nur, dass man sie nicht hätte nach Hause schicken dürfen, sondern weiter untersuchen sollen. Schließlich war es nur eine einfache Galle gewesen, und die Patientin hatte selbst bei der Anamnese angegeben, gesund zu sein und keine Medikamente zu nehmen.
     
    Er sah Tina auf sich zukommen. Dann öffnete sie die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz fallen.
    »Hallo«, sagte sie und sah ihn mit ihrem durchdringenden Blick an. Ein Blick, der wie Feuer loderte.
    Er setzte zurück und fuhr vom Parkplatz, während er überlegte, ob sie jemand gesehen haben könnte.
    Im Auto machte sich die Stille breit. Er hatte beide Hände am Lenkrad. Tina legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel. Anfänglich irritierte ihn das, aber er schob sie nicht weg. Die Hand blieb reglos dort liegen. Als sie nach Kristdala abbogen, war die Atmosphäre im Auto derart elektrisiert, dass sie sich jeden Moment durch eine Explosion hätte entladen können.

30
    Der Streifenwagen war von der Uferstraße am Marmarameer abgebogen und fuhr jetzt auf gewundenen Straßen durch ein dicht bebautes Stadtviertel am Hang.
    Claesson saß schweigend auf der Rückbank und ließ diese unbeschreiblich vielfältige Welt auf sich wirken, die in einen bläulichen Nachmittagsdunst getaucht zu sein schien. Vielleicht handelte es sich aber auch nur um Abgase, die die Luft verdichteten und flimmern ließen.
    Sie fuhren an einem langen schmalen Platz mit einer Rasenfläche in der Mitte und hohen Obelisken an beiden Enden entlang. Japaner, oder vielleicht waren es auch Chinesen, standen an den Blumenbeeten, die die Sockel der Obelisken umgaben. Sie hatten die Köpfe in den Nacken gelegt, um die Spitzen der Obelisken auch noch aufs Foto zu bekommen.
    Touristenbusse standen an der Bordsteinkante geparkt. Jeder Neuankömmling sah sofort, dass dies ein historischer Ort war. Sieht wie eine Arena aus, dachte Claesson.
    Der Mann am Steuer sagte etwas zu Özen, der wandte sich an Claesson.
    »Das Hippodrom«, erklärte er. »Von den Römern vor Ewigkeiten für Pferderennen errichtet. Unter Kaiser Konstantin erweitert … diesem Griechen, du weißt schon … wann hat er gleich wieder gelebt?«
    »Im 4. Jahrhundert«, entgegnete Claesson. »Ich habe mir das angelesen, während du geschlafen hast. Er hat die Stadt bauen lassen, deshalb wurde sie nach ihm benannt und hieß früher Konstantinopel. Wir im Norden haben sie in der Wikingerzeit Miklagård genannt.«
    Er kam sich wie ein Volksschullehrer vor und wollte noch mehr über die byzantinische Periode erzählen, als Özen sagte:
    »Hier haben wir die berühmte Blaue Moschee. Wie du siehst, ist sie nicht blau, aber innen ist sie mit blauen Kacheln gefliest. Man erkennt sie an ihren sechs Minaretten. So viele sind ungewöhnlich. Hier in Istanbul heißt sie nicht Blaue Moschee, sondern Sultan Ahmet Camii. Sie liegt etwas erhöht und ist vom Wasser aus zu sehen.«
    Sie fuhren an Souvenirläden und großen und kleinen Bussen vorbei. Ihm fiel auf, dass die kleineren in der Regel weiß waren. Der Polizist fuhr routiniert und gelassen durch das Gewimmel und setzte seine Erklärungen fort, während Özen übersetzte.
    »Dort ist die Hagia Sofia.« Özen deutete auf ein hohes, ziegelrotes Gebäude mit Kuppel und vielen Nebengebäuden. Es wurde von vier Minaretten flankiert, die wie gespitzte Bleistifte in den Himmel ragten.
    »Sie ist die größte Touristenattraktion neben der Blauen Moschee und dem Topkapi-Palast, dort gibt es auch einen Harem. Die Sultane hatten also immer …« Özen grinste und hörte wieder seinem türkischen Kollegen zu. »Die Hagia Sofia wurde einst als christliche Kirche gebaut, aber das ist lange her … ich weiß nicht, wie lange …«
    »Ich kann das nachschauen«, meinte Claesson und sah beeindruckt aus dem Seitenfenster.
    Er rechnete nicht damit, Zeit für Sightseeing zu haben. Die Sehenswürdigkeiten würde er sich eben ein andermal ansehen. Er bekam auf einmal Lust, mit Veronika nach Istanbul zu fahren, obwohl sich die Stadt wohl kaum für eine Reise mit Kleinkindern eignete. Sie würden also noch ein paar Jahre warten müssen.
    »Der Kollege sagt, dass Hagia Sofia ›Kirche der heiligen Weisheit‹ bedeutet«, fuhr Özen fort, der auf einmal professionell wie ein Fremdenführer sprach. »Heute beherbergt sie ein Museum mit unglaublichem Andrang. In der Kirche haben die Wikinger Runeninschriften

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