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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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zusammengerollten Teppich doch an den Tisch gelehnt?

29
    Endlich konnte Christoffer die Station verlassen. Er wollte nach Hause, aber schon im Treppenhaus begann sein Handy erneut in der Hosentasche zu vibrieren.
    Ein erwartetes, aber nicht unbedingt erwünschtes Gespräch. Mit diesem Zwiespalt lebte er allerdings schon lange. Warum also nicht noch etwas länger?
    Er hatte an diesem Tag, an dem er sich endlich wieder zur Arbeit geschleppt hatte, bereits einen Schlag verkraftet, das Zusammentreffen mit Ronny Alexandersson im OP-Trakt, das dann ja eher glimpflich verlaufen war. Er schob den Gedanken an die Patientin beiseite, die dann zu Hause gestorben war, zog sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display.
    Doch, sie war es. Sie war stur. Und es gefiel ihm, trotz allem.
    »Hallöchen«, sagte sie mit ihrem Stimmchen, so gedehnt und so zärtlich wie immer. Er bekam eine Gänsehaut. »Ich habe dich vorhin auf der Station gesehen.«
    »Richtig, ich habe dich auch gesehen«, erwiderte er.
    Das rote zusammengeknüllte Papier rollte vor seinem inneren Auge wieder über die Fußmatte im Auto. Leichte Panik ergriff ihn. Wo war es hingeraten? Das konnte ihm jetzt eigentlich egal sein, das Schlimmste hatte er an diesem Tag bereits hinter sich gebracht, die Konfrontation mit Ronny. Aber trotzdem ließ es ihm keine Ruhe.
    »Bist du nach Hause unterwegs?«, fragte Tina. Er antwortete nicht. »Wie geht’s?«, fragte sie mit zärtlicher Stimme.
    »Gut.«
    Ihre Milde brachte die Welt für einen kurzen Augenblick zum Stillstand.
    »Wo bist du?«, fragte sie.
    »Im Treppenhaus auf dem Weg nach Hause. Du weißt doch, dass du mich nicht anrufen sollst«, sagte er mit leiser, beschämter Stimme.
    »Aber ich kann es einfach nicht lassen … ich liebe dich so sehr«, sagte sie fast flüsternd.
    Er antwortete nicht mit ähnlichen Worten, das wäre an seinem momentanen Aufenthaltsort nicht ratsam gewesen. Also schwieg er.
    »Wo bist du?«, fragte er schließlich.
    »Ich habe mich in den Spülraum verzogen.«
    »Okay.«
    Ihm war klar, dass sicher gleich jemand die Tür aufreißen und sie dort ertappen würde.
    »Du kannst mich vielleicht mitnehmen, dann muss ich nicht den Bus nehmen, und Pär kann noch etwas länger arbeiten, statt mich abzuholen? Die Kinder sind heute bei meiner Mutter.«
    Freie Bahn mit anderen Worten. Ein Geschenk von ihr an ihn. Das konnte man nicht einfach übergehen.
    Er antwortete jedoch nicht sofort. Er wollte nicht, dass jemand sah, wie sie in seinen Wagen stieg. Es wurde so viel geredet.
    »Aber ich wollte jetzt gleich fahren«, sagte er und hoffte, dass sie noch nicht soweit sein würde.
    »Wunderbar. Auf der Station ist es ruhig, ich kann Schluss machen. Treffen wir uns am Auto?«
    Also gut.
    Gerade als er sich umziehen wollte, rief Michael Strong an, der die Hierarchie sehr wichtig nahm. Christoffer hatte schon oft gedacht, dass Michael an der Uni hätte bleiben sollen. Hier auf dem Land waren Hierarchien nicht so wichtig.
    »Ich mache jetzt Feierabend«, sagte Michael. »Du musst noch drei Patienten entlassen, für die ich keine Zeit mehr habe«, sagte er, ohne zu fragen, ob das okay sei.
    Christoffer wurde wütend.
    »Ich bin auch auf dem Weg nach Hause und gleich am Auto. Das sind doch Patienten, die du selbst operiert hast. Dann kannst du sie auch entlassen.«
    Er legte auf, ohne Michaels Erwiderung abzuwarten. Vor einem Jahr wäre er wieder auf die Station zurückgekehrt, hätte die Patienten entlassen und sich dann noch mehr über Michael aufgeregt, falls das überhaupt möglich war!
     
    Auf dem Parkplatz standen nur noch wenige Autos. Die Ebereschen, die man dort gepflanzt hatte, trugen bereits grüne Blätter und kleine weiße Blüten in Dolden. Diese Blüten waren ihm noch nie aufgefallen, aber jetzt, während er auf Tina wartete, betrachtete er sie.
    Sie wurde von allen nur Rosen genannt, weil sie Rosenkvist mit Nachnamen hieß. Sie war mit einem ziemlich rücksichtslosen Typen verheiratet, wie sie ihm selbst erzählt hatte.
    Er kannte Pär bislang nur vom Sehen. Ein erfolgreicher Installateur, hieß es. Zu Anfang ihrer Affäre hatte sie recht viel über ihn geklagt und sich darüber ausgelassen, was für ein Idiot er war. Wahnsinnig eifersüchtig. Er fand jedoch, dass Pär ruhig wirkte. Ein breitschultriger, muskulöser Typ, das musste ihm Christoffer mit einem gewissen Neid zugestehen.
    Warum blieb sie überhaupt bei ihm?
    Auf diese Frage gab es nur selten eine einfache Antwort,

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