Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Waffentyp verwendet worden ist, um Olsson zu ermorden. Das Messer tötet rasch und effektiv. Olsson konnte kaum einmal Luft holen, da war schon alles vorbei.«
Immerhin das war barmherzig, dachte Claesson.
»Außerdem haben wir sowohl in dieser Dienststelle als auch in anderen hier in Istanbul Kopien dieses Messers beschlagnahmt. Sie stammen aus russischer Fertigung und sind etwas handlicher. Man kann sie leichter bei sich tragen, und sie sind wahrscheinlich auch billiger. Die Vermutung liegt nahe, dass sie in erster Linie nicht gegen Tiere, sondern gegen Menschen zum Einsatz kommen.«
Ein weiteres Foto zeigte eine etwas kleinere Variante des Messers.
»Man kann das Messer im Internet bestellen und hoffen, dass der Zoll nichts merkt, oder man kann es fast überall hier in der Türkei kaufen. Ich weiß nicht, wie es in Schweden mit illegalen Waffen aussieht?«
»Das Gängige«, erwiderte Claesson kurz.
Karaoğlu holte Luft.
»Warum?«, fragte er dann, atmete aus und verstummte abrupt wie ein Amateurschauspieler. »Haben Sie irgendeine Idee?«
Mit anderen Worten, gab es ein Motiv?
»Nein, noch nicht«, antwortete Claesson.
Allmählich wurde er müde. Soweit er wusste, war Carl-Ivar Olssons Name nie im Zusammenhang mit irgendwelchen Ermittlungen aufgetaucht.
»Wir können Rauschgift nicht ausschließen«, sagte Karaoğlu.
»Drugs?«, wiederholte Claesson und sah Özen an.
Natürlich durfte man nichts von vornherein ausschließen, aber das wirkte dann doch zu weit hergeholt. Es war allerdings noch nicht so lange her, da hatten sie einen Sechzigjährigen, der als katholischer Geistlicher verkleidet gewesen war, mit Drogen am Zoll an der Öresundsbrücke festgenommen. Er hatte behauptet, er wollte die mittelalterlichen Kirchen in Schweden besichtigen. In seinen doppelten Unterhosen hatte er jede Menge Heroin versteckt.
»Tja«, erwiderte Claesson unschlüssig. »Nichts deutet darauf hin, dass Olsson in Rauschgiftgeschäfte verwickelt war. Aber es gibt natürlich sehr vieles, wovon man nichts weiß. Allerdings verfügen wir über Informationen zu einem Teppich, genauer gesagt über das Fragment eines sehr alten und wertvollen Teppichs aus der Zentraltürkei. Das können wir auch später noch diskutieren.«
Karaoğlu nickte Merve Turpan zu, und sie setzte sich an den Computer. Ihre Finger flogen über die Tastatur, während sie den Blick auf die Leinwand gerichtet hielt. Schließlich tauchte eine detaillierte Karte des Bosporus auf.
»Hier liegt Yeniköy«, sagte sie. »Unser Zeuge Ilyas Bank meint, dass der Teppichhändler hier zugestiegen sein könnte. Auch weitere Zeugen sind dieser Annahme.«
Yeniköy lag auf der europäischen Seite ein Stück weiter stromaufwärts.
»Yeniköy is a very, very old place.« Ihr Blick hatte auf einmal etwas Träumerisches. »Hier lag schon in byzantinischer Zeit eine Siedlung. Hier stehen Yalin, schöne Häuser aus dem 19. Jahrhundert, direkt am Ufer. Very, very beautiful.«
Claesson wusste mittlerweile, wie Merve Turpan ihrer Begeisterung Ausdruck verlieh. Very, very nice, old, beautiful …
Sie weiß wirklich von ihrer Stadt zu schwärmen, dachte Claesson. Ein spürbarer Stolz und nicht diese abgestumpfte Selbstverständlichkeit, die einige Schweden in ihrer wunderschönen Heimat beschlich. Ob er auch so von Oskarshamn sprechen würde?
»Entschuldigen Sie, ich lasse noch einmal Tee kommen«, sagte Merve und verschwand.
Vielleicht wollte sie auch auf die Toilette, dachte Claesson. Er benötigte jedenfalls eine und stand etwas verlegen auf. Karaoğlu verstand und deutete Richtung Korridor.
Als Claesson wieder zurück war, erzählte Karaoğlu, dass die gesamte Besatzung der Fähre inzwischen vernommen worden war, allerdings konnte man nicht rekonstruieren, welche Passagiere sich an Bord befanden, da die Tickets nicht auf den Namen des Reisenden ausgestellt wurden.
»Der Mann vom Kiosk hat ausgesagt, dass ihm eine Person besonders aufgefallen ist.«
Claesson wischte sich mit der Hand über den Nacken. Niemand schlug vor, ein Fenster zu öffnen, weil das die Sache vermutlich auch nicht besser gemacht hätte.
Das Lichtbild aus dem Führerschein eines älteren Mannes wurde gezeigt. Er hieß Ergün Bilgin und stand in dem kleinen Kiosk der Fähre. Er hatte gesehen, wie sich alle Passagiere im Vorschiff zusammendrängten, um möglichst schnell von Bord zu gehen. Ganz hinten hatte ein Mann mit skandinavischem, amerikanischem oder deutschem Aussehen gestanden. Er
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