Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
fürs Herz.« Karaoğlu legte eine Hand auf die Brust.
Merve Turpan zeigte ein Passbild des jungen Teppichhändlers, der Anfang dreißig zu sein schien und angeblich nichts mit der Sache zu tun hatte.
Dann sprachen sie von dem Mann, der den toten Carl-Ivar Olsson gefunden hatte.
»Ilyas Bank behauptet, dass er weder mit Olsson noch mit Schweden etwas zu tun hat. Möglicherweise hat er dort Verwandtschaft, aber das haben viele Türken. Sie haben Verwandte in Schweden, in Deutschland oder sonst wo in Europa. Bank unterhält zu niemandem regelmäßigen Kontakt. Zwei Dinge irritieren uns jedenfalls etwas. Zum einen, dass die Tasche verschwunden ist, zum anderen das hier …«
Er klickte auf das nächste Bild, vermutlich vom selben Fotografen. Dieses Mal war Olsson komplett abgelichtet worden. Mit anderen Worten der Teppichhändler Olsson vom Scheitel bis zur Sohle.
Hier in Istanbul haben die Menschen wirklich Sinn für dramatische Effekte, dachte Claesson, denn links neben Olsson stand eine Frau.
Warum zeigten die Beamten ihnen dieses Bild nicht gleich? Aber das sagte er nicht, sondern fragte: »Wer ist sie?«
»Das wissen wir nicht«, sagte Merve Turpan.
Sie standen nicht Schulter an Schulter, ein gewisser Abstand lag zwischen Olsson und der fremden Frau, die bedeutend jünger war als er. Sie konnte natürlich eine Fremde sein, eine Person, die nichts mit ihm zu tun hatte, schließlich konnte jeder die Fähre nehmen. Oder aber sie war die klassische Geliebte. Irgendwie schien die Luft zwischen ihnen zu zittern, obwohl beide geradeaus blickten. Vielleicht war es ja auch gerade dieser Umstand, dass sie sich so offensichtlich anstrengten, einander nicht anzusehen.
Der Mund der jungen Frau war halb geöffnet, als hätte sie gerade etwas gesagt. Die einzige Person, mit der sie gesprochen haben konnte, war Olsson, falls sich nicht ein Bluetooth-Headset unter dem vollen Haar verbarg, das bis auf ihre Schultern reichte. Aber das war eher unwahrscheinlich.
Was sagte die Frau zu Olsson? In welcher Gemütsverfassung befand sie sich? Sie schienen beide auf der Hut zu sein. Oder war das nur Einbildung?
Sie mussten herausfinden, wer diese Frau war. Claesson dachte fieberhaft nach und stand derart unter Strom, dass er am Abend wahrscheinlich Mühe mit dem Einschlafen haben würde.
Er räusperte sich und zog das schwarz-weiße Foto hervor, das aus Olssons Geschäft in Oskarshamn stammte. Er hatte vorsorglich mehrere Abzüge machen lassen und teilte sie jetzt an Karaoğlu und Merve Turpan aus. Beide betrachteten die Fotos eingehend.
»A very, very old carpet«, sagte Merve Turpan. »Aber ich bin keine Teppichexpertin.«
Claesson referierte kurz das Treffen mit dem Teppichhändler Robert Karlgren in Kalmar, der ihnen den Namen des Teppichhändlers im Großen Basar genannt hatte. Karaoğlu bat Merve Turpan, den Namen zu notieren. Es wurde entschieden, dass die Schweden ihn zusammen mit einem türkischen Kollegen aufsuchen sollten. Merve meinte, sie hätte nichts dagegen, die Schweden zu begleiten.
»In Zivil«, meinte Karaoğlu. »Schließlich brauchen wir einen unbescholtenen Teppichhändler nicht unnötig nervös zu machen. Wir planen diesen Besuch für morgen Vormittag ein, bevor Sie zum Leichenschauhaus fahren. Dann kann ich vorher noch den Gerichtsmediziner anrufen.«
Claesson wusste, in welchem Hotel Familie Olsson zu erreichen war, und versprach, sich mit ihnen anlässlich der Identifizierung in Verbindung zu setzen. Die Ehefrau, die Angestellte im Teppichgeschäft und die beiden Kinder hätten sich zum Zeitpunkt des Mordes in Schweden aufgehalten, betonte er.
»Sie können Olsson unmöglich erstochen haben.«
Dann sprachen sie von dem Hotel, in dem Olsson mit seiner Frau gewohnt hatte. Es hieß Arkadia und lag auf derselben Seite des Goldenen Horns, auf der auch sie sich gerade befanden und von wo die Fähre ablegte.
»Am Abreisetag seiner Frau ist Carl-Ivar Olsson aus dem Arkadia ausgezogen«, sagte Karaoğlu und sprach seinen Vornamen überaus gedehnt aus.
»Wo hielt er sich dann auf?«, fragte er und sah erwartungsvoll in die Runde. »Vielleicht können Sie morgen mit Ihren Nachforschungen im Hotel Arkadia beginnen?«
Weder Rast noch Ruh, dachte Claesson. Er konnte es kaum erwarten, sich in die Ermittlungsarbeit zu stürzen. Das versprach, spannend zu werden! Er würde die Kollegen in Schweden bitten, bei der Bank nachzufragen, ob Olsson eine Übernachtung in einem anderen Hotel mit seiner Kreditkarte
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