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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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wie ausgelöscht.
    Der Kopf fühlte sich schwer an. In seinem Magen machte sich ein pochender Druck breit. Übelkeit stieg in ihm hoch. Die Mundwinkel brannten. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, dann über den halb offenen Mund und übers Gesicht. Mit Entsetzen betrachtete er seine grobe, unmenschliche Hand, das Fell, die schwarzen Krallen und die angetrockneten Haut- und Blutpartikel unter dem Horn der Nägel.
    Das konnte nicht seine Hand sein. Er war doch kein Tier. Erschrocken sprang er auf, knallte mit dem Kopf gegen einen Balken und taumelte zurück.
    Eine erneute Kältewelle brachte seinen Körper zum Beben, sein Magen rebellierte jetzt noch heftiger. Mit einem kehligen Laut krümmte er sich vor Schmerzen und wartete den Anfall ab.
    Auf allen vieren kroch er zum Ausgang. Jeder Zentimeter forderte all seine Kräfte. Für einen Moment schien sich die Tür vor seinen Augen immer weiter zu entfernen. Der Schweiß brach ihm aus den Poren. Er zwang sich, den Türknauf nicht aus den Augen zu verlieren, und kämpfte mit den Bildern des schwankenden Raums. Tür, Boden und Decke verzogen sich zu einer Spirale.
    Endlich erreichte er die Tür. Sie war verschlossen. Durch ein Astloch sah er einen Wald in milchige Nebelschleier getaucht. Weißgraue Schlieren und dunkle Schatten tanzten vor seinen Augen. Irgendwie hatte die Umgebung sämtliche Farbe verloren. Der Geruch von feuchtem Waldboden und muffigem Holz drang in seine Nase.
    Plötzlich raste eine farbige Erinnerung durch sein Gedächtnis, riss ihn mit sich fort. Staunend betrachtete er die Bilder. Das konnte nicht sein. Er sah ein Rudel wilder Hunde, das mit ihm über eine Wiese rannte. Am Waldrand stand eine Frau im roten Kleid. Die Stoffbahnen flatterten um ihre schlanken Beine. Die Frau war auffallend schön, hatte schulterlange kastanienrote Haare, alabasterfarbene Haut und eine große Nase, was der Unbekannten einen Silberblick gab. Hatte er die Szene im Kino gesehen? Er war sich nicht sicher. Nichts schien ihm mehr sicher. Nicht einmal, dass er ein Mensch war.
    Und dann warf plötzlich eine schwarze Wolke so finstere Schatten, dass sich die Bilder mit ihr verdunkelten. Die Frau im roten Kleid verschwand …

19
    Rechtsmedizin, 10:30 Uhr
    N ulllinie, Herzstillstand, dachte Eva, als sie zum wiederholten Male auf die rote Fliesenbordüre zwischen den weißen Kacheln im rechtsmedizinischen Saal blickte. Hier war alles tot und die Leitung zu ihrem Vater auch. Noch zweimal hatte sie versucht, ihn anzurufen. Sie kochte innerlich vor Wut und wollte ihm entgegenschleudern, dass er sich gefälligst nicht in ihr Leben einmischen sollte. Die Rechtsmedizin war genau der Ort, an dem sie jetzt arbeiten wollte. Und wenn sie auf den Mond fliegen oder in Sibirien Wölfe jagen wollte, ginge ihn das auch nichts an. Eva zitterte vor Empörung. Warum schaffte ihr Vater es immer wieder, sie so zu verunsichern?
    Sie blickte auf die Uhr an der Wand. Zeit für eine Kaffeepause. Sie müsste es noch einmal versuchen, vielleicht war er jetzt endlich aus dem OP zurück und hätte Zeit für ein klärendes Gespräch. Während sie auf das Display ihres Smartphones schaute, trat sie in den Gang und rannte jemandem in die Arme. Erschrocken blickte sie an seinem muskulösen Körper hoch. Der Kerl grinste. Eva sezierte ihn mit einem Blick. Sehr groß. Stoppelbart, trainierte Schultern, graues, kurzärmeliges Shirt. Knielanger, nostalgisch anmutender Softshell-Mantel mit Titan-Knöpfen lässig über der Schulter. Der Muskelprotz war kein Arzt.
    O Gott, Cube!
    Auf dem Absatz machte sie kehrt und verschwand im kleinen Sektionsraum, indem sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
    Einen Moment blieb sie still hinter der Tür, während ihr das Blut ins Gesicht schoss. Ach, du meine Güte. Wie peinlich , dachte sie und öffnete mit einem entschuldigenden Lächeln die Tür.
    Der Sonderermittler grinste breit. »Schön, dass Sie mich doch noch wiedererkannt haben. Ich habe es leider sehr eilig. Können Sie mir etwas über die Leiche aus dem Park sagen? Wir brauchen die Untersuchungsergebnisse am besten schon gestern. DNA-Proben, exakter Todeszeitpunkt, genaue Todesursache. Das volle Programm. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber das hier hat absolute Priorität.«
    Während er sprach, wechselte er in den Sektionsraum. »Ist die Tote hier?«
    Eva nickte.
    Er nahm aus einem Regalfach Mundschutz, Handschuhe sowie Einmal-Kittel und zog sich die Schutzkleidung über.
    »Sie scheinen sich ja

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