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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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mit der Endziffer 114 auf den Hubwagen, stellte mit dem Fußpedal die Liegefläche zurück auf Hüfthöhe und rollte den Toten über den Gang in den Obduktionssaal.
    Für die Leiche 115 stand zusätzliches Röntgen auf der Arbeitsliste. Eva machte erneut einen Umweg über den Waschraum. Von dort rief sie ihren Vater noch einmal an.
    »Kann ich es dir erklären?«
    »Ich höre.«
    Sie holte tief Luft und wusste nicht, wo sie anfangen sollte. »Ich … ich kann es selbst nicht so genau sagen. Ich …«
    Er fiel ihr ins Wort. »Hast du auch nur eine Sekunde an deine beruflichen Perspektiven als Chirurgin gedacht?«
    »Hier bei den Toten fühle ich mich besser als in der Chirurgie«, stotterte sie und spürte ihre heißen Wangen.
    »Wenn du dich besser fühlen willst, lass dir endlich die Nase richten.«
    Sie legte auf und sackte heulend zu Boden.
    »Ich sollte nie mehr mit dir reden«, flüsterte sie und schlug wütend gegen die Wand.

17
    Charité, 10:00 Uhr
    R udolph the Red-Nosed Reindeer …«, trällerte es aus dem Autoradio, dabei war noch nicht einmal der erste Advent. Cube schaltete das Radio aus, um in Ruhe grübeln zu können: warum die Bisse am Opfer? Wusste der Täter überhaupt, was er da tat? Wie sehr hasste man jemanden, um ihm das Gesicht so zu zerstören? Und wie in Gottes Namen hatte die Presse mal wieder so schnell Wind von der Sache bekommen? Bestie von Berlin , hatte die Schlagzeile gelautet, die sich vor einer Stunde wie ein Tsunami im Internet ausgebreitet hatte.
    Er fädelte sich in die Zufahrtsstraße zur Charité ein. Der letzte vorläufige Stand der Spurensicherung lautete, dass ein Mensch und ein Kampfhund die Krankenschwester so zugerichtet hatten. Aber was hatte es mit dem Fund aus dem Glas auf sich? Mit Widerwillen dachte er an den Inhalt des zerbrochenen Gefäßes. Eine monströse Labormaus. Hatte man Jolanda Rost wegen dieses medizinischen Experiments ermordet? Die Fingerabdrücke der Toten befanden sich an dem Glas. Das hatte die Spurensicherung noch an Ort und Stelle ergeben.
    Erneut ging der Sonderermittler die dürftigen Informationen durch. Todeszeitpunkt gegen ein Uhr dreißig. Unklar war noch immer, welche der vielen Verletzungen letztendlich zum Tod geführt hatten. Die Krankenschwester befand sich nach der Spätschicht und nächtlichen Überstunden auf dem Nachhauseweg, ein Kollege hatte sie kurz vor dem Überfall getroffen. Diese Einzelheiten hatte die Soko bereits am frühen Morgen zusammengetragen.
    Cubes Aufgabe war es nun, sich unauffällig umzuhören, ohne dabei gleich den Dienstausweis zu zücken. Mit dieser Methode hatten sie in den letzten Jahren gute Erfolge erzielt. Er war der Mann für die halb verdeckten Ermittlungen. Das bedeutete, er hörte zu, fragte beiläufig nach und gab sich interessiert, bevor den Verdächtigen, dem Umfeld, den Kollegen oder Freunden klar wurde, dass da jemand ganz offiziell Fragen stellte.
    »Wenn du an der Charité warst, dann fahr auch gleich noch zur Rechtsmedizin weiter und frag nach, ob sie wenigsten jetzt was Konkretes zu den ungewöhnlich brutalen Mordspuren sagen können«, hatte ihm der Chef mit auf den Weg gegeben.
    Cube dachte an die Labormaus vom Tatort und wurde wütend. Genpfuscher, die Gott spielten.
    Auf dem Teakholztisch in seinem Loft stapelten sich medizinische Fachbücher, die er seit der furchtbaren Pandemie im letzten Winter studierte. Er musste an die vielen Toten denken. Allein fünf Millionen in Deutschland. Fünfzig Millionen weltweit. Und bis heute wusste niemand, aus welchem Labor das mutierte Virus stammte. Zweimal hatte er beantragt, sich in die Sondereinheit »Pandemie« versetzen zu lassen. Aber jedes Mal hatten sie ihn abgespeist. »Für diese Abteilung brauchst du ein abgeschlossenes Medizinstudium.«
    Besonders dieser Professor Steinmeier ließ ihn ständig spüren, wer hier der Mediziner war und wer nur der Schnüffler , wie Steinmeier abfällig zu sagen pflegte. Der Professor nutzte jede Gelegenheit, sich vor der Presse wichtig zu tun. Erst letzte Woche waren sie heftig aneinandergeraten. »Dieses Grippevirus hat doch einer von euch in irgendeinem Labor kreiert«, hatte Cube ihm vorgeworfen. Einen Tag später musste er sich eine Standpauke von Schiller anhören. »Mich ärgert es auch, dass Professor Steinmeier lieber mit der Presse über abgeschlossene spannende Fälle aus der Rechtsmedizin philosophiert, als mit uns über ungelöste Fälle. Aber wir sind auf ihn angewiesen. Cube, verhalten Sie sich

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