Lupus - Ankunft der Woelfe
zeigte auf einen fernen Punkt draußen in der funkelnden Stadt. »Sehen Sie dort die Lichter der Charité?«
»Ja, immer hell. Da wird Tag und Nacht gearbeitet. Aber was ist das für ein dunkler Fleck?«
»Das müsste der Tiergarten sein.«
Eva spähte weiter nach rechts. »Dann ist das da der Hauptbahnhof neben dem Bettenhaus der Charité.«
Cube kniff die Augen zusammen. »Ja, und den blinkenden Lichtern nach zu urteilen, gibt’s dort mal wieder einen Großeinsatz. Vermutlich Drogenfahndung.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Klingelt gleich Ihr Diensttelefon?«
»Aber nein.« Er lachte leise.
»Von hier aus wirkt alles sehr nah beieinander.« Ihr Blick wanderte zur Mitte. »Und das muss die Museumsinsel sein.«
»Und rechts daneben sind die Hackeschen Höfe.«
»Da war ich ewig nicht mehr.«
»Dann würde es mich freuen, Sie beim nächsten Mal dorthin ausführen zu dürfen.«
Verlegen nickte Eva und blickte zum Tisch mit der weißen Tischdecke, den Kerzen und dem kleinen Rosengesteck.
Cube rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich ihr gegenüber. Er sah unglaublich gut aus in seinem Anzug. Eva kämpfte gegen ein Erröten an.
»Ich hoffe, wir reden nicht nur über Berufliches«, sagte er mit samtweicher, tiefer Stimme.
Sie fasste sich an die Nasenwurzel und war froh, dass der Kellner das Gespräch unterbrach und nach den Getränkewünschen fragte. Bloß nüchtern bleiben, dachte sie, bestellte ein stilles Wasser und blickte verlegen in die Karte.
Cube wählte einen trockenen Rothschild, Jahrgang 2022, und bestellte zwei Gläser dazu. »Vielleicht bringt uns die Zahl Glück«, sagte er und lächelte.
»Herr Cube, was wir jetzt bereden, ist aber noch streng vertraulich«, platzte sie heraus und bereute es sofort. Wieder einmal hatte sie eine romantische Stimmung verdorben.
Doch der Ermittler lächelte weiter. »Können wir das mit dem blöden Sie nicht lassen? Ich heiße Alexander. Meine Freunde sagen trotzdem Cube, aber das liegt an meinem langen Vornamen. Keiner ruft Alex, weil bei uns einige Polizeihunde so heißen. Also, können wir zum Du übergehen?«
»Ja natürlich. Gerne. Ich heiße Eva.«
»Ich weiß.«
»Jetzt aber bitte keine Witze.«
»Worüber? Eva ist doch ein wunderschöner, alter Name.«
»Mein Vater glaubte, der Name passe zu einer perfekten Tochter.« Sie räusperte sich. »Ich raubte ihm die Illusion, er hadert noch heute.«
Cube lachte. »So schlimm?«
»Mein Vater ist Schönheitschirurg. Und er ruft mich täglich an, um mit mir einen OP-Termin zu vereinbaren.« Sie tippte sich an die Nase.
»Aua.« Cube schüttelte den Kopf.
Eva rutschte an die Stuhlkante und senkte ihre Stimme. »Ist dir der weiße Klinikkomplex mit dem großen BEA-Schild aufgefallen? Das ist seine Privatklinik. Drei Gebäude: Beauty, Enhancement und Athletic. Mein Vater glaubt an die Ideale, als seien sie Götter. Meine Nase passt nicht ganz in sein Bild.«
»Mir scheint, er hat ein wenig den Bodenkontakt verloren.« Cube rieb sich über das Kinn. »Eva, was möchtest du mir anvertrauen?«
»Dazu muss ich etwas weiter ausholen.«
»Sehr gerne.«
»Erinnerst du dich an unser erstes Zusammentreffen?«
»Wie könnte ich das vergessen?«
»Ich meinte eigentlich den Fall der Selbstmörderin. Tabea Niemann.«
»Gibt es etwas Neues?«
Sie seufzte. »Jein. Nur eine Theorie.«
»Ich bin gespannt.«
»Leider wird es bei einer bloßen Theorie bleiben, denn die Leiche ist längst zur Bestattung freigegeben und verbrannt. Deshalb kann ich keine weiteren Proben nehmen. Um es kurz zu machen, es geht um die rätselhaft verkrampfte Hand der Toten.«
Cube zog überrascht eine Augenbraue hoch und beugte sich vor. »Jetzt bin ich aber gespannt.«
»Ich habe Gewebeproben von der Hand entnommen. Ich mache das zu Forschungszwecken, solange ungeklärte Krankheiten mein Interesse wecken. Heute Morgen bekam ich das Ergebnis der Genanalyse mit folgendem Hinweis: Der Hund sei völlig gesund gewesen.«
»Ich verstehe kein Wort.«
Eva spürte ihre heißen Wangen. »Entweder hat sich jemand einen Scherz mit mir erlaubt und die Genprobe der Selbstmörderin gegen eine Gewebeprobe eines Hundes getauscht, oder die Niemann war genetisch verändert.« Sie blickte verlegen auf ihre Serviette.
»Wie ist das möglich?«
»Ich denke, wie eine Schweineherzklappe bei einem Menschen, ein Rinderknochen im Unterkiefer oder … was auch immer.«
»Du gehst von einer Transplantation aus?«
»Die Hand sah normal aus, aber
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