Lupus - Ankunft der Woelfe
gekrümmt. Ich kann keine weiteren Vergleichsproben ziehen, denn sie wurde ja zur Bestattung freigegeben. Doch irgendetwas war ja mit der Hand. Und die Fingernägel unter den künstlichen Nägeln sahen merkwürdig aus, vielleicht wie Krallen.«
»Kein Wunder, dass du mit niemandem darüber reden willst. Ich danke dir für dein Vertrauen, das muss absolut geheim bleiben.«
»Denken wir doch einmal weiter«, flüsterte sie. »Transplantationen sind medizinisches Forschungsgebiet mit vielen Unbekannten und unglaublichem Potenzial. Was wäre, wenn der Täter, den wir momentan suchen, ein Mann wäre, dessen Hand ebenfalls verändert ist. Dann hätten wir möglicherweise nicht einen Täter mit einem Hund, sondern einen Täter mit einer transplantierten Hundehand. Das würde auch die merkwürdigen Krallenspuren an den Opfern erklären.«
»Noch mal bitte langsam …« Cube lächelte verzweifelt. »Was könnte denn mit der Hand der Selbstmörderin passiert sein?«
»Sie könnte möglicherweise einen Nagelpilz gehabt haben, der ihr Nagelbett zerstört hat. Vielleicht hat Tabea Niemann im Rahmen neuer Forschungsmethoden Fremdknorpel transplantiert bekommen. Verwunderlich ist allerdings, warum das Transplantat von einem Hund stammte und nicht, wie üblicherweise, von einem Schwein oder Rind.«
»Welche Klinik könnte so etwas gemacht haben?«
»Vielleicht jemand, der Forschung mit Unfallopfern betreibt. Allerdings habe ich keinen Hinweis in der Krankenakte gefunden. Ich wüsste auch niemanden, der an so etwas forscht. Die Züchtung von menschlichen Organen oder menschlichem Gewebe auf Tieren wird bereits zu Studienzwecken in Labors gemacht, wie zum Beispiel das Ohr auf der Maus, das in diesem Fall dann kein Fake wäre. Aber es gibt, soweit ich weiß, noch keine Patienten, denen eine Hand ersetzt wurde.«
Cube blickte ihr ernst in die Augen. »Dann könntest du mir bitte einen großen Gefallen tun. Nimm dir die Ohr-Maus noch einmal vor. War sie wirklich ein Fake aus dem Jahre 2008? Ich muss wissen, ob es sich um ein uraltes Exponat handelt oder ob Urbath gelogen hat und das menschliche Ohr tatsächlich auf dem Rücken des Tieres gewachsen ist. Und wenn ein Ohr auf dem Rücken einer Maus wachsen kann, dann stellt sich die Frage, ob auch eine Pfote am Armstumpf eines Menschen wachsen könnte.«
Eva stöhnte. »Unvorstellbar.«
»Wirklich?«
»Zu komplex.«
Er blickte sie gespannt an. »Aber möglich?«
Sie atmete tief durch. »Vielleicht. Zumindest habe ich bei der Selbstmörderin keinen Hinweis für Gegenteiliges entdeckt. Ich habe zu lange in der Schönheitsklinik meines Vaters assistiert, um nicht zu erkennen, wenn an einem Menschen medizinische Korrekturen vorgenommen wurden. Bei ihr habe ich keinen einzigen Hinweis an den Fingerkuppen gefunden, keine Narben, keine Übergänge zwischen unterschiedlichen Hautzellen, nichts, außer die verkürzten Sehnen und die winzige Narbe in der Innenhand. Vielleicht hat jemand an den Sehnen korrigierend eingegriffen. Ja, das ist sogar sehr wahrscheinlich. Ich hatte es jedenfalls bei der Obduktion angenommen. Aber genauso gut kann die Frau sich auch irgendwann mal geschnitten haben. Weißt du, wie viele Menschen ein harmloses Andenken von einem Küchenmesser an der Hand haben? Die wahre Ursache lässt sich jetzt nicht mehr überprüfen. Leider.«
»Tja, was wäre, wenn die Veränderung langsam gewachsen wäre?«
»Dann sprechen wir hier von einem genetischen Umbau.«
»Ist so etwas denn möglich?«
»Bei bestimmten Krankheiten wird das bereits gemacht.«
»Bleibt immer noch die Frage, ob du einem Scherz aufsitzt und jemand die Proben vertauscht hat.«
»Deshalb reden wir hier unter vier Augen.«
Cube schob den Vorspeisenteller beiseite. »Und die medizinischen Zusammenhänge? Ich dachte immer, so etwas sei nicht möglich.«
Eva spießte mit einer Minigabel eine Olive auf und platzierte sie auf einem Brotwürfel. »Seit vielen Jahren werden Viren als Genfähren genutzt. Sie schleusen gezielt Gene an Stellen des menschlichen Körpers, um dort Krankheiten zu heilen. Dazu bringen sie ihr Werkzeug, sogenannte autonome Transposons, gleich mit.«
»Aber bisher ging es um einzelne Eigenschaften, oder?«
»So ist es. Einzelne Sequenzen wurden korrigiert. Bedenkt man allerdings, dass sich die Genome zwischen Mensch und Tier nur an wenigen Stellen unterscheiden, dann ist die Sache vielleicht einfacher, als wir denken.«
»Was wäre, wenn jemand gezielt ein paar Gene für den
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