Lupus - Ankunft der Woelfe
gewesen war, würde er mit allergrößter Wahrscheinlichkeit schon bald die Klinik verlassen …
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Landesbank Berlin, 15:30 Uhr
E s hatte keine zehn Minuten gedauert, und der weiße Sportwagen schoss aus der Tiefgarage. Cube verfolgte den Professor, so nah es möglich war, ohne entdeckt zu werden. Auf der Karl-Liebknecht-Straße wurde der Abstand jedoch ungewollt immer größer.
»Du meine Güte, siebzig Sachen, bei diesem Sauwetter«, zollte er ihm Respekt, setzte den Blinker und überholte sehr knapp einen Laster, um dranzubleiben.
Als der weiße Wagen in die Alexanderstraße abbog, ahnte Cube, dass er mit seiner Theorie richtig lag. Sie bogen noch einmal ab, dann rechts auf den Alexanderplatz, und der Professor stoppte am Parkplatz für die Kunden der Landesbank Berlin. Ohne nach rechts und links zu schauen, verschwand der Professor mit hektischen Schritten in dem sandfarbenen Gebäude.
Cube wartete.
Eine halbe Stunde später kam der Professor aus der Bank, jedoch ohne Aktenkoffer. Entweder hat er Geld überwiesen oder geordert , vermutete Cube. Er brauchte Gewissheit. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er musste nachfragen. Notgedrungen ließ er den Professor abfahren, schnappte seinen Mantel und stieg aus dem Auto. In der Bank erschrak der Sachbearbeiter, der gerade wieder abschließen wollte. »Wir haben samstags ab 14 Uhr geschlossen.«
»Und deshalb war Professor Palmer um 15:30 Uhr hier?«, fragte Cube.
»Woher wissen Sie?« Der Angestellte lächelte schmallippig. »Ach, ich vergaß, Sie sind ja bei der Kripo. Ihnen kann man auch nichts vormachen. Sind Sie mit dem Loft eigentlich zufrieden?«
»Oh, Sie erinnern sich an mich. Wie schön.«
»Natürlich erinnere ich mich. Es zahlen nicht viele ein Loft, ohne einen Kredit aufnehmen zu müssen. Wollen Sie sich vergrößern? Ich mache gerne einen Termin für kommenden Montag.«
»Nein, ich bin dienstlich hier. Es geht um Professor Palmer.«
»Als hätte ich es geahnt. Darf ich nur schnell abschließen, sonst wollen gleich noch mehr Kunden rein.«
»Aber sicher doch.« Cube wartete einen Moment, dann redete er weiter. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass Professor Palmer erpresst wird. Um ihm helfen zu können, muss ich wissen, ob er eine größere Summe Geld geordert hat.«
Der Sachbearbeiter fasste sich in den Nacken. »Und das Bankgeheimnis?«
»Ist in wichtigen Fällen außer Kraft. Sagen Sie mir einfach nur, ob der Professor heute noch einmal in die Bank kommt und eine größere Summe Geld abholt. Glauben Sie mir, ich will dem Mann nur helfen.«
»Ich weiß nicht …«
»Wollen Sie wirklich herausfinden, wie lange es dauert, bis ich einen richterlichen Beschluss habe? Dann schauen sich die Beamten mit Sicherheit hier etwas gründlicher um.«
»Also gut.« Der Sachbearbeiter lächelte zerknirscht. »Kommen Sie um 19:55 Uhr wieder! Dann holt Professor Palmer den Koffer mit dem Geld ab.« Er schob seine Hornbrille zurück auf die Nasenwurzel. »Genügt Ihnen das?«
»Ja, vielen Dank für Ihre Einsicht und Ihr Entgegenkommen. Bitte verhalten Sie sich unauffällig! Wir tun alles für den Schutz und die Sicherheit des Professors. Er darf nicht merken, dass ihn die Kripo beschattet. Umso geringer ist das Risiko, dass er sich unfreiwillig verrät.«
Der Sachbearbeiter nickte mit offenem Mund. »Ich verstehe.«
Als Cube darauf wartete, dass der Banker ihm die Tür wieder aufschloss, fiel ihm auf, dass der Perser-Teppich unter seinen Füßen nicht nur nass, sondern auch wellig und abgetreten war. Die dünn gewordene Knüpfware rutschte auf dem Parkett. Auch in der Landesbank zeigte sich, dass die Welt pleite war.
Eisiger Wind schlug ihm draußen entgegen. Er zog den Mantelkragen hoch und entschied, endlich Evas Handy in die Spurensicherung zu bringen. Vielleicht fänden die Kollegen Fingerabdrücke und könnten sie mit der Datenbank vergleichen. Palmer war sowieso längst fort. Vermutlich wieder in der BEA-Klinik.
Er stieg in den Rover und ließ den Motor an. Sein Smartphone brummte. Er drückte die Freisprechanlage.
»Ja.«
»Kyra hier.«
»Hallo Kyra, was ist passiert? Deine Stimme klingt so taub.« Lallend , dachte er.
»Du hast doch …« Sie machte eine Pause und setzte erneut an. »Alexander, du hast doch einen Wohnungsschlüssel von mir.«
»Ja.«
»Kannst du nach meiner Katze schauen?«
»Bist du nicht zu Hause? Was ist los? Du klingst so anders.«
»Ich, ich …« Sie schluckte hörbar. »Ist nicht so schlimm. Ich bin im
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