Lust auf Lust: Intime Geständnisse
schlitzohrig. Ich kann nicht mitlächeln.
Diese Theorie, dieser Gedanke, dieses Hirngespinst ist ein Schrecken für meine Existenz. Alles, was mich umgibt, ist also falsch und verkehrt. Nicht wirklich. Das kann nicht wahr sein. Es kann einfach nicht wahr sein, dass alle meine Freunde nicht wirklich meine Freunde sind, sondern bloß irgendwelche geilen Wesen, die Freundlichkeit vortäuschen, nur um einmal in meinem Bett zu landen. Allgemeiner gesagt: Es kann einfach nicht wahr sein, dass alle Männer so denken. Ich kann nicht glauben, dass Jungs Frauen echt nur als eine Art Aufblaspuppe sehen, die zufälligerweise aus Fleisch und Blut ist und als kleines Extra auch noch eine Zunge hat, die sich bewegt. Und dass für sie der einzige Nutzen von Frauen darin besteht, dass sie etwas sind, mit dem sie es tun können. Sich einfach nur unterhalten, das reicht ihnen nie. Dass kann ich nicht glauben, und das glaube ich auch einfach nicht.
Aber was noch schlimmer ist: Es ist tatsächlich so. Wenn ich acht Wochen hintereinander keine Einladung Richtung Schlafzimmer ausspreche, dann merke ich, dass drei Viertel meiner Freunde langsam abspringen. Doch andererseits sind einige schon ziemlich lange dabei. Oder vielleicht bin ich aus Versehen zu ermutigend. Vielleicht flirte ich zu viel mit ihnen - ich persönlich bin ja der Meinung, dass mit Freunden flirten eine überaus kurzweilige und angenehme Beschäftigung ist. Sollte das der Grund sein, warum sie bei mir hängen geblieben sind?
Kann es wirklich sein, dass meine männlichen Freunde, meine Testosteronbuddys, mein Homeboys, meine Männer, nur meine Freunde sind, weil sie denken, dass bei mir was zu holen ist? Muss ich es also immer gleich am Anfang deutlich sagen? Mir ein Schild umhängen mit der Aufschrift: Keine Selbstbedienung, nur platonische Freundschaft erwünscht?
Das ist doch das Letzte. Ich finde, so geht das nicht. Also tue ich das, was in diesem Fall das Angenehmste ist: Ich beschließe, dass es nicht wahr ist und ignoriere es. Lang lebe die Leugnungsphase.
Dreier
I ch liege schwitzend auf einem Handtuch und inspiziere meinen Bauch. Mit einem Seufzer drehe ich mich um - sehr effektiv: Bauch weg - und fange an, meinem Freund neben mir eine endlose Geschichte zu erzählen. Wir liegen am Strand in Blijburg und versuchen verzweifelt, die letzten Reste Sonne zu erwischen.
Auf einmal schreit der Freund neben mir hysterisch los und fängt an, wild mit den Armen zu rudern.
»Was ist denn los?«, zische ich.
»Die kenn ich«, ruft er aufgeregt.
Also, die Tatsache, dass man manchmal Menschen kennt, kann ich akzeptieren. Aber wieso Leute sich wie eine Bande von Idioten aufführen, wenn zufälligerweise an einem nicht gar so ausgefallenen Ort doch mal unvermutet jemand vorbeikommt, den man nicht mitgebracht hat, das kapiere ich nicht. Überhaupt nicht begeistert von der Idee, dass die Leute jetzt vielleicht zu uns rüberkommen, versuche ich, meinen Gefährten feste in die Seite zu kneifen. Die Aktion hat einigen Erfolg, und er sackt auf sein Handtuch zurück, aber das Unheil ist schon angerichtet. Sie kommen langsam aber sicher auf uns zu.
Zwischen all den Handtüchern mit menschlichem Fleisch winken sie lässig zu uns rüber. O Gott, denke ich, jetzt sind die auch noch hip und gutaussehend und sich dessen obendrein bewusst. Und ich habe einen verschlissenen Bikini mit extra viel Bauch an. Geht weg! Aber sie setzen sich neben uns und gehen nicht mehr weg. Aber ich lasse mich davon nicht unterkriegen und drehe mich nach zwei Stunden in der ›Mit-dem-Rücken-zu-den-andern-Position‹ auch mal um und beteilige mich am Gespräch. Und wie sich herausstellt, sind sie natürlich supernett, ein schönes, junges Paar, und wir verbringen den Rest des Tages gemeinsam. Als es Abend und etwas kühler wird, gehen wir mit seinen Freunden in eine Strandkneipe. Gestärkt durch diesen neuen Freundschaftspakt fangen wir an, uns volllaufen zu lassen. Nach einer Weile fällt das erste Opfer: Der Freund, mit dem ich gekommen bin, schläft an unserem Tisch ein. Wahnsinnig gemütlich natürlich, aber wir gehen dann doch mal lieber.
Und dann sind wir plötzlich zu dritt. Wir gucken uns ein bisschen tranig an, aber die Stimmung schlägt sofort um. Es hängt Erwartung in der Luft. Als sie beschließen, nach Hause zu gehen, gehe ich automatisch mit. Und als sie sich aufs Fahrrad schwingen, radle ich neben ihnen her. Bei sich zu Hause angekommen, gehen sie rein. Ich mit.
Dann geht alles
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