Lust auf Lust: Intime Geständnisse
plötzlich ganz schnell. Kaum sind wir eine Minute da, sind wir, ich und der Typ, schon dabei, uns zu küssen. Ich strecke wild fuchtelnd den Arm aus und greife nach der Frau. Hastig steuern wir, halb aufeinanderhängend, das Schlafzimmer an. Wir fallen aufs Bett und reißen uns gegenseitig die Kleider vom Leib. Ich küsse die Frau, sie küsst den Typen, und der Typ küsst mich. Das geht alles sehr gut. Eigentlich ganz gesittet, immer abwechselnd. Aber dann muss echt was passieren. Und das scheint doch ziemlich schwierig zu sein, logistisch gesehen. Was ist mit den drei Paar Händen, die sich im Bett befinden? Wer tut was mit wem? Was soll ich tun? Die logistische Lösung war schmerzlich: Da ist immer einer, der eigentlich nicht so viel tun kann. Der ›Rückenstreichler‹.
Ein Dreier wirft viele Fragen auf. Nicht nur ist es im moment suprème eine ziemliche Tüftelei, bei einem Dreier mit einem Paar gibt es auch noch einen bestimmten Verhaltenskodex. Aber das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Ein unbesprochenes Gesetz. Denn was ist erlaubt und was nicht? Ist bei der Frau alles erlaubt? Oder findet der Mann das nicht so toll? Und der Mann, darf der bei der fremden Frau alles tun? Eindringen? Noch andere Sachen? Und das Problematische ist, dass vorher nie drüber geredet wird. Es findet nie eine Vorbesprechung statt, so eine freimütige und nüchterne Aussprache über die Regeln. Niemand wird sich zu dritt kurz mal an den Tisch setzen, um einen Vorschlag zu machen, den die anderen Teilnehmer dann klinisch kühl unterschreiben. Und deswegen bleibt da immer eine Grauzone. Und als Fremdkörper im Bett ist man der Angeschmierte.
Am nächsten Morgen wache ich nackt auf. Neben mir liegt der Typ. Die Frau ist nicht da. Es ist warm, und ich habe Kopf- und Halsschmerzen. Noch halb betrunken versuche ich, mich daran zu erinnern, was alles passiert ist. Ich würde darüber eigentlich gerne reden und stoße den Typen an. Er macht die Augen auf. Mit einer gekonnten Bewegung rollt er auf mich drauf. Ich bin verblüfft, doch angenehm überrascht. Dann kommt jemand die Treppe hoch. Er erstarrt vor Schreck, hört sofort auf und flüstert mir zu: »Nichts sagen, okay?«
Die Frau kommt mit einer Tasse Tee rein und guckt ein bisschen misstrauisch zu uns rüber. Plötzlich fühle ich mich fremd. Erst dann begreife ich, dass unser alternativer Schluss vielleicht doch nicht das Richtige war. Mit meiner Stadtblondinenlogik nahm ich an, dass es, wenn es gestern gegangen ist, jetzt auch geht. Ich werfe einen Blick zu der Frau und dem Typ hin und fühle mich beschissen.
Ich bin ein Gast, habe aber keine Ahnung, ob ich noch willkommen bin bei meinem flüchtigen Besuch in dieser Beziehung. Und die Frau, fand sie es schön? Ich habe keine Ahnung. Aber seit sie mit der Tasse Tee hereingekommen ist und der Typ und ich anscheinend den ungeschriebenen Dreierpakt gebrochen haben, können wir nicht mehr darüber reden.
Aber sie werden natürlich darüber reden. Und sie halten zusammen. Also sind sie stark. Und alles, was sie an der Nacht nicht so toll fanden, werden sie auf mich schieben. Und sie werden zusammen über mich reden. Sie werden mich kritisieren. Mich auslachen. Jahrelang Witze über mich machen. Ich werde einen Codenamen bekommen: R. aus U., alias »das Nilpferd« oder so.
Es gibt also eigentlich nur eine Lösung für einen guten Dreier: Ich muss der Boss sein. Ich muss die stärkste Position haben. Ich muss der Mittelpunkt sein. Ich will nie wieder der Gast für eine Nacht in einer Beziehung sein. In Zukunft werde ich Dreier nach meinen eigenen Regeln veranstalten.
Schmonzette
R achelle seufzt tief und fächert sich mit ihrer kleinen, schmalen Hand frische Luft zu. Die andere, lieblich geformte Hand greift nach ihrer braunen Lockenpracht, die ihr schwer auf den zierlichen Schultern liegt, und bindet sie zu einem lockeren, lässigen Knoten zusammen. Ihr zarter, weißer Hals bekommt jetzt wieder etwas Kühlung.
Sie geht graziös zur Bar und bestellt mit ihrer melodischen Stimme etwas zu trinken. Einen Wein, denn Bier findet sie widerlich und ordinär. Sie überlegt einen Moment und ihr wird klar, dass dies schon ihr zehnter Wein an diesem Abend ist. Während sie auf den Wein wartet, streicht sie sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. Sie blickt an sich herab. Sie ist noch immer zufrieden mit dem Outfit, das sie ausgewählt hat: Ihr kurzer Plisseerock und ihre stilvollen Highheels bringen ihren schlanken Körper bestens zur
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