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Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Titel: Lust auf Lust: Intime Geständnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renske de Greef , Matthias Müller
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im Spiegel an. Mein Spiegelbild. Ich drapiere meine Haare, so dass sie schön fallen. Ich sehe ihn an, als ich ihm einen blase. Ich strecke meine Füße, lege mir die Hände auf die Brüste. Unser Sex ist nicht mehr einfach nur für uns selbst, es ist so, als würde noch jemand zugucken. Der Spiegel.
    Danach falle ich keuchend in die Kissen. Ich drehe mich wie üblich auf die Seite, um ein bisschen zusammengerollt nachzugenießen. Aber plötzlich bin ich da wieder, voll im Bild. Mein »Ich hatte gerade Sex«-Kopf mit zerzausten Haaren und knallroten Flecken guckt mich dösig an. Und den will ich jetzt überhaupt nicht sehen. Der muss weg. Die Kehrseite des Spiegels ist ebenso da wie die angenehme Seite. Und damit kann ich nicht immer leben.
    Am nächsten Tag nehme ich ein großes flauschiges Tuch mit lauter kleinen Kaninchen drauf mit zu meinem Freund. Für über den Spiegel. Für ganz selten.

Erstes Date
    I ch habe ein Date. Auf einer außergewöhnlich langweiligen Party bin ich einem Typen begegnet, dessen Gesichtsausdruck mich stark an meinen eigenen erinnerte. Gelangweilt und voller Verachtung starrte er auf die hüpfende Meute, die eine neue Runde Après-Ski begonnen hatte. Ich beziehe neben ihm Stellung und starre auch eine Weile mit missgelaunter Miene hin. »Welcher Film?«, frage ich ihn dann.
    » Amadeus.« Beiläufig und ohne zu zögern spricht er einfach so den Namen des Films aus, der mein verfettetes Cholesterinherz höher schlagen lässt.
    Nachdem ich eine Nanosekunde lang zweifele, ob ich gleich an Ort und Stelle um seine Hand anhalten soll, beschließe ich, es langsam anzugehen, und frage ihn, ob er mit mir ausgehen will. Nachdem er zuerst seinen Teil des Checks erfüllt hat (er: welcher Film, ich: True Romance ), nickt er zustimmend, und wir tauschen Telefonnummern aus.
    Nach einem stürmischen SMS-Kontakt verabreden wir uns. Zum Sushi-Essen in Amsterdam. In dem vollen Bewusstsein mindestens eine halbe Stunde zu spät zu kommen, verlasse ich mein Zimmer, in dem es so aussieht, als wäre dort gerade eine Hiroshima-Textilbombe explodiert. Unter all den hingeschmissenen Pullis und nach außen gedrehten Hosen ist kein einziges Möbelstück mehr zu sehen. Ich hatte aber auch gar nichts anzuziehen.
    Im Zug befällt mich eine leichte Form von alles beherrschender Todesangst. Mein Outfit ist bürgerlich / nuttig / C&A (Passendes ankreuzen), er ist sicher saudumm / langweilig / gelackt / maulfaul und wir kriegen nur Fehlkommunikation / flache Witze / peinliches Schweigen. Was soll ich zu ihm sagen? Worüber sollen wir reden?
    Ich habe Angst, dass ich ihn nicht wiedererkenne - es ist dunkel, und ich starre zitternd wie ein Kaninchen äußerst cool und selbstsicher vor mich hin. Gerade als ich mich nach zehn Minuten über mein Handy beuge, um eine passende SMS zu schreiben, im Stil von nett, dass du mich hier warten lässt, du blöder Scheißkerl, ich schreib dich in Grund und Boden, tippt er mir mit einem breiten, charmanten Lächeln auf die Schulter. »Hi«, sage ich und lache wie ein Honigkuchenpferd, obwohl es natürlich gar nicht witzig ist. Drei flüchtige Halb-Wange-halb-Luft-Küsschen verstärken nur mein Unbehagen. Was jetzt?
    Dann beginnt das Große Quatschen. Was machst du so (Theater, Film und Fernsehen), was macht du so (Geschichte), Mann, wie interessant - jemandem beim Spitzenklöppeln zugucken ist interessanter -, aber was du machst auch - sogar Big Brother 2 war spannender. Und dann kommen die Hobbys. Ein Muss beim Thema Hobbys ist, dass einer von beiden witzelt: »Na ja, Puzzeln«, oder: »Ich mag Hobbys«. Ich lache höflich und versuche, interessiert zu gucken, während mein Hirn Überstunden macht und ich fieberhaft nach Themen suche und mir dann Mühe gebe, sie so lange zu behalten, bis ich wieder dran bin.
    Beim Essen (Sushi, wer denkt sich denn so was aus?) geht meine ganze Konzentration dabei drauf, den schwierigen Parcours von ›Sushi auf Teller‹ zu ›Sushi im Mund‹ zu bewältigen. Mit verkrampften Fingern (Stäbchen, wer denkt sich denn so was aus?) versuche ich, toten, rohen Fisch, der auf pappigem Reis festgeklebt ist, durch die Luft zu balancieren. Und zermartere mir das Hirn. Habe ich Seetang zwischen den Zähnen? Rede ich mit vollem Mund? Sitzt mein Rock gut? Gefallen ihm meine Schuhe? Wovon reden wir gerade?
     
    Erste Dates sind schrecklich. Richtig schrecklich. Während du noch nicht einmal weißt, ob du ihn überhaupt haben willst, machst du dir schon mehr Stress, als

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