Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)
und massierte die roten Striemen an ihren Knöcheln und Handgelenken. Dann schnappte sie sich ein Kissen und drückte es an sich, um ihren nackten Busen zu verhüllen.
Nein, er würde sich nicht schuldig fühlen! Sie war
noor
. Ashurs früherer Argwohn kehrte mit ganzer Kraft zurück. Worauf auch immer sie es in Wahrheit abgesehen hatte – und er hegte nicht den leisesten Zweifel, dass es ihr nicht um simple Lust ging –, stand in Zusammenhang mit seinem Bruder. Was bedeutete, dass sie nicht seine eigene Verbündete, nicht seine Freundin und definitiv niemand war, für den er etwas empfinden sollte, vor allem nicht Leidenschaft oder Mitleid.
Die Hände in die Hüften gestemmt starrte Ashur auf Claire hinab. Die wilden Zuckungen hatten ihr Haar in eine ungebändigte Löwenmähne verwandelt, und ihre Haut glänzte schweißnass im Kerzenlicht. Der milde, süße Duft von Gardenien, der ihm schon zuvor aufgefallen war, erzürnte ihn nur noch mehr, weil das exotische Aroma ihn noch immer reizte. »Wo ist er?«
»Er ist …« Claire zögerte und sah auf das Laken neben sich, doch bevor er sie ein weiteres Mal anraunzen konnte, fügte sie rasch hinzu: »Im Pazifischen Nordwesten. Zusammen mit meiner Freundin Mira.«
»Die Menschenfrau«, knurrte er.
Ihr Kopf schoss zu ihm herum. »Sie hat ihn gerettet!«
»Es interessiert mich nicht, was
sie
getan hat.« Ashur hastete zum Kleiderschrank, öffnete die Tür und zerrte ein T-Shirt von einem Bügel. »Du wirst mich zu ihm bringen.«
»Was?« Tiefe Furchen standen auf Claires Stirn. »Das geht nicht! Wir sind auf einer Insel, mitten im Pazifik. Es würde Tage dauern, dort hinzugelangen. Es gibt nur einen Flug pro Tag von diesen Inseln hier, und außerdem müssten wir zuerst mit dem Boot zum Flugplatz.«
»Zieh das an.«
Sie fing das Shirt auf, das er ihr zuwarf. »Ashur, sei doch vernünftig! Tariq ist –«
Der Dschinn bewegte sich so schnell, dass ihr Kopf nach hinten schwang und ihr die restlichen Worte im Halse stecken blieben. Er lehnte sich über sie, sein zorniges Gesicht nur Millimeter von ihrem entfernt, und zischte hasserfüllt: »Erwähne in meiner Gegenwart niemals den Namen meines Bruders,
noor
. Niemals! Ist das klar?«
Claire klappte den Mund zu und sie schluckte den Kloß im Hals hinunter. In ihren Augen spiegelte sich nicht nur Überraschung, sondern auch Angst. Echte Angst. Sie nickte zaghaft.
Ein Bild blitzte vor Ashurs geistigem Auge auf. Er in den Verliesen, während der Zeit vor Zoraidas Verschwinden, als er angekettet und halb nackt vor ihrem lodernden Zorn zurückgeschreckt war. Verängstigt, besiegt und resignierend. Claire schien es gerade ähnlich zu gehen.
Sein Puls begann zu rasen, und etwas in seiner Brust krampfte sich zusammen. Eine Kombination aus Macht und Abscheu und schlechtem Gewissen kreiselte in seinem Magen, bis er sich benommen und verunsichert fühlte.
Ashur wusste, was gerade mit ihm geschah, doch er würde diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Es war nicht abzusehen, ob oder wann sich solch eine Möglichkeit noch einmal bieten würde.
Er richtete sich auf und sagte mit etwas milderer Stimme: »Ich brauche keine Boote oder Flugzeuge, um mich im Reich der Menschen fortzubewegen. Aber ich brauche dich.«
Der Ausdruck in ihren saphirblauen Augen verwandelte sich von einem ängstlichen in einen misstrauischen. Ashur straffte die Schultern und verbot es sich, weiter einzulenken. Es kümmerte ihn nicht, ob Claire sauer war. Es ging nicht länger um sie, und er würde sich nicht von einem Engel – ob verstoßen oder nicht – aus dem Konzept bringen lassen. »Es macht für mich keinen Unterschied, ob du mich begehrst,
noor
. Du hast mich ab sofort am Hals. Wir zwei werden meinen Bruder besuchen. Und du wirst uns den Weg leuchten.«
6
Mit den Nerven völlig am Ende holte Claire ihre Sandalen aus dem Schrank und schlüpfte hinein. Trotz allem, was sich gerade in diesem Schlafzimmer abgespielt hatte, verlangte Ashur jetzt, dass sie ihn zu Tariq und Mira brachte? Das Bauchgefühl sagte ihr, dass das keine gute Idee war.
Ich begehre dich auf eine Weise, wie ich nie eine andere begehrt habe
.
Die Erinnerung daran, wie ihm diese Worte vor einigen Stunden über die Lippen gekommen waren, bevor Ashur sie geküsst hatte, stürmte ohne Vorwarnung auf sie ein und rang ihre Nervosität nieder. Neue Hitze durchströmte ihren ganzen Körper und löste ein Prickeln in ihrem Bauch und in tieferen Regionen aus. Claire
Weitere Kostenlose Bücher