Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)
seinem jüngsten Bruder zu. »Ich verzichte zu Nasirs Gunsten auf den Thron. Ich habe beschlossen hierzubleiben.«
Irritiert starrte Ashur zu Mira. »Bei ihr? Einer Menschenfrau? Du lässt mich, Nasir und unser ganzes Königreich für
die
im Stich?«
Unverhohlener Zorn brannte in Miras Augen. »Was fällt dir ein –«
Tariq legte eine Hand auf ihre Schulter, um ihr zu deuten, sie möge schweigen. Als er antwortete, schwang kein Funken Wut in seiner Stimme mit. »Ja, genau. Und ich würde mich ohne zu zögern wieder so entscheiden.«
Ashur schaute von einem Bruder zum anderen.
Angesichts des Abscheus in seinen Augen beschlich Claire der bange Verdacht, dass der vermeintliche Waffenstillstand im nächsten Moment in einem dritten Weltkrieg zu eskalieren drohte.
»Ein Ghul und ein Mensch? Kein Wunder, dass niemand nach mir gesucht hat. Ihr zwei wart eben zu beschäftigt damit, den Feind zu vögeln.«
Die Frau im Durchgang schnappte hörbar nach Luft. Tariq presste die Lippen aufeinander.
»Es interessiert mich nicht, was du durchgemacht hast«, fauchte Nasir. »Du wirst nicht auf diese Weise über Kavin sprechen.«
Die Anspannung breitete sich bis in den letzten Winkel des Zimmers aus. In der eintretenden Stille flog Ashurs erzürnter Blick von einem Gesicht zum anderen, bevor er sich auf Tariqs Blutergüsse heftete. Der Ausdruck in Ashurs Augen war eine Mischung aus Schmerz, Hass und dem Gefühl, verraten worden zu sein. Dieser Blick war Claire bestens vertraut. Genau solche Augen hatten ihr in den ersten Jahren nach ihrer Verbannung in die Menschenwelt jeden Morgen aus dem Spiegel entgegengestarrt.
»Ihr habt mir gar nichts vorzuschreiben«, verkündete Ashur mit bedrohlich leiser Stimme. »Keiner von euch. Jetzt nicht mehr.«
Schwarzer Rauch stieg auf, und nervöses Stimmengewirr erklang, doch noch bevor einer der beiden Brüder ihn stoppen konnte, löste Ashur sich in Luft auf.
Danach herrschte Stille. Sobald sich der Rauch verzogen hatte, blickte Tariq erst zu Claire, dann zu Nasir, dessen perplexe Miene signalisierte, dass er ihre Anwesenheit erst jetzt bemerkte.
»Es tut mir so leid«, wisperte sie, da sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass Zoraida ausgerechnet diesen Dschinn schicken würde. Ich …« Ein Schraubstock schien ihre Lungen zusammenzuquetschen, und in ihren Augen brannten Tränen der Verzweiflung – hervorgerufen durch das, was sie gesehen und getan hatte und noch immer zu tun gedachte.
Tariq ließ Miras Hand los und trat vor. »Claire?«
Draußen ertönte lautes Getöse, gefolgt von einem Schwall Verwünschungen, die Claires Eindruck nach zum Teil in der Sprache der Marid ausgestoßen wurden.
»Klingt, als wäre er gegen die Mülltonnen gerannt«, kommentierte Tariq.
Claires Puls begann zu hämmern, als sie über die Schulter zur Tür hinter sich spähte. »Wieso ist er dort draußen? Weshalb ist er nicht einfach verschwunden?«
»Er ist an deinen Opal gebunden«, erklärte Nasir. Als sie sich ihm zuwandte, betrachtete er den Edelstein an ihrer Kehle.
»Er kann sich nicht weiter als hundert Meter von dir entfernen«, fügte Tariq hinzu. »Zumindest nicht, bis sein Auftrag erfüllt ist.«
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch sah Claire ihn an.
»Wie hast du den Feueropal aufgespürt?«, erkundigte Mira sich stirnrunzelnd. »Ich dachte, wir waren uns einig, dass wir die anderen warnen wollten, wenn einer von uns die Flasche finden würde. Wie kommt die Kette um deinen Hals?«
Miras Stimme lenkte Claires Konzentration zurück auf das Gespräch. »Ziemlich lange Geschichte.«
Seufzend legte Nasir einen Arm um Kavins Schultern, als sie aus dem Durchgang an seine Seite trat. »Bis unser kleiner Bruder sich wieder einkriegt, ist Zeit das Einzige, woran es uns nicht mangelt.«
Eine weitere Explosion von Flüchen erschallte, die aus Richtung des Waldes zu kommen schien, der das Haus umgab. Besorgt schaute Claire ein weiteres Mal zur noch immer offen stehenden Tür.
»Ich sollte mir ihm reden«, schlug Tariq vor.
In Anbetracht von Ashurs Reaktion auf ihn hielt Claire das jedoch für keine gute Idee. Außerdem wusste sie, dass Tariq, von dem er sich verraten glaubte, ganz bestimmt die letzte Person war, mit der er jetzt sprechen wollen würde.
Auf einmal wurde ihr seltsam leicht ums Herz, als ein unerklärbares Gefühl der Verbundenheit zu Ashur in ihr erwachte, das nichts mit den von ihm entfachten sinnlichen Begierden zu tun hatte. Es
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