Lust de LYX - Ergebener der Lust (German Edition)
stand vor ihm, sah direkt in seine nachtschwarzen Augen, suchte nach dem Dschinn, der ihr so viel Lust bereitet hatte, bevor … bevor er entdeckt hatte, dass sie ein himmlisches Wesen war. Bevor er realisiert hatte, dass sie keineswegs an den Opal gebunden war, und daraufhin beschloss, sie auf die sinnlichste Weise zu foltern, um sie dazu zu bringen, seinem Wunsch zu entsprechen.
Nur dass es sich nicht wie Folter angefühlt hatte. Sündhafte Sehnsucht überwältigte sie von Neuem. Es hatte sich so
gut
angefühlt! Zu gut. War sie geistesgestört, weil es ihr gefiel, gefesselt zu werden? Was sagte es über sie aus, dass sie es genoss, die Kontrolle abzugeben? Dass sie Ashur, wenn er bei der Sache geblieben wäre, vermutlich alles hätte tun lassen, wonach ihm der Sinn stand?
Ashur streckte eine Hand aus, doch seine Miene war unergründlich, sodass sie beim besten Willen nicht sagen konnte, was in ihm vorging. »Denk einfach an ihren Aufenthaltsort, und ich übernehme den Rest.«
Hätte er vorhin unter anderen Umständen aufgehört? Hätte er ihr Erlösung geschenkt oder, wie angedroht, die Verweigerung ihrer Befriedigung in die Länge gezogen? Claire wollte gern Ersteres glauben, doch die Finsternis in seinen Augen erinnerte sie daran, dass sie diesen Dschinn eigentlich überhaupt nicht kannte. Auch wenn er zum Stamm der Marid gehörte, war Ashur sicher lange genug von der Zauberin gefangen gehalten worden, dass er inzwischen so verderbt sein könnte wie die Ghule, deren Dienste Zoraida offenbar häufig in Anspruch nahm.
Tiefste Besorgnis erfasste sie, und sie schluckte schwer. Doch es blieb ihr nichts anderes übrig, darum legte sie eine Hand in seine. Ashur verschränkte seine Finger mit ihren, und noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, zog er Claire mit einem Ruck herum, sodass sie nun rücklings an ihn gepresst dastand und er ihren Oberkörper mit stählernem Griff umschloss.
Seine Hitze hüllte sie ein. Dann fing sie den vertrauten, frischen Geruch seiner Haut auf, die nach Gewürzen und Zitrusfrüchten duftete. Als besäße er eine magische Kontrolle über ihren Körper, flammte sofort wieder Begierde in ihr auf. Sein warmer Atem strich über ihren Nacken und ließ eine Welle köstlichster Empfindungen über ihre Haut rollen, als er ihr ins Ohr flüsterte: »Bleib ganz nah bei mir. Tariq ist unberechenbar.«
Das verwirrte sie. In den sechs Monaten, seit Mira mit Tariq zusammen war, hatte Claire die Freundin mit keinem Wort erwähnen hören, dass Tariq »unberechenbar« sei. Doch noch bevor sie Ashur fragen konnte, was er damit meinte, hüllte ein Strudel schwarzen Rauchs sie beide ein. Claire wurde von den Füßen gehoben, als die Rauchspirale sich schneller zu drehen begann. Haare peitschten ihr ins Gesicht, ihre Augen tränten. Ashur verstärkte den Druck um sie und raunte: »Halt dich an mir fest.«
Froh über die kraftvolle Präsenz seines Körpers hinter sich umklammerte Claire seine Unterarme. Als Engel war sie oft mittels Teleportation von einem Ort der Erde an einen anderen gereist, allerdings nie im Körper eines Menschen.
Ihr entfuhr ein Keuchen, als sie auf solidem Untergrund landeten. Ashur presste sie noch fester an sich und verhinderte so, dass sie nach vorn stürzte. Als sich der Nebel lichtete, blickte Claire sich um und stellte überrascht fest, dass sie sich auf Tariqs und Miras Veranda befanden.
Hohe Kiefern ragten um sie herum auf, und Aromen von Moos und feuchter Erde erfüllten die Luft. Vor ihnen brach sich das Mondlicht in der Wasseroberfläche des Puget Sound und funkelte wie Abertausende kleine Diamanten unter dem nächtlichen Sternenzelt.
Ashur ließ sie los, und Claire vermisste den warmen Kontakt seines Körpers sofort. Sie wandte sich zu ihm um, doch er spähte bereits durch die Glastür ins Haus und hielt offenbar nach seinem Bruder Ausschau. Der tiefe Groll in seinen Augen, als er sie mit einem Seitenblick bedachte, machte ihr Angst.
Claire legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ashur, nein. Hör mir zu. Du verstehst nicht. Lass mich dir die Sache erklären, bevor du da hineingehst!«
Er schaute sie an, doch der sanfte Beinahe-Liebhaber, der sie zuvor in der Hütte berührt hatte, war verschwunden. In seinem Gesicht schwelte derselbe Zorn wie in dem Moment, als er Tariqs Stimme auf dem Anrufbeantworter gehört hatte. »Was verstehe ich nicht? – Warum der Kerl mich im Kerker hat verrotten lassen?« Er riss sich los. »Das hier betrifft dich nicht,
noor
. Warte hier
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