Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Detail ist.«
Kavin gluckste, und der Laut war so süß, dass sich die Anspannung in Nasirs Brust lockerte und seine Besorgnis wegen dem, was er am nächsten Tag tun musste, abnahm.
Stille breitete sich über sie. Irgendwann sagte Kavin sehr leise: »Während meiner Zeit im Harem haben die anderen Frauen über dich geredet. Sie behaupten, dass die Angehörigen deines Stamms über ein ausgeglichenes Gemüt verfügen. Dass es eine Menge braucht, um einen Marid von einem Soldaten in einen sahad zu verwandeln. Dass die meisten nicht überleben, weil ihnen das Töten nicht im Blut liegt. Aber Malik wurde einer. Genau wie du. Darum frage ich mich … wen hast du verloren?«
Nasirs Hand verharrte an der Unterseite ihres Busens. »Wie kommst du darauf, dass ich jemanden verloren habe?«
Kavin zuckte die Schultern, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. »Du sprichst über die Liebe, als hättest du sie erfahren. Und nachdem ich die letzten Tage mit dir verbracht habe, weiß ich, dass du keine Bestie bist. Auch wenn die Hochgeborenen das mich und alle anderen gern glauben machen würden. Du magst es nicht zu töten. Trotzdem tust du es.«
Nasir war vollkommen baff. Dass sie so mühelos in seine Seele blicken konnte, wie es noch nie jemand vor ihr getan hatte. Noch nicht einmal Talah.
»Also, wer war sie?«, bedrängte Kavin ihn sanft.
Er schluckte den Kloß in seiner Kehle runter, während er mit dem Finger ihren nackten Arm streichelte. Nasir hatte nie zuvor jemandem von Talah erzählt. Selbst seinen Brüdern nicht. Doch vor Kavin wollte er keine Geheimnisse haben. Jetzt nicht mehr. »Sie war eine Pflegerin. Talah arbeitete mit Kindern, die während der Kriege verwundet und zu Waisen gemacht wurden. Sie unterstützte sie bei ihrer Genesung und half ihnen, ein neues Zuhause zu finden.«
Neben ihm bewahrte Kavin Schweigen; die einzigen Geräusche waren die ihres Ein- und Ausatmens, während sie darauf wartete, dass er weitersprach. »Wir erfuhren, dass die Ghule auf dem Weg zu ihrem Dorf waren. Man sandte mich mit der Armee dorthin, um sie in Empfang zu nehmen. Ich wollte, dass sich Talah auf die Burg begab, weil sie dort in Sicherheit sein würde. Widerwillig stimmte sie zu, doch zuvor wollte sie sich noch darum kümmern, dass jemand für sie auf der Krankenstation einsprang. Ich war nicht glücklich über diese Verzögerung, gab jedoch mein Einverständnis. Ich ließ eine Wache bei ihr, dann kehrte ich zurück auf meinen Posten. Talah traf nie auf der Burg ein.« Nasirs Stimme wurde bedrückt; er fixierte ein Muttermal an ihrer Schulter. »Eine Horde Ghule, von denen wir nichts wussten, griff aus dem Norden an, bevor sie fliehen konnte.«
Wieder legte Kavin die Hand auf seine. »Das tut mir unendlich leid.«
Talahs Gesicht blitzte vor Nasirs geistigem Auge auf. Lächelnd hatte sie ihm zugewinkt, als er gegangen war, ihr langes Haar hinter ihr im Wind flatternd. Sie hatte die Augen verdreht als Reaktion auf seinen, wie sie meinte, übergroßen Beschützerdrang. Ohne zu ahnen, dass es die letzten Minuten ihres Lebens sein würden.
»Es war nicht deine Schuld, Nasir.«
Kavins Atem an seiner Wange veranlasste ihn, die Lider zu öffnen. Sie hatte sich ihm zugewandt, ihre Augen waren warm und von einem Tränenschleier überzogen, ihre Hände ruhten sanft auf seiner Brust. Heftige Gefühle stürmten auf ihn ein, Gefühle, die so viel stärker waren, als alles, was er je bei Talah empfunden hatte, dass es ihm den Atem raubte.
»Ich kämpfe nicht, um ihren Tod zu rächen«, fuhr er mit dumpfer Stimme fort. »Die Ghule, denen die Arena untersteht, sind nicht dieselben, die ihren Tod zu verantworten haben. Ich kämpfe – kämpfte, weil es das Einzige war, das mir noch blieb. Bis du in mein Leben getreten bist.«
Ihre Züge wurden weich, und ihre Augen, die zuvor nur geglänzt hatten, füllten sich nun wirklich mit Tränen.
Nasir küsste ihre Nasenspitze, küsste den Tropfen weg, der aus ihrem Augenwinkel perlte. Küsste sich bis zu ihrem Mund und legte zärtlich die Lippen auf ihre, darauf hoffend, dass Kavin jedes einzelne Gefühl spüren konnte, das ihn bewegte.
Er zog sie fest in die Arme und legte die Stirn an ihre. »Es ist verrückt – diese ganze Sache. Aber in diesen wenigen Tagen hast du alles für mich verändert. Du hast mir ins Gedächtnis gerufen, wer ich wirklich bin. Du gabst mir einen Grund, weiterleben zu wollen. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir Schaden zufügen. Ich tue alles, was nötig ist, um
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