Lust kennt kein Tabu
ich würde gern wieder mit Ihnen arbeiten. Das Angebot der beiden kostenlosen Behandlungen gilt immer noch.“
Donald zögerte wieder, bevor er antwortete: „Also gut, ich komme. Aber ich bezahle dafür, das ist nur recht und billig.“
„Machen Sie sich darüber keine Gedanken.“ Offenbar hatte er seinen Zorn endgültig überwunden, schien nicht mehr emotional, sondern rational zu denken, und nur das zählte für Zienna. „Sie waren nicht ganz zufrieden, hatten Ihre Zweifel, und deshalb stehen Ihnen die zwei kostenlosen Termine zu. Danach werden wir weitersehen.“
„Wenn Sie meinen…“
„Oh ja, das ist nur fair.“
„Also gut, Miss Thomas. Und – es tut mir wirklich leid, wie ich mich aufgeführt habe. Ich hoffe, Sie verzeihen mir.“
„Natürlich. Wann wollen Sie kommen?“
Nach dem Telefonat mit Donald war Zienna in Hochstimmung. Bevor sie zu ihrem ersten Patienten ging, informierte sie Margaret über die guten Neuigkeiten.
Jesse, ein Pitcher vom Baseballteam Chicago Cubs , wirkte lustlos und entmutigt, während sie auf der Behandlungsliege die nötigen Übungen mit ihm durchführte. Das akzeptierte sie nicht, nach dem Gespräch mit Donald von neuer Begeisterung für ihren Job erfüllt. Nicht, dass die jemals ernsthaft ins Wanken geraten wäre.
Aber an diesem Tag fühlte sie sich besonders inspiriert und hoffte, ihr Optimismus würde auf den Patienten ansteckend wirken. „Ich weiß, es tut weh“, begann sie. „Trotzdem müssen Sie die Übungen ertragen, wenn Sie Ihre Schulter wieder benutzen wollen.“
„Welchen Sinn hat das?“ Jesse starrte niedergeschlagen vor sich hin. Offenbar fehlte ihm die Energie, um für seine Genesung zu kämpfen. „Niemals werde ich gut genug sein, um wieder zu spielen.“
Obwohl in seiner rechten Schulter eine Sehne gerissen war, hatte er die Schmerzen missachtet und weiterhin als Werfer fungiert. Deshalb hatte er sich die Schulter ausgekugelt, und wegen der Verletzung war die Saison für ihn gelaufen. Nach einer Operation – für Pitcher mit solchen Blessuren üblich – sollte ihn eine Physiotherapie kräftigen und seine Beweglichkeit wiederherstellen.
„Natürlich werden Sie spielen, dafür müssen Sie nur arbeiten“, versicherte Zienna und lächelte aufmunternd. Wie wichtig es war, die Patienten entschieden und dennoch freundlich zu behandeln, wusste sie. Jesse gehörte zu den Männern, deren ganzes Leben sich nur um die Karriere drehte. Wenn er seine Verletzung nicht überwand, würde er auf seinen geliebten Baseball verzichten müssen und in tiefe Depressionenversinken.
Solche Fälle hatte Zienna schon oft beobachtet, aber während ihrer kinesiologischen Tätigkeit auch zielstrebige Entschlossenheit, die letzten Endes zum Erfolg führte. Insbesondere Mannschaftssportler kannten die Bedeutung der Entschlusskraft, denn sie mussten kämpfen, um ihren Platz im Team zu verteidigen.
Diese Fähigkeit steckte auch in Jesse, das spürte sie.
„Hat das KT-Tape die Schmerzen gelindert?“ Das elastische Kinesio-Tape, das sie an der Vorderseite seiner Schulter angebracht hatte, sollte nicht nur das Gelenk stützen, sondern auch die Schmerzen verringern.
„Ja, ich fühle mich etwas besser.“
„Großartig! Jetzt wiederholen wir die Übung, die wir letztes Mal gemacht haben.“
Jesse protestierte nicht. Trotz seiner offensichtlichen Resignation legte er sich auf die linke Seite, auf den Ellbogen gestützt.
„Gut.“ Zienna postierte seinen rechten Arm über der Hüfte. „Nun stützt Ihre Seite den Ellbogen.“ Sie reichte ihm eine ein Kilogramm schwere Hantel. „Bewegen Sie das Gewicht rhythmisch auf und ab, so wie letztes Mal. Ganz gemächlich … Ja, so ist es richtig. Das dürfte nicht wehtun, oder?“
„Kaum, es brennt nur ein bisschen.“
„Das ist der Muskel. Okay, fassen sie die Hantel jetzt auf der anderen Seite an. Bald werden Sie so gut wie neu sein, das verspreche ich Ihnen …“
In diesem Moment läutete das Telefon im Behandlungsraum.
„Trainieren Sie weiter, Jesse“, sagte sie, ging zum Apparat und nahm den Hörer ab. „Zienna Thomas.“
„Tut mir leid, dich zu stören, Zienna“, entschuldigte sich Jamie, „du musst dich um einen Notfall kümmern.“
„Was?“
„Der Patient, der vor zwei Wochen hier war, Wendell Creighton…“
Krampfhaft schluckte Zienna. „Ja?“
„Er wartet im Zimmer drei. Und er hat starke Schmerzen.“
„Sicher kann ihm jemand anderer helfen“, meinte Zienna verstört.
„Nein, er hat
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