Lust kennt kein Tabu
„Nein.“
Grinsend stand er auf und zog sie vom Bett hoch. „Dass dir das entgehen würde, hätte ich nicht erwartet.“
„Ich war müde.“
„Komm mit!“ Er führte sie ins Wohnzimmer, und sie blieben vor einem großen Bild an der Wand neben der Terrassentür stehen. „Was hältst du davon?“
Erstaunt starrte sie ein Gemälde an, das sie hinreißend gefunden hatte, als sie mit Nicholas vor ein paar Wochen in der Carl Hammer Gallery gewesen war. Es zeigte umhertollende Wildkatzen im Serengeti-Nationalpark, und es hatte sie interessiert, weil sie schon seit Langem von einer Safari in Afrika träumte. Hinter den Löwen standen Elefanten und Zebras bei einer Wasserstelle.
„Gefällt’s dir?“, fragte Nicholas.
„Oh ja“, beteuerte sie gerührt. „Dieses Bild habe ich mir gewünscht. Und du hast es gekauft, obwohl du gar nicht so begeistert davon warst.“
„Schau mal runter.“
„Ein Läufer mit Zebramuster!“ Am Wochenende hatte der kleine Teppich noch nicht hier gelegen. „Seit wann …?“
„Heute Morgen ließ ich das Bild und den Teppich liefern. Da du jetzt öfter bei mir sein wirst, fand ich, es wäre an der Zeit, einiges zu ändern. Und so wollte ich die Alphamännchen-Höhle, wie du mein Haus immer genannt hast, etwas dekorativer gestalten.“ Nicholas zeigte in eine Ecke des Wohnzimmers, wo die große Holzskulptur einer Giraffe stand. „Erkennst du das Thema des Designs? Afrika. Wir holen die Safari einfach hierher.“
„Oh, wie schön.“ Zienna schlenderte zu der Holzfigur hinüber. Wie hatte sie das alles übersehen können, als sie hereingekommen war?
Er folgte ihr, legte einen Arm um ihre Taille und küsste ihre Schläfe. „Nun hast du einen Schlüssel. Aber das genügt mir nicht. Zieh ganz zu mir.“
„Was?“ Verwirrt wandte sie sich zu ihm.
„Das hast du doch gehört. Hier ist genug Platz für uns beide. Und ich vermisse die Atmosphäre, die nur eine Frau erzeugen kann. Ich habe schon mit einem Immobilienmakler telefoniert, der kümmert sich um den Verkauf deines Apartments, und er glaubt …“
„Moment mal.“ Zienna trat einen Schritt von ihm weg. „Du hast schon mit einem Makler geredet?“
„Ja, ein sehr netter, renommierter Mann. Sicher wird er den besten Preis für deine Eigentumswohnung rausholen. In dieser Woche haben wir einen Termin bei ihm.“
Völlig verstört starrte sie ihn an. „Du machst einen Termin mit einem Immobilienmakler, der mein Apartment verkaufen soll, ohne das vorher mit mir zu besprechen?“
„Warum überrascht dich das? Ich habe dir einen Schlüssel zu meinem Haus gegeben, aber das war nur der erste Schritt. Das wusstest du doch.“
„Okay – ein Schritt. Kein Sprung vom Sears Tower innerhalb einerWoche.“
Nicholas musterte sie verständnislos. „Wo liegt das Problem?“
„Ganz einfach. So was will ich selber entscheiden. Seit Jahren sorge ich für mich selber.“
Seine Augen verdunkelten sich. „Ist das alles?“
„Verstehst du nicht, wieso mich das irritiert? Du triffst Entscheidungen über meinen Kopf hinweg!“ So begriffsstutzig konnte er doch gar nicht sein. Niemandem würde sie die Kontrolle über ihr Leben überlassen.
„Oder gibt es einen anderen Grund, warum dir das missfällt? Etwas, das du mir verheimlichst?“ Herausfordernd sah er sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Ihr stockte der Atem. Oh Gott, weiß er von Wendell und mir? War diese ganze Aktion eine Art Test?
„Hör mal, Nicholas, ich will nichts überstürzen und keinen Fehler machen, nur darum geht’s.“
„Also wäre es ein Fehler, wenn du zu mir ziehen würdest?“
„Das habe ich nicht gesagt. Aber es läuft gerade so gut mit uns beiden.
Wenn wir überstürzt zusammenziehen, setzen wir uns nur unnötig unter Druck.“
Prüfend schaute er sie an. Ihr Argument schien ihn nicht zu überzeugen. „Hängt dein Zögern irgendwie mit Wendell zusammen?“
„Was?“
„Hat er sich an dich rangemacht?“
„Warum fragst du das?“ Ziennas Puls raste.
„Hat er?“
„Er ist dein bester Freund.“
„Das dachte ich zumindest immer.“ Nicholas schnitt eine Grimasse.
Um Himmels willen, hat er was herausgefunden?
„Nicholas, ich weiß nicht, was das soll.“
„Für manche Leute gibt es keine Grenzen, zum Beispiel Freundschaft. Glaubst du, ich merke nicht, dass Wendell immer noch scharf auf dich ist?“
„Und deshalb hast du gestern eine neue Zerrung in seiner Rotatorenmanschette verursacht?“
Mit großen Augen starrte er sie an.
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