Lust kennt kein Tabu
Dann lächelte er süffisant. „Also doch. Er war bei dir.“
„Weil ich ihn damals behandelt habe, um seine Schulter wieder in Topform zu bringen. Gestern hast du ihn so grob umgeworfen, dass er wieder genau dort verletzt wurde. Mit Absicht?“ Ein hässlicher Verdacht stieg in ihr auf.
„Behauptet er das?“
„ Hast du’s absichtlich getan?“
„Nein.“ Wie seine Miene deutlich bekundete, hielt er diese Frage für eine Beleidigung. „Wir haben Football gespielt, und ich griff ihn an. So wie ich’s immer mache. So wie er es auch immer mit mir macht. Das war keine Absicht, er ist einfach unglücklich gestürzt.“
Schweigend musterte sie ihn und versuchte festzustellen, ob er die Wahrheit sagte. Seine Eifersucht konnte er nicht verhehlen. Wendell mochte sein Freund sein. Trotzdem war die Rivalität zwischen den beiden spürbar, was immer der Grund dafür sein mochte.
„Warum sollte ich ihn verletzen wollen?“ Nicholas’ Stimme klang fast zu harmlos.
Eine brisante Frage … Umso heikler, weil er Zienna aufmerksam beobachtete, als wollte er ergründen, was sie in ihrer Seele verbarg.
„Da mache ich nicht mit“, entgegnete sie und wich noch ein paar Schritte weiter zurück. „Ich werde nicht zulassen, dass Wendell bei jeder Gelegenheit eine Rolle in unserem Leben spielt. Mit deinem Misstrauen treibst du mich noch zum Wahnsinn.“
„So was ist schon mal passiert.“
„Ja, das hast du erwähnt. In eurer College-Zeit hat Wendell deine Freundin gefickt. Was hat das mit mir zu tun?“
„Ich kenne ihn. Und du kennst ihn nicht. Solche Spiele liebt er, und er genießt es in vollen Zügen, auf die Jagd zu gehen. Ich habe gesehen, wie die Frauen reihenweise auf ihn reinfielen und dachten, sie hätten eine Beziehung mit ihm, während er schon längst eine andere vögelte. So armselig …“
„Warum erzählst du mir das?“
Nicholas trat näher zu ihr. „Wegen seiner besonderen Macht, die er auf Frauen ausübt. Jeder kann er weismachen, er sei total in sie verliebt. Allein in den letzten zwei Wochen hat er mit mindestens drei verschiedenen Frauen geschlafen.“
Diese Worte wirkten wie ein Fausthieb in ihre Magengrube.
„Zwischen Wendell und mir ist nichts…“ Beinahe stotterte Zienna. Genaugenommen stimmte diese Behauptung sogar. Zumindest seit Donnerstagnacht. „Wenn du das bezweifelst, sollte ich vielleicht gehen.“
In diesem Moment hörte sie ihr Handy im Schlafzimmer klingeln. Dankbar für die Unterbrechung, rannte sie hinüber. Hinter sich hörte sie Nicholas’ Schritte, schaute ihn aber nicht an. Den Rücken zu ihm gewandt, nahm sie das iPhone aus ihrer Handtasche. Als sie das Foto im Display sah, überschlugen sich ihre Gedanken.
Wendell.
„Meldest du dich nicht?“, fragte Nicholas.
Hastig lehnte sie den Anruf ab. „Nur Alexis, ich rufe sie später zurück.“
Sie wandte sich zu Nicholas. Dann läutete das iPhone In ihrer Hand erneut, und sie schaute auf das Display.
Wendell.
Wenn sie sich ein zweites Mal nicht meldete, würde Nicholas Verdacht schöpfen. Und so berührte sie das Display und hielt das Gerät ans Ohr. „Hey, Alex“, sagte sie und zwang sich zu einem fröhlichen Ton. „Was gibt’s?“
„Bist du bei Nick?“, erriet Wendell.
„Ja, mir geht’s gut. Ich bin bei Nicholas. Kann ich dich morgen anrufen?“
„Und wenn ich dir sage, dass ich gerade vor seinem Haus stand? Dass ich dich sehen wollte?“
„Wirklich?“ Ziennas Kehle verengte sich. „Machst du Witze?“
„Nein. Jetzt warte ich vor deinem Apartment. Kommst du nach Hause?“
„Heute nicht, ich bleibe bei Nicholas.“ Immer schneller pochte ihr Puls. Nicholas ließ sie nicht aus den Augen.
„Die ganze Nacht?“
„Ja.“
„Du bringst mich um. Weißt du das?“
„Wow! Hat er das tatsächlich behauptet?“
„Hör auf mit dem Scheiß, Zee! Sag’s ihm! Oder ich komme rüber, und wir erklären es ihm gemeinsam.“
„Nein!“, protestierte sie mit scharfer Stimme. „Auf keinen Fall. Das tu ich nicht.“
„Hör mal – ich brauche dich. Ich war im Krankenhaus, meine Schulter ist im Eimer. Und – heute Nacht möchte ich einfach nur mit dir im Bett liegen.“
„Sicher kann dir jemand anderer helfen.“ Zienna sprach nicht allzu schroff, damit Nicholas sich nicht wunderte, hoffte aber, Wendell würde verstehen, wie ernst sie es meinte.
„Verdammt, sonst gibt es niemanden. Bitte, Zee! Okay, du willst nicht, dass ich rüberkomme. Aber du kannst irgendeine Ausrede erfinden. Sag ihm,
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