Lust kennt kein Tabu
nicht.“
„Wir haben zu viel getrunken und – das wird dich ärgern – wieder diese Pillen geschluckt.“
„Oh, natürlich.“ Stöhnend schüttelte Zienna den Kopf.
„Nein, du verstehst nicht … Es ist nicht so, wie du glaubst.“
„Dann erklär’s mir.“
„Du hast die Würgemale an meinem Hals gesehen und sofort verdammt, was da geschehen ist. Wie du reagieren würdest, wusste ich. Deshalb habe ich es nicht schon früher erwähnt. Aber …“ Alexis holte tief Luft. „Beim ersten Mal war Brock anders als meine bisherigen Typen. Ein bisschen grob. Nicht zu grob. Eine kleine Ohrfeige – oder er versohlte mir den Hintern und warf mich ziemlich unsanft aufs Bett. Okay, mal was Neues, dachte ich, probieren wir’s aus. Und es war – viel aufregender als der Sex mit Elliott.“
„Also tut er’s absichtlich? Du lässt dich verprügeln und dein Gesicht so zurichten?“ Fassungslos starrte Zienna ihre Freundin an. So durfte kein Mann mit einer Frau umgehen.
„Ich dachte, er würde mich nur ohrfeigen. Stattdessen schlug er mit der Faust zu.“
„Du heilige Scheiße!“
„Ein Sexspielchen. Aber es ging zu weit.“
„Allerdings, verdammt noch mal. Und ich wette, die Polizei würde das auch so sehen.“ Nun entdeckte Zienna frische rote Spuren an Alexis’ Kehle. „Dreh dich zu mir. Zeig mir deinen Hals.“
Widerstrebend gehorchte Alexis.
„Oh, mein Gott!“ Zienna presste eine Hand auf den Mund. Fast um den ganzen Hals ihrer Freundin zogen sich Fingerabdrücke. „Hat er dich schonwieder gewürgt?“
„Damit kann ich mich nicht an die Polizei wenden.“ Über Alexis’ Wangen rannen neue Tränen. „Weil ich ihm nicht gesagt habe, er soll aufhören.“
„Ganz egal, ob du’s erlaubt hast oder nicht. Was Brock mit dir treibt, ist sicher strafbar.“
„Er hatte diese Fantasie, er würde mich vergewaltigen“, flüsterte Alexis kaum hörbar und wich Ziennas Blick aus.
„Und das hast du mit dir machen lassen?“, fragte Zienna entgeistert. Was geschieht bloß mit ihr? Liegt es an diesen verdammten Ecstasy-Pillen? „Nach meiner Ansicht füllt er dich mit Drogen und Alkohol ab, damit du seinen brutalen Plänen zustimmst – damit er dich halb bewusstlos schlagen kann und keine Konsequenzen befürchten muss. Wenn du die Polizei nicht informierst, tu ich es!“
„Das verstehst du nicht.“ Jetzt schaute Alexis direkt in Ziennas Augen. „Ich habe ihn darum gebeten.“
„Was?“ rief Zienna. Beinahe fehlten ihr die Worte. „Du hast ihn – gebe ten, dich zu würgen und in dein Gesicht zu boxen?“
„Nicht nur er – auch ich hatte die Vergewaltigungsfantasie. Weil ich dachte, das wäre besonders aufregend.“
„Also erregt es dich, wenn du verprügelt wirst?“, fragte Zienna bestürzt. Das Ecstasy muss ihre Gehirnzellen beschädigt haben …
„Vielleicht – wollte ich mich einfach nur lebendig fühlen.“
„O Alex … „ Was Zienna erriet, sprach sie nicht aus.
Ihre Freundin wollte sich nicht nur lebendig fühlen, sondern auch die schmerzhafte Trennung von Elliott vergessen. Wenn sie auch eine tapfere Miene zur Schau trug und vorgab, sie hätte den Kummer längst überwunden – das war reiner Unsinn.
„Tut mir so leid, was du durchmachst“, beteuerte Zienna, umarmte sie und drückte sie fest an sich.
Schluchzend legte Alexis den Kopf an ihre Schulter. „Ich weiß, was du über mich denken musst.“
„Was ich denke? Dass ich dich liebe. Und ich wünschte, ich könnte dich von deinen Schmerzen befreien. Was du dir antust, verstehe ich nicht ganz. Aber ich verurteile dich nicht. Bitte, glaub mir das.“
Alexis richtete sich auf. „Morgen kann ich unmöglich zur Arbeit gehen. Nicht in diesem Zustand. Wahrscheinlich die ganze Woche nicht.“
„Hör mal, du solltest dich untersuchen lassen. Sofort. Ich bringe dich ins Krankenhaus.“
„Oh Gott, Zee, ich weiß nicht …“
„Ich möchte herausfinden, ob deine Verletzungen behandelt werden müssen. Klar, es fällt dir schwer. Aber es ist wirklich wichtig. Okay?“
Zitternd rang Alexis nach Atem. „Also gut.“
Zienna fuhr mit Alexis zum Rush University Medical Center und blieb vier Stunden lang bei ihr. Zuerst warteten sie in der Notaufnahme. Es dauerte eine Weile, bis die Diagnose feststand.
Zur Erleichterung beider Frauen hatte Alexis keine bleibenden Schäden erlitten, und die Schmerzen würden nachlassen. Zienna hatte sich wegen des geschwollenen Auges um die Sehkraft ihrer Freundin besorgt. Aber soschlimm, wie
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