Lust und Gefahr
keine Handtücher«, flüsterte Robin. »Und ich habe den Bademantel draußen liegenlassen.«
Großartig. Sie war nackt und ihm hing sein bestes Stück praktisch aus der Hose – es war mehr als offensichtlich, was los war. Er atmete tief durch. »Yo, Danny«, rief er. »Ich bin auf dem Klo.«
»Du hast Abendessen für zwei hier stehen«, stellte Danny argwöhnisch fest. »Hast du Besuch?«
»Wir können es genauso gut jetzt hinter uns bringen«, sagte Robin. Sie kletterte aus der Wanne, ging zur Tür und stieß sie auf. Mit durchgedrücktem Rücken, das Kinn angehoben, die Brust rausgestreckt, trat sie aus dem Bad.
Man sollte meinen, dass es nicht so schlimm wäre, nackt vor dem großen Bruder zu stehen, der einem schon die Windeln gewechselt hatte, als man noch ein Baby war. Aber das war falsch. Der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders wechselte von Überraschung zu Wut, als er an ihr vorbei ins Bad spähte und Jon dort erblickte. »Was ist hier verdammt noch mal los, Robin?«
Beim harten Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. »Vertrau deinem Instinkt, Danny. Es ist genau das, wonach es aussieht.«
Jon trat zu Robin. Seine Miene war angespannt und unglücklich. Danny musterte ihn von oben bis unten und versetzte ihm dann einen Kinnhaken, der ihn von den Füßen riss. Jon landete auf dem Küchentisch.
Er hatte nicht einmal versucht, den Schlag abzuwehren. Und sie wusste, dass er dazu in der Lage gewesen wäre.
Jon erhob sich und stand abwartend vor Danny.
»Wehr dich, du Idiot!«, schrie sie. »Steh nicht einfach so da!«
Wortlos schüttelte er den Kopf.
Danny ging auf ihn zu und wollte ihm einen weiteren Schlag versetzen, doch Robin fiel ihm in den Arm. »Rühr ihn nicht an!«
Danny schüttelte sie ab. »Zieh dich an. Um dich kümmere ich mich später.«
»Nein. Du verstehst es nicht.« Wieder griff sie nach seinem Arm. »Ich habe euer Telefongespräch belauscht. Ich wusste, dass er hier ist. Er hatte keine Ahnung. Ich wollte das hier, also bin ich hergefahren und habe es mir genommen. Ende der Geschichte.«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, knurrte Danny.
»Ich habe ihn darum gebeten, du hirnloser Idiot!«, rief sie. »Ich habe mir buchstäblich die Kleider vom Leib gerissen und ihn überrumpelt.«
Danny musterte erst sie und dann Jons großen, muskulösen Körper. »O ja. Ich bin mir sicher, dass er sich wie ein Wahnsinniger gewehrt hat«, sagte er bitter.
»Das hat er, verdammt noch mal! Es war meine Entscheidung!«, brüllte sie.
»Das ist es jetzt nicht mehr. Zieh dir was an. Ich bringe dich nach Hause.«
Sie schluckte. »Nein, Danny. Das wirst du nicht.«
Ihr Bruder warf ihr einen eiskalten Blick zu. »Das ist ein Befehl, Robin.«
Eine seltsame Ruhe überkam sie. »Ich nehme keine Befehle mehr an. Nicht von dir oder von Mac oder von sonst irgendwem. Und von dir auch nicht.« Die letzten Worte hatte sie an Jon gerichtet. »Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte Jon.
»Du«, bellte Danny. »Halt dein verdammtes Maul!«
»Und wenn ich gerade dabei bin, kann ich dir auch gleich alles sagen«, fuhr Robin fort. »Ich werde die Crowne Royale Group verlassen. Ich werde keinen Abschluss im Hotelgewerbe machen. Ich bin für das Ausbildungsprogramm des Circo della Luna Rossa angenommen worden und werde in drei Wochen abreisen. Jetzt weißt du es.«
Danny schnaubte verächtlich. »Robin, das haben wir schon besprochen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um einen Streit über deine lächerliche …«
»Ich streite nicht«, unterbrach sie ihn. »Ich informiere dich. Wenn ihr beide mich jetzt entschuldigen würdet? Ich habe nämlich genug von euch.«
Damit verließ sie das Zimmer und zog sich an.
So. Sie hatte es getan. Sie hatte auf ihren Lebensunterhalt verzichtet, ihre Brüder verärgert, ihre Jungfräulichkeit verloren, sich das Herz brechen lassen – alles in einem Rundumschlag. Von ihrem Leben war nicht mehr viel übrig, das noch zerstört werden konnte.
Jon und Danny vermieden es in der Zeit, die Robin brauchte, um ihre Jeans und ein T-Shirt anzuziehen und die Tasche über ihre Schulter zu hängen, sich anzusehen. Robin warf Jon einen Blick zu, als sie zur Tür ging.
»Ich denke, das war’s dann wohl. Ein schönes Leben noch, Jon. Es war richtig so.«
Danny runzelte fassungslos die Stirn. »Was soll das?«
»Ich habe es nicht auf ihn abgesehen, Danny. Ich brauchte ihn nur für Sex. Mädchen haben auch Bedürfnisse. Komm damit klar.«
Als die Tür hinter ihr ins Schloss
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