Lust und Gefahr
Worte hätten fordernder geklungen und nicht so verzweifelt.
Sie wünschte, sie hätte den Mund gehalten.
Reid strich mit seinen Händen ihre Arme hinauf und legte sie um ihren Hals. Seine Daumen ruhten auf der Stelle, wo ihr Puls wie wahnsinnig hämmerte. Er lächelte sie an, und die strahlend blauen Augen, die er zu schmalen Schlitzen verengt hatte, funkelten eisig.
Wieder versuchte sie, einen Schritt zurück zu machen und sich aus seiner Umklammerung zu lösen.
»Rühr dich nicht, Baby. Ich will dich genau hier haben.« Er erhöhte den Druck auf ihre Luftröhre und hob ihr Kinn mit einem Daumen an, so dass sie gezwungen war, ihn anzusehen. »Lass uns sichergehen, dass du alles kapiert hast.« Diesmal lächelte er nicht. »Wenn du dich mit mir anlegst, musst du auch den Preis dafür bezahlen. Verstanden?«
»Verstanden«, brachte sie hervor. Und noch eindeutiger zu verstehen war die hässliche Tatsache, dass sie sich in ein scheinbar bodenloses, schwarzes Loch manövriert hatte, aus dem sie nicht mehr herauskam.
»Hier ist der Plan: Wir treffen uns vor der Bank, sobald sie öffnet. Du gibst mir alles, was sich in deinem Bankschließfach befindet. Anschließend fährst du von dort aus direkt ins Büro, reichst deine Kündigung ein, verlässt das Gebäude und …« Er drückte ihr einen brutalen Kuss auf, feucht und mit offenem Mund. »… du hältst diesen sinnlichen Mund. Wenn du dich benimmst und tust, was ich dir gesagt habe, vergessen wir, dass das alles je passiert ist. Falls nicht …« Er verstärkte seinen Griff, bis sie keine Luft mehr bekam und vor Schmerz aufstöhnte.
Als sie verzweifelt seine Hände packte, um sie zu lösen, drückte er noch fester zu. Sein Mund war zu einem Grinsen verzogen, und seine Miene wirkte entschlossen.
Zorn verdrängte Tommis Panik.
Er hat Spaß daran. Der Mistkerl! Der verlogene, kriminelle, verräterische Mistkerl!
Unvermittelt stieß er sie rückwärts in eine Ecke. Sie geriet ins Taumeln, fiel jedoch nicht. Nachdem sie sich angewidert über den Mund gewischt und endlich wieder genug Luft in ihre Lunge bekommen hatte, um zu sprechen, zischte sie: »Du bist der letzte Dreck, Reid. Und du bist dir deiner Sache viel zu sicher.« Er nahm seine Jacke, schlüpfte hinein und ging auf sie zu. Dann packte er sie am Kinn, drückte sie gegen die Wand und presste sich gegen sie. In seinen Augen, in diesem hübschen Gesicht, nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, sah sie seine Bösartigkeit aufblitzen. »Ich bin mir zweier Dinge ziemlich sicher. Du möchtest, dass dein Körper, der für Sex wie geschaffen ist, unverletzt bleibt. Und ich habe nicht vor zuzulassen, dass eine selbstgerechte Schlampe wie du mich ruiniert.« Er verdrehte schmerzhaft ihr Kinn und vergrub seine Finger in ihrer Wange. »Außerdem bin ich nicht der Einzige, für den hier einiges auf dem Spiel steht.« Höhnisch grinste er sie an und ließ von ihr ab. »Ich bin übrigens noch einer von den Netten. Vielleicht denkst du mal darüber nach.«
Als er zur Tür ging, warf er einen Blick über die Schulter und musterte sie von den Füßen bis zu ihren Brüsten. »Es hat Spaß gemacht, Smith. Wenn überhaupt, bereue ich nur eines …« Er grinste. »Dass ich nicht zwischen diese Schenkel gekommen bin, bevor du dich zwischen mich und mein Geld gestellt hast.« Damit verließ er ihre Wohnung.
Sofort rannte sie zur Tür, schloss sie hinter ihm ab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Atemlos eilte sie zum Fenster, wartete dort und zwang sich, ruhig zu werden.
Ein paar Minuten später beobachtete sie, wie sein platingrauer Jaguar durch den Regen raste und einen halben Block die Straße hinab schließlich abbog. Ihr war eiskalt. Sie ließ den Vorhang los.
Gnädig schloss er die dunkle Novembernacht aus. Tommi rieb sich über die schmerzenden Oberarme und zuckte zusammen.
Er hatte ihr weh getan.
Tommi Smith war kein Unschuldslamm. Sie hatte eine Menge Männer gedatet und dabei auch jede Menge Fehler begangen. Doch Reid McNeil war mit Abstand ihr schlimmster Fehltritt – und der einzige, der im Zorn handgreiflich geworden war. Sie hatte nicht vor, das noch einmal zu erleben.
Er hatte ihr gesagt, dass es noch andere gab. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Wenn es diese anderen tatsächlich gab, hatte sie keine Ahnung, wer sie waren und wie gefährlich sie ihr werden konnten. Bisher wusste sie nur von Reid – er hatte Gelder unterschlagen. Tommi hatte Unterlagen,
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