Lust und Gefahr
gab, war diese weit entfernt. Mac hatte das Feuer im Kamin wieder entfacht, das nun prasselte, und Tommi, die sich in einem der breiten Sessel zusammengerollt hatte, versuchte, sich auf das Buch zu konzentrieren, das sie aus seinem Regal genommen hatte.
Und noch dringender versuchte sie, den Mann zu ignorieren, der still im Sessel gegenüber saß. Den Mann, der kein Problem damit zu haben schien, sich auf die Akte zu konzentrieren, die er aufgeschlagen hatte, während die restlichen Papiere säuberlich gestapelt zu seinen Füßen lagen.
Das einzige Licht im Zimmer stammte vom Kaminfeuer und von den Lampen, unter denen sie lasen. Die einzigen Geräusche waren das Zischen und Knacken des Feuers und der Wind, der an den Fenstern zerrte.
Als Tommi den Kopf hob, um Mac ungefähr zum tausendsten Mal anzusehen, gab sie ihre kläglichen Versuche, das Buch zu lesen, auf und ließ es in den Schoß sinken.
Seit Mac vor Stunden aus seinem Schlafzimmer zurückgekommen war, mit feuchtem Haar, das sich um seine Ohren lockte, den durchtrainierten Körper lässig in frische Jeans und einen oliv-grünen Kaschmirpullover gekleidet, war sie fasziniert und versunken in jedes Detail – bis hin zu seinen Füßen, die in weißen Sportsocken steckten.
Ihre Gedanken wanderten zu den weißen Baumwollboxershorts, die er am Morgen in der heißen Quelle getragen hatte, und dem, was sich unter dem Stoff verbarg – alles für sie.
Wenn sie es wollte.
O ja, sie wollte es, sie wollte Mac. Ihr Körper erinnerte sie mit jedem verstohlenen Blick an dieses Verlangen.
In ihrer Vorstellung legte er seine Hände auf ihre Brüste, sein Mund saugte … Bei diesen anschaulichen Bildern vor ihrem inneren Auge stockte ihr der Atem. Hitze durchströmte sie, und ihr Körper wurde vor Sehnsucht nach ihm willenlos, schwach. Sie brannte vor Verlangen nach ihm. Ihr Herz, das in den vergangenen Wochen wie versteinert gewesen war, schlug höher.
Sie starrte ins Feuer. Vielleicht war sie über die Jahre zu vorsichtig geworden. Vielleicht hatte Mac recht gehabt, als er gesagt hatte, sie würde »zu viel nachdenken«. Sogar Hugh hatte ihr schon einmal vorgehalten, dass sie »wählerisch zu sein zur Kunstform erhoben hätte«.
Erneut warf sie Mac einen heimlichen Blick zu. Sie wollte ihn. Hier, wo Zeit keine Rolle spielte, an einem Ort mitten im Nirgendwo. Und sie könnte ihn haben. Sie musste nur ihre unangemessenen Erwartungen beiseiteschieben und ihn sich nehmen. Sex um des Vergnügens willen und anschließend ging jeder seiner Wege. Mac war es definitiv wert.
Sie fragte sich, was Hugh davon halten würde, wenn er wüsste, dass sein kleiner Bruder ihr Auswahlverfahren erfolgreich bestanden hatte, und lächelte beim Gedanken daran.
»Was ist so komisch?« Macs Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.
»Nichts. Ich habe nur was Lustiges gelesen.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf das Buch in ihrem Schoß.
Er reckte den Hals und warf einen Blick auf den Umschlag. »Theologie der Renaissance«, las er laut vor. »Wenn Homer Simpson nicht das Vorwort geschrieben hat, muss mir was entgangen sein.« Damit stand er auf, ging zu ihr und nahm ihr Weinglas in die Hand. Er hielt es hoch und hob fragend die Augenbrauen.
Tommi nickte. »Sicher, obwohl ich, fürchte ich, schon ein Glas zu viel getrunken habe.«
»Du hattest ein Glas, Punkt.« Er füllte ihr Glas, gab es ihr zurück und ging zum Kamin, um das Feuer anzufachen.
»Ich trinke nicht oft Alkohol. Ich bin zu, äh, anfällig.« Tommi hielt das Glas gegen die tanzenden Flammen im Kamin und trank – sie nahm keinen Schluck, sondern einen großen Zug. Es war schließlich nicht verkehrt, wenn ein Mädchen sich ein bisschen Mut antrank. »Ich habe dich beobachtet«, sagte sie. »Über den Rand meines fesselnden Buches hinweg habe ich den einen oder anderen Blick auf dich erhascht.« Nachdem sie noch einen großen Schluck genommen hatte, stellte sie ihr Glas auf den Tisch neben dem Sessel. Leer.
»Ich weiß.« Er richtete seine funkelnden Augen auf sie. »Ich habe dich auch beobachtet.«
»Und geduldig gewartet?«
»Gewartet, ja. Geduldig? Nein.« Der Blick, den er ihr zuwarf, war heißer als das prasselnde Feuer.
»Dann wird es dich freuen zu hören, dass das Warten ein Ende hat.«
Er legte seinen Kopf leicht schräg und nippte an seinem Wein.
»Ich habe entschieden, dass deine Idee ein brillanter Weg ist, um sich die Zeit zu vertreiben.« Sie erhob sich und machte sich daran, die beiden Leselampen
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