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Lust und Gefahr

Lust und Gefahr

Titel: Lust und Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Noble & E. C. Sheedy & Shannon McKenna , Cate Noble , E. C. Sheedy , Shannon McKenna
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bräuchte sie Jon Amendolas Zustimmung, was ihre Berufswahl anging. Von ihm brauchte sie etwas ganz anderes. Etwas ganz Besonderes.
    Wieder lächelte sie sich im Spiegel zu. Es wirkte angespannt, falsch. Ängstlich. Ihr Lächeln erstarb, und in diesem nackten, schwachen Moment sah sie etwas anderes in dem Spiegel aufblitzen. Ihre Zukunft. Das Gesicht einer Frau. Älter, erfahrener. Auch verletzbarer, doch auf eine andere Art und Weise – auf eine tiefere, echtere Art.
    Ihr wurde klar, wie anders ihr Leben sein würde, wenn sie die schützende Hülle, in der sie bisher gelebt hatte, verlassen würde. Normalerweise machte sie ihre Brüder für diese Schutzmauern verantwortlich, aber sie selbst hatte genauso dazu beigetragen, sie zu errichten und aufrechtzuerhalten.
    Sicherlich hatte sie sich – unbedroht von der Außenwelt – sehr gut auf ihre Ziele konzentrieren können. Und sie war geborgen gewesen.
    Doch inzwischen war ihr diese Hülle zu klein geworden. Sie scheuerte und kniff. Sie verspürte Druck von innen, wie sie auch Druck von außen wahrnahm. Und dieser Druck zerstörte sie.
    Sie wollte eine Herausforderung wie den Circo della Luna Rossa nicht mit einer Last wie diesem innerlichen Kampf beginnen, der sie behinderte.
    Wenn sie jedoch erst einmal den Bann gebrochen und die Schutzmauern eingerissen hätte, wäre alles anders. Es gäbe kein Zurück mehr. Sie wäre draußen in der Kälte, wo der Wind peitschte und die Wölfe heulten. Wo alles passieren konnte. Brrr.
    Es schauderte sie. Aber sie atmete tief durch und straffte entschlossen die Schultern. Das hier war nicht die Zeit, um zu kneifen. Abgesehen davon war Jon vielleicht ein Wolf, ja – aber ganz sicher kein typischer. Er war haargenau der richtige Wolf für diese Aufgabe. Und diese günstige Gelegenheit, einen Versuch bei ihm zu wagen, würde so schnell nicht wiederkommen. Sie und Jon, ganz allein mitten in der Ungestörtheit der Cascade Mountains …
    Der Schauer, der sie nun durchzuckte, war anders – es war ein aufregendes, erwartungsvolles Prickeln.
    Genug jetzt. Diese »kleine« Pause zog sich mittlerweile so lange hin, dass es schon unprofessionell war. Sie musste sich schleunigst wieder an ihren Arbeitsplatz begeben, bevor Eliza wütend wurde.
    Danny kam vorbei, als sie sich gerade wieder gesetzt hatte. Seine Miene war wie immer grimmig und entschlossen. »Kommst du heute Abend zu Mac und Jane zum Dinner?«, bellte er.
    Sie blinzelte. »Äh … nein. Sorry. Keine Zeit«, schwindelte sie. »Ich habe heute Nachmittag einen Kindergeburtstag nach dem anderen und am Abend einen Commedia-dell’Arte-Kurs. Das wird spät. Sehr spät.«
    Danny schnaubte und widmete sich wieder seinen wichtigen Geschäften als leitender Finanzmanager der Firma. Beide Brüder waren so. Der Begriff »Alphatier« konnte sie nicht einmal ansatzweise beschreiben.
    Sie lehnte sich zurück und merkte, dass sie zitterte. Zweifel stürmten auf sie ein. Jon hatte am Telefon erklärt, dass er im Augenblick kein unterhaltsamer Gesprächspartner sei. Und er hatte gesagt, dass er bis zum Hals in der Scheiße gesteckt habe. Er hatte furchtbar niedergeschlagen geklungen. Vielleicht wäre er gar nicht so begeistert, sie zu sehen.
    Ja, das war genau die Art von feigem, mutlosem Grübeln und Zaudern, das fünfundzwanzigjährige Jungfrauen hervorbrachte.
    Es hieß: jetzt oder nie. Wenn er sie davonjagte, würde sie damit fertig werden. Möglicherweise würde sie zunächst in ein tiefes Loch fallen und wäre am Boden zerstört. Aber dann würde sie die rote Nase wieder aufsetzen und weitermachen.
    Jon zog die Handbremse seines Pick-ups an und lehnte sich auf dem Fahrersitz zurück. Er fühlte sich leer. Draußen dämmerte es bereits. Er sollte sich beeilen, wenn er nicht im Dunkeln auspacken wollte. Aber er hatte verdammt noch mal nicht die Energie dazu.
    Der Geddes-Fall war ihm nahegegangen. Warum, wusste er nicht. Über die Jahre hatte er schon an einigen entsetzlichen Mordfällen gearbeitet, doch dieser Fall hatte ihn beinahe zerstört. Sich in das kranke Hirn dieses Täters zu versetzen hatte ihn vollkommen zerrüttet.
    William Geddes, der »Vogelei-Mann«. Man hatte ihm diesen Namen gegeben, weil er seinen Opfern das bläuliche Ei eines Rotkehlchens in den Mund gelegt hatte – nachdem er sie so quälend langsam ermordet hatte, dass es die Vorstellungskraft eines normalen Menschen überstieg. Soweit sie wussten, hatte er fünf Mädchen im Alter von achtzehn bis zweiundzwanzig

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