Lust und Gefahr
Resultat war entsetzlich. Zu fürchterlich, um darüber nachzudenken. Zu beschämend, um es zuzugeben.
Sie war Jungfrau. Mit fünfundzwanzig. Und sie hatte es allmählich satt.
Sie war sich nicht sicher, wie es dazu gekommen war. Denn eigentlich war sie nicht der jungfräuliche Typ. Und es war weder eine Entscheidung aus moralischen Gründen noch aus einer Lebenseinstellung heraus. Soweit sie wusste, hatte sie auch keine Komplexe. Sie besaß stapelweise romantische und erotische Bücher. Und sie wusste, wie sie sich selbst verwöhnen konnte.
Es war eher eine Sache von schlechtem Timing, zu viel sportlichem Training und dem guten alten Pech. Ein paar Mal hatte sie schon kurz davorgestanden – doch jedes Mal hatte sie in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht. Sie war nicht sicher gewesen, ob es der richtige Moment, der richtige Mann war. So hatte sie nie das Eis gebrochen, und das Eis wurde langsam immer dicker und … tja, Mist. Der Zustand war unhaltbar.
Wie sie annahm, lag ihre Jungfräulichkeit auch zu einem großen Teil daran, dass sie sich immer vorgestellt hatte, ihr erstes Mal mit Jon zu erleben. Zwar machte sie sich keine Illusionen darüber, dass er sich in sie verlieben könnte oder etwas ähnlich Albernes, aber trotzdem. Es wäre toll, wenn der Mann, von dem sie seit der Pubertät träumte, ihr die Ehre erweisen würde.
Also sollte sie sich besser beeilen, bevor er sich noch eine andere Freundin nahm. Was nie lange dauerte … Jon hatte ständig eine Frau an seiner Seite. Er vernaschte die Frauen wie Popcorn. Was jedoch noch schlimmer wäre: Er könnte wieder heiraten. Seine Hochzeit mit Vicki, der blonden Sexbombe, hatte Robin das Herz gebrochen. Die darauf folgende schmutzige Scheidung hatte es allerdings sofort wieder repariert.
Sie verließ die Kabine und betrachtete ihr Spiegelbild. Danny und Mac gefiel es gar nicht, wenn sie ihren Nabel zeigte, und deshalb legte sie großen Wert darauf, genau das zu tun. Trotzdem waren die Bluse und der Minirock, die sie trug, bei weitem nicht glamourös genug – nackter Bauchnabel hin oder her. Sie musste sich etwas Besseres einfallen lassen als das.
Außerdem war sie heute Morgen zu sehr in Eile gewesen, um etwas Interessantes mit ihren Haaren anzustellen, das ihre Brüder störte. Sie hatte ihr braunes Haar lediglich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Für das, was sie vorhatte, würde sie ihr Haar allerdings offen tragen – sexy …
Kritisch betrachtete sie ihre Figur im Spiegel. Sie hatte sich wie eine Verrückte geschunden, um fit für das Circodella-Luna-Rossa-Ausbildungsprogramm zu werden, also gab es körperlich gesehen nichts auszusetzen. Sie war rank und schlank und achtete auf sich. Glücklicherweise hatte sich das Training positiv auf ihren straffen Bauch und die Brüste ausgewirkt. Ihre Brüste waren vielleicht nicht besonders groß, aber sie waren fest und aufgerichtet und taten ihre Pflicht, den BH auszufüllen und die Blicke der Männer auf sich zu lenken. Jon hatte bisher jedoch noch keinen Blick auf ihren Busen riskiert. Also würde sie etwas Durchscheinendes tragen und ihre Brüste einsetzen. Es war auch an der Zeit, dass sie sich endlich auszahlten.
Probehalber lächelte sie und versuchte sich vorzustellen, was Jon sehen würde. Hm. Sie wusste, dass sie objektiv gesehen ziemlich süß war – vor allem, wenn sie noch etwas Make-up auflegte. Doch noch immer sah sie über ihrem jetzigen Gesicht ihr plumpes, altes Gesicht – trotz aller Veränderungen. Sie sah die Brille, die sie durch Kontaktlinsen ersetzt hatte. Die buschigen, zusammengewachsenen Augenbrauen, die mittlerweile in Form gezupft waren. Die schiefen Zähne, die jetzt glücklicherweise gerade waren. Und sie sah ihre peinlichen Gefühle – die sich auf ihrem Gesicht widerspiegelten, damit jeder sie sehen und bestaunen konnte.
Das war einer der Gründe, warum sie Clown hatte werden wollen. Emotionen mit einem Gesichtsausdruck transportieren zu können war dabei ein echter Gewinn. Mienen konnten nicht übertrieben genug ausfallen und mussten eindeutig zu lesen sein. Sobald sie die rote Nase aufsetzte, veränderte sich etwas in ihr und machte sie frei wie einen Vogel. Sie gab ihr Bestes, und die Leute lachten. Wundervoll.
Danny und Mac verstanden das jedoch nicht. Ob Jon es könnte?
Schließlich war er Polizist. Es war ein düsterer, tougher, ernster Job. Vermutlich kam es ihm dumm und albern vor, dass jemand ein Clown sein wollte. Aber hey. Es war ja nicht so, als
Weitere Kostenlose Bücher