Lustig, lustig, tralalalala
weder mit lügender Vorzimmertussi noch mit Operettenkarten-Lackschuh-Lars herumschlagen, denn die tollste Frau der Welt ist direkt dran.
«Mein Gott, Flo, geht es dir besser? Ich habe mir ja schon solche Sorgen gemacht!»
Wie süüüß!!!
«Also, na ja, das war doch alles halb so wild.»
«Halb so wild? Einen Schlaganfall nennst du halb so wild? Deine Kollegin sagte gestern, der Arzt hätte gemeint, du wärstdem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen und ich solle dich deshalb auch auf keinen Fall anrufen.»
Ich glaub es ja wohl nicht. Heike, die Schlange!
«Äh, ja, zum Glück war es wohl nur ein ganz leichter Schlaganfall. Bisschen zu viel Stress.» Und zu viel Gucci.
«O Gott, ja! Alles meine Schuld! Das waren ja auch alles Fremde für dich, und ich hatte keine Zeit, mich ausreichend um dich zu kümmern. Da war aber auch was los!»
Denke spontan, dass sie aber offenbar ausreichend Zeit hatte, sich von Leif vollsabbern zu lassen, sage aber nichts dazu. Sie ist auch noch nicht fertig mit mir.
«Und dann noch das fehlende Nikolausgeschenk.»
Zucke zusammen und will gerade damit loslegen, dass es mir unendlich leidtäte, kein Geschenk für sie gehabt zu haben, dass ich diesen Tag aber, im Grunde genommen, auch nicht so wichtig fände, schließlich läge Weihnachten ja noch vor uns und da würde man sich ja ohnehin noch etwas schenken. Doch sie unterbricht mich.
«Nein, Flo, sag jetzt nichts. Ich wurde von meinen Kollegen dermaßen beansprucht, dass ich nicht dazu gekommen bin, dir dein Geschenk zu geben. Das ist unverzeihlich! Aber jetzt musst du erst mal wieder vollständig gesund werden.»
«Also eigentlich fühle ich mich schon wieder sehr gut.»
«Wirklich?»
«Wirklich! Ich könnte Bäume ausreißen.»
«Ach, toll. Wollen wir dann vielleicht morgen Abend gemeinsam ins Kino gehen? Ich besorge die Karten. Und am Abend bekommst du dann auch dein Geschenk. Versprochen!»
«Tja, äh … und du bekommst deins.»
«Ach, Flo, du bist sooo süß!»
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Im Geiste hämmere ich mit dem Kopf auf die Tischplatte. Mist! Jetzt kann ich losziehen und ein Nikolausgeschenk kaufen. Irgendetwas in der Größenordnung zwischen einem Brillantring und einer Kreuzfahrt.
15 Uhr 30. Kann eher Feierabend machen und gehe sofort auf die Suche nach Geschenk. Keine Chance. Will mich finanziell nicht schon am Anfang des Monats verausgaben, immerhin muss ich mich zum Heiligen Abend ja noch steigern.
Fahre auf dem Heimweg deshalb noch schnell im Secondhandladen vorbei, um zu fragen, ob ich Lederhose zurückgeben kann. Der Typ, der dort arbeitet meint aber, dass ginge nicht, schließlich hätte ich sie ja getragen. Was ist denn das bitte schön für eine Logik? Bekomme Ärger, als ich ihn kleinkarierten Verkäuferspießer nenne. Er sei der Inhaber und ich ab sofort der, der Hausverbot hätte.
16 Uhr 41. Habe immer noch keine Idee für Nikolausgeschenk. Bin ziemlich gestresst. Hoffe, ich bekomme keinen Schlaganfall. Fühle mich aufgrund missglückter Party und Gucci-Konkurrenz extrem unter Druck. Werde mich von nun an mehr ins Zeug legen müssen, damit Weihnachten für Lena zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.
18 Uhr 01. Immer noch kein Geschenk.
18 Uhr 55. Immer noch kein Geschenk, weiß aber zumindest schon mal, was ich nicht will: Irgendetwas, das den Rückschluss zulässt, ich hätte es auf den letzten Drücker erstanden!
20 Uhr. Mist! Die Läden schließen schon! Was ist denn das für ein Käse, ist das auch neu?! Ausgerechnet jetzt, wo ich endlich zwei Geschenkideen in der engeren Auswahl habe:
Erzgebirgischer Holzengel in Lederhose
Erzgebirgischer Holzengel im Gucci-Kostüm
20 Uhr 12. Verwerfe beide Geschenkideen wieder, da sie mir nicht exklusiv genug sind. Ich meine, ich trete immerhin gegen eine Operettenkarte ( 28 € ), ein Buch über die hippsten Hotels ( 25 € ), eine Doppel-CD ( 32 € ) und einen silbernen Armreif ( 185 € ) an. Die muss ich alle toppen, was wiederum am einfachsten wäre, wenn ich ein Geschenk im Gesamtwert von 270 € auftreiben könnte. Andererseits erscheint mir das kaltblütig geplant und lässt den Rückschluss zu, ich hätte mein Nikolausgeschenk erst NACH besagtem Geburtstagsabend besorgt. Harrr, verzwickt.
21 Uhr 45. Schon im Bett! Bin komplett erledigt und heilfroh, dass ich bald zwei Drittel der Weihnachtszeit geschafft habe. Bei dem Wirbel, den Lena bereits jetzt in meinem Leben verursacht, kann ich
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