Lustig, lustig, tralalalala
erkannt zu haben. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich die Feiertage mit ihr bereits generalstabsmäßig durchgeplant habe. Nicht nur was die exquisite DV D-Auswahl anbelangt.
«Nicht doch, Süße. Jetzt bist du doch sozusagen meine Familie. Ich bleibe natürlich hier.» Konnte beobachten, wie Lena erleichtert nickte, und bekam warmes Gefühl in der Magengegend. Die tollste Frau der Welt möchte unbedingt gemeinsam mit mir Weihnachten feiern! Superglücklich!
Beeilte mich dann, das Gespräch wieder von meinen Eltern weg auf das bevorstehende Ereignis Tannenbaumschlagen zu bringen. Dabei erfuhr ich, dass wir nicht allein und romantisch durch den Wald stapfen würden, wo ich – auf mich gestellt und nur mit der Kraft meiner Oberarme und der Liebe in meinem Herzen – der Angebeteten einen Baum zu Füßen legen würde, sondern dass die Aktion offenbar anders geplant war. So anders, dass ich gut daran getan hätte, sofort wieder umzukehren.
Ein Mandant der Kanzlei lädt jedes Jahr traditionell zu diesem geselligen Ereignis ein, bei dem, laut Lena, das eigentliche Tannenbaumschlagen gar nicht so sehr im Vordergrund stünde, sondern vielmehr das gesellige Beisammensein. Bei Glühwein- und Bratwurstverkostung – ein echtes Erlebnis!
Erste Zweifel, die Geselligkeit des bevorstehenden Tages betreffend, kamen mir, als wir am Zielort auf den hoffnungslos überfüllten Parkplatz einbogen. Und als Lena dann mit freudig erregter Stimme und erhobenem Zeigefinger auf einen Porsche Cayenne deutete und «Guck mal, Leif ist auch schon da» zwitscherte, kamen mir die Tränen wurde mir regelrecht schlecht.
Dann ging auf einmal alles sehr schnell. Sabber-Leif und dieGucci-Jünger (die heute laut aufgesticktem Wappen am Jackett
Ralph Lauren
trugen) erwarteten uns (Lena) bereits und hatten auch schon einen fachmännischen Blick auf den Tannenwald geworfen. «Rechts rüber, da sind die
Nordmanntannen
. Ihr wollt doch eine
Nordmanntanne
, oder?»
«Ja, wollen wir, nicht wahr, Flo?», flötete die tollste Frau der Welt, ließ mir aber keine Zeit für eine Antwort. Hätte mich gern als Baumkenner vor dem Herrn geoutet.
Wieso Nordmann? Wie lauten die Alternativen? Wie verhält sich das kostenmäßig, und wäre es nicht umweltfreundlicher, einen Plastikbaum zu besorgen, den man die kommenden zwanzig Jahre benutzen kann?,
waren bloß einige der Fragen, die ich mir deshalb nur im Stillen stellte.
«Äh, ja. Klar. Nordmann. Was denn sonst», sagte ich stattdessen und fühlte, wie in mir langsam die Galle überkochte.
«Also dann, los geht’s! Ihr seid ja mächtig spät dran. Nicht, dass wir am Ende keinen guten Baum mehr abbekommen!»
Überlegte daraufhin, ob man wohl in der I T-Branche tätig sein muss, um errechnen zu können, dass Tannenbaumfelder bis zum Horizont geteilt durch etwa hundert parkende Wagen für jeden mehr als 4,5 Tannenbäume ergeben würden. Und warum, zum Geier, hatte der Sabberspacken nicht einfach schon angefangen, sein Holz zu hacken?
«Weißt du», setzte Leif, der Baumkenner, zu einer Erklärung an und legte mir dabei in Großvatermanier seinen Arm um die Schulter, «unsere süße Lena hat wegen ihrer kleinen Wohnung ja keine große Auswahl an gutgewachsenen Bäumen. Aber sicher hast du (großväterlicher Seitenblick zu mir) eine coole Wohnung, in der ihr einen richtigen Baum stellen könnt, nicht wahr?» Worauf du einen lassen kannst.
«Ach», machte die tollste Frau der Welt mit einem Seufzen mein Loftbesitzerimage zunichte, «Flos Wohnung ist leiderauch nicht sehr viel größer als meine, aber sie ist besser geschnitten. Wir werden also schon etwas Passendes finden, nicht wahr, Schatz?»
Leider auch nicht viel größer?
Bislang war es noch jeder Frau recht, wie ich wohne. Gut, es sind nur zwei Zimmer, aber ich wüsste auch ehrlich gesagt gar nicht, was ich mit mehr Platz machen sollte. «Natürlich finden wir etwas Passendes», knurrte ich betont zuversichtlich und schüttelte nebenbei Leifs Arm ab, der sich für meinen Geschmack zu dicht an meiner Kehle befand. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wie schwer es werden würde, meiner Aussage Taten folgen zu lassen. Etwas anderes waberte nämlich noch tonnenschwer durch mein Unterbewusstsein. Kaum dass sich unser illustres Grüppchen aufteilen musste (Tannen für Lofts stehen links auf dem Acker, die für Zwergenbehausungen rechts), hakte ich bei
unsere süße Lena
nochmal nach: «Heißt das etwa, der Baum
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