Lustig, lustig, tralalalala
ich sogar ein Glückspilz. Denn im Gegensatz zu Lena, in deren Leben es pro Jahr offenbar nur 24 besinnliche Tage, nämlich die Weihnachtstage, gibt, beginnt für mich ab heute die schöne Zeit. 341 Tage, die wir wunderbarbesinnlich verbringen können. Mit DV D-Gucken zum Beispiel. Werde gleich mal eine kleine, exquisite Sammlung zusammenstellen.
Mia Morgowski
wurde in Hamburg geboren, studierte Mode- und Graphikdesign und hat viele Jahre in verschiedenen Hamburger Werbeagenturen gearbeitet. Später arbeitete sie freiberuflich für eigene Kunden und schrieb nebenbei ihren ersten Roman. 2008 erschien «Kein Sex ist auch keine Lösung», der sich bereits 150 00 0-mal verkaufte und zurzeit verfilmt wird. Die Fortsetzung «Auf die Größe kommt es an» erschien im März 2010. Mia Morgowski lebt mit ihrem Mann in Hamburg-Ottensen und sucht eine neue Wohnung in Eimsbüttel, in der Hundehaltung erlaubt ist.
Dietmar Bittrich
Szenen aus dem Stadttheater
W er ins Theater geht, muss leiden. Normalerweise. Regisseure und Autoren möchten ihr Publikum aufrütteln, verstören und ermahnen. Jeden Abend sollen die Zuschauer verunsichert nach Hause gehen und ihr Leben überdenken. Nur nicht zur Weihnachtszeit. Da ist Entspannung erlaubt, Freude, Entzücken, Genuss. Da gibt es auf einmal Stücke, in denen die Welt noch in Ordnung ist. Wie herrlich! Es sind die Weihnachtsmärchen. In ihnen siegt das Gute. Manchmal.
An einem regnerischen Dezemberabend saß ich mit Konrad zwischen plappernden Kindern und aufgeschlossenen Eltern im Stadttheater. Die Wandleuchter waren mit Lametta behängt, Sterne leuchteten von gerafften Gardinenstoffen, und auf dem purpurnen Vorhang glitzerte ein Winterwald. Wir saßen in einem Konzert aus Rufen und Quengeleien und dem Klappen von Sitzen, das untermalt war vom Knistern Hunderter Bärchentüten und dem begleitenden raumfüllenden Schmatzen.
Ein Mann im Nikolauskostüm trat vor den Vorhang.
«Der Intendant», raunte die Mutter des kleinen Mädchens neben uns. «Er macht es immer so stimmungsvoll.»
Der weihnachtliche Intendant erklärte den Kindern, es gehe nun geradewegs hinein in das Märchenzauberland. Unddieses Land sei so beschaffen, da verwandele sich immer ein Märchen in das nächste, wie durch Zauberhand. In der Zeitung hatte es nüchterner geheißen, es handele sich um eine Revue der beliebtesten Märchenszenen, um ein
Best of
der Brüder Grimm.
«Vieles werdet ihr erkennen», versprach der Intendant. «Und diejenigen von euch, die alle Märchen erkennen, die also jedes Mal richtig raten, die bekommen am Ende eine Überraschung! Von mir! Vom Weihnachtsmann!»
Unsere Nachbarin nickte uns streng zu wie den Konkurrenten in einem sportlichen Wettbewerb. Der Vorhang öffnete sich. Wir sahen eine Prinzessin um einen Brunnen aus Pappmaché hüpfen. Sie warf einen goldenen Ball in die Luft und gleich darauf in den Brunnen. «Oh! Mein goldener Ball! Ist er verloren?»
Sie rang die Hände und setzte sich auf den Brunnenrand. «Froschkönig!», riefen die allerklügsten der kleinen Kinder, auch das Mädchen neben uns. Konrad nicht. Die Prinzessin nickte stumm und wrang ihr Taschentuch aus. Schon tauchte aus dem Brunnen ein beachtlicher Frosch empor. Statt einer goldenen Krone trug er eine rote Weihnachtsmütze, doch er versprach, den goldenen Ball zu holen, wenn die Prinzessin ihn nur heiraten wolle. Ja, sicher, doch, das wollte sie. Aber als er gleich darauf mit Gold im Maul wieder emportauchte, entriss sie ihm den Ball und lief davon.
«Nein, du musst ihn heiraten!», riefen die Kinder. «Er ist ein Prinz!» Die Prinzessin hörte nicht. «Das ist ein Prinz!», riefen die Kinder. Der dicke Frosch watschelte hinter ihr her. «Du musst ihn küssen!», riefen die Kinder. Die Prinzessin starrte den Frosch an. An die Wand werfen konnte sie ihn nicht. Er war zu schwer. Also küsste sie ihn. Blitz und Donner, Nebelschwaden.Aber da stand kein Prinz. Der Frosch hatte sich in den Weihnachtsmann verwandelt! Die Kinder jubelten. Die Prinzessin schien ein wenig überrascht.
Unsere Nachbarin nickte uns zu. «Der Intendant hat immer diese lustigen Ideen.»
«Heute, Kinder, wird’s was geben!», versprach der Weihnachtsmann. «Aber was? Was, meine holde Prinzessin, möchtest du essen zu unserem Hochzeitsmahl? Karpfen? Gänsebraten? Milchzicklein?» Die Prinzessin wirkte ein wenig ratlos. Entweder war die Szene nicht genügend geprobt worden, oder der Dialog hätte anders ablaufen sollen.
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