Lustig, lustig, tralalalala
auf. «Bist du es, Rotkäppchen?» – «Richtig geraten», sagte der Wolf und trat ein. Großmutter erschrak: «Aber Rotkäppchen, was hast du für große Ohren!» – «Das ist nur ein Kostüm», sagte er und zog es aus. «Ich bin der Weihnachtsmann.»
Die Schauspielerin der Großmutter war auf dieses Stichwortnicht vorbereitet. «Aber was hast du für große Hände?», fragte sie stur. – «Das ist nun mal so», sagte er und stülpte ihr einen Sack über den Kopf. «Und jetzt Ruhe.»
Einige Kinder, angestachelt von ihren begleitenden Großeltern, protestierten vergeblich. Auch neben uns wurden Bedenken geäußert. Während die Großmutter sich kraftlos wehrte, steckte der Weihnachtsmann sie in den Wolfspelz, zog den Reißverschluss zu und legte diesen neu gefüllten Wolf ins Bett. Sie hustete bellend. «Ja, sehr gut!», lobte er. «Das klingt echt.»
Nun trat Rotkäppchen ein. «Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!» – «Das kannst du dir sparen, sie kann dich nicht hören», antwortete der Weihnachtsmann. – «Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!» – «Sie kann dich auch nicht sehen», sagte er. «Um es kurz zu machen: Ich bin am Haus vorbeigekommen und habe so ein Schnarchen gehört, da habe ich gedacht, Mensch, der Alten fehlt vielleicht was, und trete ein. Na, da liegt der Wolf im Bett und schnarcht. Ich denke: Hat der sie etwa gefressen? Und schneide ihm den Wams auf, und ja, tatsächlich, da ist die Großmutter drin! Hier!» Er zog den Reißverschluss des Wolfkostüms auf. «Bitte sehr: Sie lebt noch!»
Rotkäppchen stand sprachlos da. Zweifellos hatte die Darstellerin den Wortwechsel auf der Probe anders gelernt. Der Weihnachtsmann kam ihr zu Hilfe. «Du willst jetzt sicher wissen, wie du es mir danken kannst», vermutete er. Rotkäppchen nickte unsicher.
«Dann gib mir einfach deinen Korb mit dem Kuchen und dem Wein», fuhr er fort. «Das soll mir genug sein.» Kurz entschlossen nahm er ihr den Korb aus der Hand und verließ die Szene. «Ach, noch etwas», rief er, während die Bühne sich zu drehen begann. «Wenn die Großmutter rausgeklettert ist, rate ich dir,den Bauch des Wolfs mit Wackersteinen zu füllen. Sonst frisst er euch am Ende doch!»
Der Weihnachtsmann trat an die Rampe. «Keine Angst, ihr lieben Kinder», sagte er. «Jetzt habe ich mein Zicklein, ich habe meinen Kuchen, meinen Wein. Jetzt gehe ich zurück zur Prinzessin, auf mein Schloss, jetzt kehre ich heim.»
Doch das war nicht möglich. Das Schloss war überwuchert von üppigen Rosenhecken. Selbst an den Türmen rankten sich Blüten und Dornen empor. «Prinzessin!», rief der Weihnachtsmann. Alles blieb still. «Prinzessin! Lass dein goldenes Haar herunter!» Die Mutter neben mir beugte sich flüsternd zu ihrer Tochter. «Rapunzel!», kreischte das Mädchen. «Das ist nämlich nicht leicht», erklärte mir die Mutter. Nun fielen auch andere ein. «Rapunzel! Rapunzel!»
Stattdessen betrat eine verschleierte Dame die Bühne. «Die Prinzessin hat sich an einer Spindel gestochen», erläuterte sie. «Sie ist in einen tiefen Schlaf versunken. Dann wuchs die Hecke riesengroß. Du musst über die Dornen klettern und sie wieder wecken, durch einen Kuss.»
«Dornröschen!», schrien alle, auch die allerkleinsten Kinder. Konrad nicht; er hatte sein Pulver verschossen. «Weck sie auf! Du musst sie wecken!», riefen die Kinder. «Du musst rüberklettern!»
Der Weihnachtsmann kratzte hier, schabte dort, nahm eine Rosenschere aus dem Mantel und pikte in die Pappe. «Tut mir leid», gab er schließlich bekannt. «Das ist mir zu stachelig!» – Die Fee war nicht vertraut mit dieser Wendung. Sie sprach streng: «Aber du musst die Hecke überwinden! Wenn du es nicht tust, muss die Prinzessin hundert Jahre schlafen!» – «Es gibt ja noch andere Frauen», meinte er zuversichtlich.
Die Unruhe im Publikum wuchs. Von den Müttern warMurren und Protest zu vernehmen. Die Fee wandte sich zum Souffleurkasten. Von dort kam nichts, oder sie konnte es nicht hören, weil die Kinder forderten, der Weihnachtsmann müsse sofort Dornröschen küssen.
Stattdessen trotteten auf seinen Wink hin sieben Zwerge aus den Kulissen. Sie trugen einen gläsernen Sarg. Darin lag ein blasses Mädchen mit schwarzem Haar.
«Das, mein Kleiner», sprach die Mutter neben uns und beugte sich zu Konrad, «ist Schneewittchen. Sag mal deinem Papi, er soll dir das vorlesen.» Die Kinder riefen es schon. Die Zwerge setzten gerade umständlich zum
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