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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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«Milchzicklein?», wiederholte sie ungläubig.
    «Na schön, in Ordnung, Milchzicklein», bestätigte der Weihnachtsmann. «Das kann ich besorgen. Dazu muss ich allerdings in meinen Wolfspelz schlüpfen.» Den holte er unter Bravos und Beifall aus seinem Jutesack. «Ach, und zum Nachtisch?», fragte er die Prinzessin, während er sich in das Wolfskostüm zwängte. «Kuchen vielleicht? Und ein wenig Wein?»
    Die Prinzessin nickte stumm. Ihr fiel nichts mehr ein. Doch das war auch nicht nötig. Es gab einen Ruck, die Bühne setzte sich in Bewegung, und der dicke Weihnachtswolf tappte schwerfällig an der Rampe auf und ab, während die Bühne sich drehte. Einige kleine Kinder mussten angesichts der räudigen Kreatur beruhigt werden.
    Schon öffnete sich ein bescheidenes bäuerliches Zimmer. Der Wolf hob das Haupt und schnupperte. Die Tür sprang auf. «Rotkäppchen!», rief Konrad etwas voreilig. Sieben Ziegen, von Kindern gespielt, hüpften zur Tür herein. «Der Wolf und die sieben Geißlein!», rief das Mädchen neben uns. «Sie müssen Ihrem Sohn mehr vorlesen», belehrte mich die Mutter.
    Jetzt klopfte der Wolf an die Tür des Geißlein-Häuschens.«Oh, wer mag das sein?», riefen die sieben Geißlein. «Hoffentlich nicht der große böse Wolf!»
    «Ich bin’s, eure liebe Mutter!», rief eine beleidigend schlecht verstellte Männerstimme. «Oh, unsere liebe Mutter!», riefen die Geißlein. «Nein! Nein!», schrien die Kinder im Publikum. Die sieben Geißlein ließen sich nicht abhalten: «Schnell! Öffnen wir unserer Mutter die Tür!» – «Nein, es ist der Wolf!», schrien die eifrigsten Kinder. «Der Weihnachtsmann!», rief Konrad.
    Die Mutter des kleinen Mädchens musterte mich ernst.
    Zu spät stoben die Geißlein auseinander. Grimmig griff sich der Wolf das erste und zog ihm einen Sack über den Kopf, schleifte das zweite hinter einem Stuhl hervor, das dritte unter dem Sofa. Jedes der sechs wurde gefangen und in einen Sack gesteckt. Einige Kinder im Publikum weinten und bekamen Schokolade zum Verschmieren der samtenen Sitze.
    «Und das siebente?», fragte der Wolf. «Hier wohnen doch sieben Geißlein? Bisher habe ich nur sechs!» Er trat an die Rampe: «Wisst ihr, wo das siebente ist?» Einige Kinder wollten sofort damit herausplatzen, doch die Eltern zischelten: «Scht!» Der Wolf klappte seine Schnauze über den Kopf, sodass Rauschebart und rote Mütze sichtbar wurden. «Ihr braucht keine Angst zu haben, ich bin’s doch, der Weihnachtsmann! Na? Wo ist das siebente Geißlein?»
    Ich konnte Konrad nicht bremsen: «In der Uhr! Es ist in die große Uhr gekrochen!» Er hatte recht, doch es war blamabel. «Petze!», zischte das kleine Mädchen neben uns. Seine Mutter lächelte in spöttischem Mitleid. Der Wolf klappte zufrieden seine Schnauze herunter: «Danke, mein Junge!» Ging stracks zur Standuhr, öffnete sie und griff sich das siebente Geißlein. «So, ihr dürft wieder spielen!», sagte er zu den anderen sechs und nahm ihnen die Säcke vom Kopf. «Dieses hier sieht amleckersten aus, das reicht für die Prinzessin und mich! Nun brauche ich nur noch Kuchen und Wein!» Mit dem siebenten Geißlein im Sack, unter Gekreisch der Kinder, begab er sich auf den Weg.
    Hinter mir klirrte eine Flasche zu Boden. Ihr schäumender Inhalt umspülte kurz meine Schuhe, bevor er die leichte Schräge abwärts zur Bühne rann.
    Dort trat nun ein Mädchen in Tracht auf. Es hatte dunkle Haare und ein blasses Gesicht und hätte ganz gut einen giftigen Apfel essen können. Wohl deshalb und gestärkt durch die gute Zusammenarbeit mit dem Wolf, vermutete Konrad: «Schneewittchen!»
    Grinsende Eltern vor uns drehten sich um, umsitzende Kinder krähten vor bösem Vergnügen. Die Mutter rückte ab, um nicht für unsere Verwandte gehalten zu werden. «Rotkäppchen!», riefen alle, denn das Mädchen spazierte mit einem Korb in der Hand die Rampe entlang und pflückte unsichtbare Blumen. Ich beschloss, Konrad zum Fest ein leicht fassliches Märchenbuch zu schenken und es Punkt für Punkt mit ihm durchzugehen.
    Der Wolf sprach Rotkäppchen an. Was es da im Korb habe? Kuchen und Wein? «Ah ja, perfekt.» Und wohin es gehen solle? Zur Großmutter? «Aha. Danke!» Er trabte zufrieden weiter, der sich öffnenden Szene entgegen. Einige Kinder wollten aufs Klo. Die Eltern tuschelten, gerade jetzt werde es spannend. Wir sahen Großmutters Waldhaus von innen. Die alte Dame lag im Bett. Der Wolf klopfte an. Großmutter richtete sich schwächlich

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