Lustig, lustig, tralalalala
der, und beide kicherten, bis sie bemerkten, dass sie gerade mit bösen Blicken förmlich aufgespießt wurden.
«Es reicht, ja? Ich verwende sehr viel Zeit für mein Aussehen, und ich sehe verdammt gut aus!»
«Habt ihr euch nun beruhigt?», schaltete sich die Stimme wieder ein.
«Oh, sie ist wieder da!», wisperten alle durcheinander. «Seid doch mal still. Hören wir erst mal, was sie zu sagen hat.
«Wenn ich gewusst hätte, wie anstrengend das wird, hätte ich den Job hier nicht übernommen. Meine Güte …», hörte man die Stimme zischeln. Dann erhöhte sie die Lautstärke wieder um einige Dezibel und fuhr fort: «Ihr seid hier nicht grundlos auf einen Haufen zusammengewürfelt worden. In den Straßen herrscht Hektik, und obwohl die Menschenmassen sich fast täglich um ein Plätzchen raufen, ist doch jeder für sich alleine. Vor mehr als zweitausend Jahren ist der Heiland auf die Welt geschickt worden, um den Menschen Erlösung zu bringen. Doch davon merkt man dieser Tage überhaupt nichts mehr. Jesus wollte den Menschen Liebe und Freiheit bringen, doch geblieben sind nur Hass und Konsumrausch. Der Zauber vonWeihnachten ist verloren gegangen, und nur ihr könnt ihn retten. Also, löst das Problem, und all eure Probleme werden sich ebenfalls in Luft auflösen!»
«Wie, Luft?»
«Ich will keine Probleme, die ich vorher sowieso nicht hatte!»
«Was geht mich Weihnachten an? Wir sind Märchenfiguren. Wir verkörpern das Böse. Bei uns geht es um Kannibalismus, Faulheit, Lügen und Eitelkeit, aber nicht um irgendwelche schlecht geschmückten Tannenbäume und Babys in Heu und Stroh!»
Alle diskutierten wie wild durcheinander und blickten sich reihum fragend an.
«Ich habe da wirklich keine Lust drauf. Ich habe Pläne. Und die müssen eingehalten werden!»
«Ja, auch ich werde erwartet!»
«Ich nicht, aber ich habe trotzdem keinen Bock …»
«So. Haben sich jetzt alle wieder beruhigt?», schaltete sich die Stimme wieder ein. «Also, nochmal langsam zum Mitschreiben. Ihr braucht keine Angst zu haben, weil ihr auserwählt wurdet. Das ist doch eigentlich was Gutes, immerhin geht es hier darum, die Welt zu retten. Großmutter und das tapfere Schneiderlein waren gestern – Superman, Barbarella, Catwoman … das sind die Helden der Neuzeit. Verstanden? Also, reißt euch am Riemen und vertragt euch! Und vor allem löst die verdammte Aufgabe.»
Ein lauter Knall ertönte, als hätte jemand einen Hörer mit voller Wucht auf die Gabel geknallt. Man hörte ein Rückkopplungsgeräusch und dann ein leises Schrauben. Dann meldete sich die Stimme erneut.
«Also, das verdammt war natürlich nicht so gemeint, ehermethaphorisch, ähm. Jedenfalls, ihr könnt jetzt loslegen. Einen schönen Tag noch!» Die vier hörten ein leises Klacken, dann verstummte die Stimme endgültig.
«Auserwählt? Nee, nee, nee, für so ’nen Kram bin ich echt zu alt. Und hey! Was soll schon passieren, wenn wir es nicht tun? Ich habe sogar meine Frosch-Phobie überwunden. Konfrontationstherapie. Kann ich jedem nur empfehlen. Ich habe keine Angst mehr.» Die Prinzessin ballte erneut die Fäuste, und die Stiefmutter nickte zustimmend. Ungeduldig scharrte der Wolf mit den Pfoten über das Parkett.
«Hallo!» Die Prinzessin neigte ihren Kopf nach oben und begann nach der Stimme zu rufen. «Haaaaallo!» Als nichts passierte, blickte sie ihre Leidensgenossen auffordernd an. «Na, worauf wartet ihr? Ruft alle mit. Vielleicht lassen die ja doch noch mit sich verhandeln!»
Die vier erhoben sich etwas widerwillig von ihren Plätzen und fassten sich an Händen und Pfoten. Dann holten sie tief Luft und riefen aus vollem Halse: «Haaaaaallllooooooooooooohhhhhhhhhh!» Das Echo hallte von den Wänden wider, und wenn man genau hinfühlte, konnte man sogar ein leichtes Beben spüren. Doch trotz aller Stimmgewalt – die Stimme hatte keine Nachsicht und blieb stumm.
Die Knusperhexe war die Erste, die sich wieder einen Platz neben den Stofftieren suchte. Sie hatte sich an eine Riesenschildkröte gelehnt und versank förmlich in dem kuschelweichen Rückenpanzer. Die Stiefmutter nahm ebenfalls Platz, setzte sich jedoch kerzengerade auf den blanken Holzboden. Die Prinzessin schnappte sich ein Kissen, und auch der Wolf rollte sich nun neben den Regalen zusammen.
«Was soll das überhaupt heißen: der Zauber von Weihnachten?Jedes Kind weiß doch mittlerweile, dass es das Christkind gar nicht gibt. Die Geschenke kommen von Mami, Papi und Onkels, und was
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