Lustig, lustig, tralalalala
nicht gefällt, wird nach den Feiertagen eben wieder umgetauscht.» Die Prinzessin brach als Erste das Schweigen. Sie blickte neidisch auf die Keksschachtel, die die Hexe gerade geöffnet hatte, hielt sich aber zurück.
«Tja, Mami und Papi werden uns aber sicher nicht aus dieser Situation hier rauskaufen können», äffte die Knusperhexe den Tonfall der Prinzessin nach. Sie verspürte trotz erhöhter Zuckerzufuhr schon wieder ein leichtes Hungergefühl, und in so einer Stimmung war nicht mit ihr zu spaßen. «Was ist, wenn uns der Proviant ausgeht?», setzte sie mit einem besorgten Unterton nach.
«So weit wird es nicht kommen. Vorher knacken wir die Tür!», entgegnete der Wolf, in dem langsam wieder der Abenteurer erwachte.
«Ach ja? Und womit?», giftete die Prinzessin beleidigt. Keiner schien sie ernst zu nehmen, und sie hatte große Lust, erst einmal ein paar Stunden zu schmollen. Leider schien sich keiner für ihre Launen zu interessieren. Stattdessen meldete sich nun die Stiefmutter zu Wort.
«Also, ich fasse nochmal zusammen. Wir sind hier in einem Kaufhaus, wo genau auch immer. Wir werden von einem Irren ohne Körper, aber mit markanter Stimme gefangen gehalten und mit einer Aufgabe konfrontiert, die wir nicht verstehen. Jetzt mal ernsthaft. So geht das nicht weiter. Es ist der 24. Dezember, die nächsten zwei Tage wird sich hier keiner blicken lassen, und bis dahin werden wir hier komplett plemplem. Nicht, dass ich eure Gesellschaft nicht schätzen würde. Aber so langsam komme ich mir vor, als sei ich selbst Teil einer dieser furchtbaren Nachmittagsshows geworden. Und die, die schaueich nun wirklich nicht gerne an. Also, irgendwelche Lösungsvorschläge?» Die Stiefmutter war es gewohnt, mit Problemen pragmatisch umzugehen. Istzustand, Sollzustand und der Weg dazwischen, damit hatte sie bisher noch jede Schwierigkeit in den Griff gekriegt. Mit Ausnahme ihrer Stieftochter Schneewittchen natürlich, aber das hatte sie in diesem Moment verdrängt. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit langem wieder großartig. Sie hatte eben doch den Durchblick. Da sollte noch einmal jemand behaupten, Intelligenz und gutes Aussehen könnten nicht in einer Person vereint sein.
«Wie ich höre, höre ich von euch nichts. Also werde ich einen Vorschlag machen. Jedes Kaufhaus verfügt nicht nur über normale Eingangs- und Ausgangstüren, sondern auch über zahlreiche Notausgänge. Die sollten wir zuallererst einmal suchen.»
«Aber natürlich! Wieso sind wir da nicht gleich draufgekommen. Wir verschwinden einfach durch die Hintertür!» Leicht sarkastisch schüttelte der Wolf den Kopf. «Entschuldige bitte, welcher Idiot zieht ein Kidnapping durch, ohne die Ausgänge zu verriegeln?»
«Keine Ahnung, vielleicht ein Idiot, der nur aus einer Stimme besteht? Außerdem hast du vorhin auch vorgeschlagen, wir sollten eine Tür suchen und sie aufbrechen.» Die Stiefmutter reagierte leicht eingeschnappt, obwohl sie dem Wolf eigentlich recht geben musste. Was ihr allerdings noch viel stärkeres Kopfzerbrechen bereitete, war die Tatsache, dass es sich bei dem Irren vielleicht um jemanden aus Fleisch und Blut handelte.
«Was ist, wenn es sich bei dem Irren um jemanden aus Fleisch und Blut handelt?» Die Hexe sprach die Gedanken der Stiefmutter laut aus und kauerte sich dabei erschrocken an ihreSchildkröte. Sie war zwar ziemlich unzufrieden mit ihrem Leben, aber sterben wollte sie noch lange nicht. Auch der Prinzessin wurde unwohl bei dem Gedanken. Schluchzend sackte sie in sich zusammen.
«O Gott, ihr meint doch nicht etwa, dass jemand uns ernsthaft umbringen möchte? Oje … Ich bin doch noch so jung … Ich … Ich … uuuuuhhhhh … Ich bin doch schließlich …»
«Ja, ja, eine echte Prinzessin, wir wissen es mittlerweile», unterbrach sie die Stiefmutter. Dass die Adligen immer gleich durchdrehen mussten.
«Anstatt hier herumzukrakeelen und zu meckern, mach doch einen besseren Vorschlag!», giftete sie weiter.
«Hör mal, nicht in diesem Tonfall! Ich bin ein guter Mensch. Ich habe Respekt verdient. Insbesondere, weil ich durch diese blöde Situation ein Charitydinner verpasse!», jammerte die Prinzessin. Sie war sichtlich geknickt. Was die anderen nicht wussten: Es lag nicht unbedingt an der Hinderung, etwas Gutes zu tun. Sie verpasste nur eine weitere Gelegenheit, ein neues Ballkleid vorzuführen.
«Worum geht es denn bei der Charity?», fragte der Wolf, und auch die Hexe guckte interessiert von ihrer
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