Lustig, lustig, tralalalala
der Obhut eines mutmaßlichen Irren, der für seine Taten schon bald zur Rechenschaft gezogen wird! Ich kenne da einen Anwalt … Und wenn wir es nicht schaffen, den Spinner vor Gericht zu bringen, dann werde ich ihm persönlich die Ostereier abschneiden», rief die Stiefmutter aus. Sie hatte sich nun neben die Prinzessin gestellt und musterte diese eingehend.
«Ach nein. Ich meine, bisher ist uns doch nichts geschehen. Gut, wir sind hier eingeschlossen. Aber wir haben zu essen und zu trinken. Es ist gemütlich, es ist warm, und wir haben uns hier kennengelernt. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so einen netten Abend hatte – mit so tollen Gesprächen. Wenn ich ehrlich sein darf, so offen war selten jemand zu mir. Vielleicht sogar noch gar nie.» Die Prinzessin wurde ein wenig rot, als sie die Worte aussprach. Sie blickte unsicher in die Runde. Doch als sie in die Gesichter der anderen sah, erkannte sie, dass alle vier genau das Gleiche fühlten, also fuhr sie fort.
«Überlegt doch mal. Wir sind hier in einem Kaufhaus vollerWaren. Und da draußen gibt es so viele Kinder, die schon lange keine Geschenke bekommen haben, Weihnachten hin oder her. Lasst uns einfach all das Spielzeug und die Süßigkeiten verpacken. Und dann verschenken wir es an die, die wirklich nichts haben!»
«Ich bin dabei. Das klingt nach einer schönen Sache!», rief der Wolf und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Auch er schien seine Vorurteile vollends begraben zu haben. Offenbar waren nicht alle Frauen so schlecht, wie er immer geglaubt hatte.
«Eine tolle Idee! Das gefällt mir fast noch besser als die Party», sagte die Stiefmutter und ergänzte: «Und sollte uns irgendwer wegen Diebstahl anzeigen, dann schlagen wir zurück und drohen mit der Klage!»
«Ja, so machen wir das!» Auch die Knusperhexe war sichtlich begeistert. Noch etwas freuden- und wodkatrunken (mittlerweile war man bereits auf die härteren Kaliber umgestiegen), begann die illustre Runde erneut im Kaufhaus zu hamstern. Diesmal waren es Spielkonsolen, Fußbälle und Cabbagehead Kids, die in den Einkaufswagen von Wolf, Stiefmutter und Knusperhexe landeten, während die Prinzessin bereits eifrig dabei war, Geschenkkartons zu basteln und Schleifen zu binden. An jedes Päckchen wurden noch Zuckerstangen, Lebkuchenherzen und Schokoriegel gehängt, sodass bald ein großer Berg kunterbunter Präsente heranwuchs. Alle waren mit Feuereifer dabei, lachten, tanzten und sangen aus vollem Halse.
«Kommt, wir laden alles hier auf diese Kutsche, dann können wir die Geschenke direkt in der Stadt verteilen!» Die Knusperhexe begann, die Pakete auf die große Kutsche zu laden, die vor dem Kaufhaus geparkt war. Sie bestand aus dunkelbraunem Ebenholz mit Goldbeschlägen und roten Samtkissen. Davorwaren vier beeindruckende Kaltblutpferde gespannt, denen der Atem aus den Nüstern dampfte. Auch die Stiefmutter, die Prinzessin und der Wolf begannen nun, alles auf den Rücksitz des Wagens zu türmen. Das Unterfangen klang leichter, als es war. Schließlich musste alles seinen Platz finden, durfte aber bei der Fahrt nicht hinunterfallen. Nach einer guten Weile und jeder Menge Lachanfälle, gespickt mit wenig christlichen Flüchen, war alles perfekt verschnürt und abfahrbereit. Schwungvoll nahmen nun auch die vier Aushilfselfen auf den Kissen der Kutsche Platz.
«Allez! Hopp, hopp! Los geht’s!» Die Knusperhexe hatte sich die Zügel geschnappt und schnalzte laut mit der Zunge. Sofort trabten die Pferde über den dicken Schnee, dass es nur so knirschte. Immer schneller und schneller düste die Kutsche in die Nacht hinein, bis die Kufen endlich vom Boden abhoben und das Gefährt durch die Lüfte flog. In Windeseile trug es die vier merkwürdigen Gestalten von Haus zu Haus. Es schien, als sei die Zeit stehengeblieben. Die Sterne prangten am Himmel, und der Mond glotzte ungläubig auf das, was er in dieser ungewöhnlichen Nacht so alles geboten bekam.
Kaum war ein Paket abgeliefert, schwebte die Kutsche auch schon wieder lautlos von dannen. Nur die Freudenschreie der Beschenkten erinnerten daran, dass das alles wirklich geschah.
«Habt ihr die leuchtenden Kinderaugen gesehen?», fragte die Prinzessin aufgeregt. Gerade hatten sie ein Waisenhaus am Stadtrand passiert und auch dort natürlich jede Menge Päckchen mit Spielzeug und Naschwerk hinterlassen. Keiner der vier dachte im Traum daran, einen Dank abzuwarten. Aber ab und zu wagte einer der vier eben doch einen vorsichtigen Blick
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