Lustnächte
Verwahrung genommen und ihn dorthin zurückgebracht, wohin er gehört.“
Was?
„Soll das heißen, diese gewalttätigen Kerle mit den Maschinenpistolen waren Eure Leute?“
In Pierre kochte unbändige Wut hoch. Unflätig und laut äußerte er seine Ansicht über Mönche, die ihre Wünsche mit Waffen unterstrichen.
„Und darf man vielleicht wissen, weshalb sie genau zur rechten Zeit am rechten Ort waren? Habt Ihr uns etwa ausspioniert?“
Ungeheuerlich! Pierre schnaubte vor Wut. Und dieser alte Mann stand einfach da und lächelte. Dieser … dieser …
„Wir mussten sichergehen, dass, falls ihr etwas findet, es nicht in die falschen Hände gerät“, sagte der Abt ruhig. „Bruder Philippe hat sich dieser Aufgabe gewidmet. Was ihm eine recht schmerzhafte und teure Zahnbehandlung eingebracht hat.“ Der Blick, mit dem er Pierre bedachte, war unmissverständlich. Es interessierte ihn nicht. Er war einfach zu wütend.
„Der Kerl im schwarzen Anzug.“
„Ja, genau. Der, dem du in den nächtlichen Straßen von Rennes-le-Château eins übergezogen hast, wie du dich ausdrücken würdest. Nun, vergessen wir die Sache. Ich denke, dass ihr ein Recht darauf habt, die ganze Wahrheit über den Schatz zu erfahren. Und über die Hintergründe.“
Pierre wollte gerade wieder aufbrausen, als Jean-Luc ruhig sagte: „Also, mich interessiert es schon.“
Beatrix legte Pierre besänftigend die Hand auf den Arm.
„Mich ebenfalls.“
Pierre schnaubte. „Also gut. Wir hören.“
„Nun“, begann der Abt, „ich muss gewiss nicht eigens sagen, dass das, was ich euch zu erzählen habe, nicht für fremde Ohren bestimmt ist. Solltet ihr jemals versuchen, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, was hier gesprochen wurde, werden wir es nicht nur dementieren. Es könnte … ernste Folgen für euch drei haben.“
Wieder dieser durchdringende Blick. „Es sollte euch nicht entgangen sein, was mit Leuten passiert ist, die versucht haben, aus unserem Geheimnis Profit zu schlagen: Gelis, Boudet, Rescanières, Corbu …“
Drohte der Kerl ihm etwa? Pierre fühlte wieder Wut aufsteigen. Nur die schmale Hand auf seinem Arm hielt ihn ab, seine Meinung dazu zu sagen. Er legte seine Hand darüber und hielt sich fest. Langsam wurde es wieder besser.
„Ihr habt sie alle umbringen lassen“, stellte Jean-Luc gerade fest.
„Auch Corbu?“, fragte Beatrix.
„Es war unumgänglich“, antwortete der Abt ungerührt. „Corbu kam der Wahrheit auf die Spur. Er wollte sein Wissen nicht für sich behalten. Er wollte das Geheimnis, kaum dass er es entdeckt hatte, mit aller Gewalt an die Öffentlichkeit bringen. Er war nicht bereit, mit uns zu kooperieren.“
Sie starrten den frommen Mann an.
„Ich kann nicht glauben, dass Männer Gottes sich zu Mördern machen. Warum?“
Pierre kämpfte noch immer gegen seine Rage. Was der Alte sagte, war nicht gerade hilfreich dabei. Er klammerte sich an die Hand auf seinem Arm und versuchte, ruhiger zu atmen.
Statt des Abts antwortete Jean-Luc.
„Weil dieser Schädel, den wir gefunden haben, tatsächlich der Schädel Jesu ist. Und die Dokumente beweisen es, nicht wahr? Jesus ist niemals auferstanden, der gesamte christliche Glaube ist auf einer riesigen Lüge aufgebaut. So, wie wir es vermutet haben.“
„Ganz recht. Und unser Bestreben ist es, dieses Geheimnis zu wahren.“
„Wessen Bestreben genau?“, fragte Pierre. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Nun“, erwiderte der Abt. „Ich gehöre dem Orden von Sion an …“
„Ihr? Ihr gehört dem Orden von Sion an?“, fragte Beatrix ungläubig. „Aber Ihr seid doch Benediktiner, ein Mitglied der römischkatholischen Kirche.“
Na, dann sollte sie ja jetzt auch wissen, was für Heuchler das waren.
„Das eine schließt das andere nicht aus, meine Tochter. Mitglieder unseres Ordens sind in vielen Schaltstellen der Macht zu finden. Auch innerhalb der römisch-katholischen Gemeinschaft. Wir wahren das Geheimnis, um die nicht stattgefundene Auferstehung Jesu seit mehr als zweitausend Jahren. Seit der Zerstörung des Tempels von Jerusalem durch den Römer Titus. Bis dahin waren die Beweise für seinen Tod dort hinterlegt. Dokumente über sein Leben, seine politische Einstellung, seinen Prozess und seine Hinrichtung.“
„Und dieses Geheimnis hegt ihr einzig zu dem Zweck, Macht auszuüben. Ihr haltet die christliche Welt damit in Schach “, erwiderte Pierre gereizt. Seine freie Hand war zur Faust geballt.
„Du magst es nennen, wie du
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